Siegen. Die Leerstände an der Kölner Straße nehmen wieder zu, die Betreiberinnen des Siegener Dekoladens ziehen die Reißleine: Sie sehen keine Zukunft.
25 Jahre lang waren Antje Blöcher und Ute Ohrndorf mit ihrem Dekorationsgeschäft Formschön an drei unterschiedlichen Standorten in Siegen. Jetzt wird es bis spätestens Ende Mai schließen. Seit 2016 finden die Kundinnen und Kunden den kleinen Laden in der Kölner Straße, damals war gegenüber noch Karstadt geöffnet. Dass das große Kaufhaus im vergangenen Jahr dicht gemacht hat, sei laut den Betreiberinnen ein entscheidender Grund für den Kundenrückgang. Aber auch der Blick in die Zukunft besiegelte die Entscheidung.
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In Zeiten des Online-Shoppings haben es kleine Läden im Einzelhandel ohnehin immer schwerer. Die Schließung der Karstadt-Filiale in der Kölner Straße wurde aus der Sicht der Formschön-Betreiberinnen zudem zu ihrem Verhängnis. „Die Straße wird einfach nicht mehr so frequent besucht seitdem. Auf einen guten kommen meist vier schlechte Tage“, sagt Antje Blöcher. Viele Menschen, die bis zum vergangenen Jahr noch wegen Karstadt die Fußgängerzone hochkamen, schauten bei dieser Gelegenheit auch bei Formschön vorbei.
Einzelhandel in Siegen leidet unter Online-Shopping
Für die Schließung war das Karstadt-Aus zwar zum jetzigen Zeitpunkt der „der Auslöser“, wie Ute Ohrndorf anmerkt. „Aber innerhalb der nächsten zwei Jahre wären wir so oder so gegangen.“ Denn außer den Baumaßnahmen auf der Koblenzer Straße, die seit einigen Wochen im Gange sind, könnte bereits im nächsten Jahr auch direkt rund um Formschön gebaut werden. Ins ehemalige Geschäftshaus Hettlage sollen mittelfristig die Teilbibliothek der Fakultäten I und II in der Siegener Innenstadt einziehen. „Wenn die Baumaßnahmen abgeschlossen sind, wären wir beide Ende 60. Deshalb ziehen wir lieber jetzt die Reißleine“, sagt Antje Blöcher.
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Selbst wenn die Innenstadt frei von Baustellen wäre und Karstadt weiterhin Kunden in die Nähe von Formschön ziehen würde, sähen die Betreiberinnen auf lange Sicht keine Zukunft für ihren Laden – und den stationären Einzelhandel insgesamt. Auch bei Dekorationen greifen vor allem jüngere Leute immer mehr auf große Anbieter im Internet und sogar soziale Medien zurück. „Es wird irgendetwas an Deko auf Instagram empfohlen und direkt bestellt. Das ist ein ganz anderes Kaufverhalten“, betont Ute Ohrndorf.
Siegen: „Formschön“-Kunden haben nicht das Gefühl, dass die Stadt lebt
Beide sind über 60, viele Kunden, die Formschön noch aus den Anfängen kannten, kommen nicht mehr in die Stadt. Neue kommen kaum nach. „Ohne eine gesunde Frequenz in der Fußgängerzone und das Gefühl des Kunden, dass die Stadt lebt, kriegen wir einfach keine neuen Kunden in den Laden. Bevor die Baumaßnahmen nicht komplett abgeschlossen sind, sehe ich hier keine Zukunft“, erklärt Ute Ohrndorf.
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Hohe Parkgebühren, fehlende Sanitäranlagen und mangelnde Sauberkeit machen die Oberstadt laut den Betreiberinnen mit der Möglichkeit des Online-Shoppings für Kunden immer unattraktiver. Nach dem Wegfall des Karstadt-Kundenstroms und der Schließung anderer Läden in der Oberstadt suchen erst recht weniger Leute den Weg in die Kölner Straße zu Formschön und den umliegenden Geschäften.
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Seit den 80er-Jahren arbeiten Antje Blöcher und Ute Ohrndorf zusammen, seit 1999 führen sie ihr Geschäft Formschön. Nachdem es nun in der Kölner Straße aufgegeben wird, wird es den Laden auch an keinem anderen Standort mehr geben. Preisgünstige Wohnaccessoires und Heimtextilien sowie Taschen und Schmuck haben laut den Besitzerinnen zumindest über viele Jahre Anklang gefunden. „Die Kunden waren immer zufrieden und ich denke, vom Sortiment her haben wir immer alles richtig gemacht“, so Antje Blöcher. Bis voraussichtlich Mitte Mai können Kunden die Restbestände reduziert kaufen. Ein Nachmieter ist bisher nicht bekannt.