Eiserfeld. Im Reinhold-Forster-Erbstolln erwacht Bergbaugeschichte zum Leben. Ein neues „Grubenhaus“ soll es für Besucher künftig noch angenehmer machen.

Einen Vorteil hat das miese Wetter – es schüttet wie aus Eimern – in diesem Moment dann doch mal: Es wird völlig klar, warum der Reinhold-Forster-Erbstolln ein Grubenhaus bekommen wird. Das neue Gebäude soll es möglich machen, Besuchergruppen künftig grundsätzlich im Trockenen auf die Stollenbesichtigung einzustimmen und vorzubereiten. Bisher fehlen dafür geeignete Räume nämlich. Auch dank einer Förderzusage der NRW-Stiftung über bis zu 170.000 Euro soll sich das nun ändern.

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Karl Peter Brendel vom Stiftungsvorstand übergibt die Förderurkunde am Mittwoch an Klaus Hippenstiel, Geschäftsführer der Gewerkschaft Eisenzecher Zug. Diese gründete sich nebst eines Fördervereins 2015, um sich um „Erhalt und Ausbau des Besucherbergwerks sowie eines der weitläufigsten regionalen Stollensysteme“ zu kümmern, wie es auf der Homepage heißt. 2017 erfolgte schräg gegenüber vom denkmalgeschützten Stollnportal der Kauf eines Grundstücks, auf dem das Grubenhaus entstehen soll.

So soll das neue Grubenhaus nach derzeitigem Plan einmal aussehen. Gebaut wird es auf einem Grundstück schräg gegenüber des Reinhold-Forster-Erbstollns. Im Idealfall wird es noch in diesem Jahr fertig.
So soll das neue Grubenhaus nach derzeitigem Plan einmal aussehen. Gebaut wird es auf einem Grundstück schräg gegenüber des Reinhold-Forster-Erbstollns. Im Idealfall wird es noch in diesem Jahr fertig. © Gewerkschaft Eisenzecher Zug

Siegen: Grubenhaus am Reinhold-Forster-Erbstolln soll bis Ende 2023 stehen

Dann kamen Planungen, Förderanträge, Hürden und Verzögerungen wegen der Corona-Pandemie und im November vergangenen Jahres schließlich eine Zusage der NRW-Stiftung. Weitere 200.000 Euro gibt es von der Sparkasse Siegen, außerdem einige kleinere Summen von weiteren Spenderinnen und Spendern. „Wir hoffen, dass wir mit etwas mehr hinkommen“, sagt Klaus Hippenstiel. Etwa 30.000 Euro fehlen nach momentanem Stand noch, doch die Gewerkschaft Eisenzecher Zug ist zuversichtlich, dass sich die Lücke zeitnah schließen lässt. Im Idealfall, so Klaus Hippenstiel, soll das Grubenhaus Ende des Jahres bereits stehen. „Wir freuen uns, die ehrenamtliche Arbeit unterstützen zu können“, betont Klaus Peter Brendel. „Wir wissen als Stiftung, dass ehrenamtliche Arbeit immer schwieriger wird.“

In Betrieb bis 1902

Der Reinhold-Forster-Erbstolln ist Teil des „Eisenzecher Zugs“. Er wurde 1805 angelegt. Die Förderung durch den Erbstollen endete 1902.

Das Stollnportal, 1879 im Stil des Historismus gebaut, steht seit 1982 in der Denkmalliste der Stadt Siegen.

Adresse: Reinhold-Forster-Weg 22 in Eiserfeld. Infos online: gewerkschaft-eisenzecher-zug.de

Das Grubenhaus soll einen Raum zur Ausgabe der obligatorischen Schutzausrüstung für Besucherinnen und Besucher haben, sanitäre Einrichtungen und einen Mehrzweckraum. Es läuft seit der Eröffnung des Schaubergwerks im Jahr 1984 auch ohne dieses Extra-Gebäude – aber eben in den beengten Verhältnissen des Stollens oder im Freien. Eine wetterunabhängige Empfangsfläche würde die Abläufe wesentlich komfortabler machen und damit eine Besichtigung des Erbstollns attraktiver. Sehenswert ist der auf jeden Fall. „Es ist die letzte weitläufige und noch zugängliche Grubenanlage der Region“, ist in der Begleitbroschüre zum Grubenhaus-Projekt erläutert. Vom Eingang bis zum Kaiserschacht sei der Reinhold-Forster-Erbstollen mit rund 7,6 Kilometern Länge (inklusive Seitengänge) einer der längsten in Nordrhein-Westfalen. Zugänglich für Besucher sind die ersten 350 Meter.

Karl Peter Brendel vom Vorstand der NRW-Stiftung übergibt die Förderurkunde vor dem Reinhold-Forster-Erbstolln in Eiserfeld an Klaus Hippenstiel (in orangefarbener Jacke).
Karl Peter Brendel vom Vorstand der NRW-Stiftung übergibt die Förderurkunde vor dem Reinhold-Forster-Erbstolln in Eiserfeld an Klaus Hippenstiel (in orangefarbener Jacke). © WP | Florian Adam

Siegen: Bergbaugeschichte hat große Bedeutung für Stadt und Region

Bürgermeister Steffen Mues, bei der Übergabe der Förderurkunde dabei, betont die Wichtigkeit davon, „Menschen die Bergbaugeschichte im Siegerland nahezubringen“. Sie reiche weit länger zurück als die im Ruhrgebiet oder in vielen anderen Gegenden Deutschlands, sie war prägend für die Stadt und die Region – aber es sei kaum noch etwas davon zu sehen. Fördertürme und andere Anlagen seien vielerorts zurückgebaut worden. Der Reinhold-Forster-Erbstolln sei auch deshalb eine wichtige Anlaufstelle, das Engagement der Ehrenamtlichen so wertvoll. Die Gewerkschaft Eisenzecher Zug setzt ihre Arbeit ebenfalls in einen größeren Zusammenhang. Es gehe darum „Bergbautechnik, Industriegeschichte sowie die mit dem Bergbau hier verbundenen sozialen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Entwicklungen zeitgemäß“ darstellen zu können, wie sie in der Broschüre betont.

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