Siegen/Hilchenbach. . Wissenschaftler an der Universität Siegen arbeiten an einem Projekt, bei dem Kunststoffe aus Altautos energetisch verwertet werden sollen. Armaturenbretter, Teppichböden oder Sitzpolster – in einem aufwendigen Verfahren möchten die Forscher daraus ein Brennstoff machen. Das Projekt heißt „ReGran“.
Die Lebenszeit von Automobilen ist begrenzt. Irgendwann steht die Entsorgung an. Dabei sollten laut Altautoverordnung rund 95 Prozent der Bestandteile wiederverwertet werden. Für viele Auto-Bestandteile ist Recycling bereits möglich. Etwas schwieriger ist das bei Kunststoffteilen. Sie landen bislang als Mischkunststoffe entweder auf Deponien oder werden mit recht schlechtem Wirkungsgrad in Müllverbrennungsanlagen verfeuert.
Das soll sich ändern. Beim Projekt „Innovative Mischbrennstoffgranulate aus Schredderrückständen des Automobilrecyclings und heimischen Energieträgern“ arbeiten der Lehrstuhl für Energie- und Umweltverfahrenstechnik der Uni Siegen und die Firma SiCon mit Sitz in Hilchenbach zusammen. Der Industriepartner entwickelt und fertigt Recyclinganlagen für Alt-Autoverwertung.
Halbe Million Euro zur Verfügung
Das Projekt mit dem Kürzel „ReGran“ ist am 1. November 2013 offiziell angelaufen. Finanziert wird es u.a. vom Bundeswirtschaftsministerium. 175 000 Euro erhält die Universität Siegen für die Dauer von zwei Jahren. Auch das Hilchenbacher Unternehmen erhält diese Summe, muss die 175 000 Euro aber aus Eigenmitteln verdoppeln, so dass insgesamt mehr als eine halbe Million Euro zur Verfügung stehen.
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Die Methode klingt simpel. Die Wissenschaftler Prof. Wolfgang Krumm haben aber noch einige Forschungsarbeit vor sich. In dem Verfahren werden Kunststoffteile geschreddert. Ein erheblicher Teil der Kunststoffteile besteht aus faserigen Flusen. Diese Flusen werden mit einem organischen Brennstoff – Waldrestholz, Sägespäne, Braunkohlestaub, Gummimehl aus der Altreifenverwertung, zerkleinerte Energiepflanzen oder ähnliches Material – in einen beheizten Eirich-Intensivmischer gegeben.
Versuchsanlage an der Uni Siegen
In der Versuchsanlage, die demnächst an der Universität Siegen aufgebaut wird, erfolgt das Beheizen des Mischers mit elektrischem Strom. „Wir brauchen ein Temperaturniveau von etwa 200 Grad Celsius“, sagt Forscher Prof. Wolfgang Krumm.
Granulat als Brennstoff in Zementdrehöfen oder Kraftwerken einsetzbar
Der Mischer selbst dreht sich. Im Inneren befinden sich Werkzeuge, die sich ebenfalls drehen. Unter der Wärmeeinwirkung schmelzen die Kunststofffasern auf und verbinden sich mit den anderen Brennstoffen. So entsteht kugelförmiges Granulat. Das Granulat wird aus dem Mischer gekippt und erkaltet. Es soll als Brennstoff in Zementdrehöfen oder in Kraftwerken eingesetzt werden.
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Bis dahin liegt aber noch viel Forschungsarbeit vor Prof. Krumm und seinem Team. „Wir müssen erst herausfinden, ob die biogenen Energieträger wirklich nach unseren Vorstellungen eingebunden werden können, wie das optimale Mischverhältnis zwischen Kunststoffflusen und Biomasse aussieht, wie es um die optimale Temperatur im Mischer bestellt ist und um dessen optimale Drehgeschwindigkeit“, zählt Prof. Krumm auf, wie viel Arbeit bevor steht, bis das Granulat tatsächlich in der Industrie eingesetzt werden kann.
Umweltfreundliche Verbrennung das Ziel
Einen besonderen Vorteil besitzt dieser neue Brennstoff aus Sicht der Wissenschaftler: „Wir können Additiva zugeben.“ Das heißt: Durch die Beigabe von Zusatzstoffen wie beispielsweise Kalkstein erhoffen sich die Forscher, die Schadstoffbildung bei der Verbrennung reduzieren zu können.