Netphen. Die Stadt Netphen legt die Hand auf Dreis-Tiefenbach: Neben der Alten Burg gilt die Aufmerksamkeit der Umgebung des Einkaufszentrums.
Ein Neubaugebiet auf der Alten Burg hätte in Dreis-Tiefenbach wenig Freunde. Am allerwenigsten, wenn dort der Standort für das von der Stadt gewünschte dritte Alten- und Pflegeheim wäre.
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Die Alte Burg
Trotzdem: Mit der knappen Mehrheit von acht gegen sieben Stimmen sprach sich der Stadtentwicklungsausschuss bei zwei Stimmenthaltungen für den Antrag der SPD-Fraktion aus, sozialen Wohnungsbau und Altenheim auf der Alten Burg zu platzieren – wenn denn das Baugebiet eines Tages geplant wird und die Stadt bis dahin keine besseren Standorte gefunden hat. Es müsse ja nicht zwingend Dreis-Tiefenbach sein, sagte Annette Scholl (SPD). Auch Dr. Gerrit Kampmann (SPD) räumt ein, dass ein Altenheim „vielleicht halb so weit entfernt“ besser angenommen würde und auch für Investoren interessanter wäre.
Die Alte Burg ist ein nach Norden ausgerichteter Hang oberhalb von Sieg- und Austraße. Eine Zufahrt unten aus dem Tal wäre zu steil, die Erschließung müsste über die Weidenauer Straße und die Reichspfad-Siedlung erfolgen. Erhard Braas (UWG) erinnerte daran, dass Anlieger schon vor über acht Jahren Unterschriften dagegen gesammelt hätten, als die Stadt ihren neuen Flächennutzungsplan vorbereitete. Abgesehen von der unattraktiven Nordlage: Der Verkehr würde über die Weidenauer Straße („ungeeignet“) und – alternativ zur Kreisstraße 5 – über den Fehlingsweg fließen. Für die Anwohner wäre das eine „Zumutung“. Und: „Wie sollen die alten Leute in den Ort kommen?“
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Braas regte an, für ein Alten- und Pflegeheim über einen Standort hinter der Dreisbacher Mühle vor den Siegauen nachzudenken oder direkt an der Siegstraße zu bauen, falls der dortige Gartenbaubetrieb einmal umzieht. Für ein Wohngebiet könne es „nicht schaden“, die Planung für den Hainschuss wieder aufzunehmen. Dieses Hochplateau zwischen Dreis-Tiefenbach und Eckmannshausen war bereits „Plan 2010“ der Stadt Netphen vorgesehen, dann aber vom Rat abgelehnt worden, um nicht weiteren Verkehr auf die L 728 zu ziehen. Damals glaubte Netphen noch an den Bau einer Ortsumgehung für Dreis-Tiefenbach.
Vorgabe in Netphen: 30 Prozent sozialer Wohnungsbau in Neubaugebieten
Lothar Kämpfer (SPD) wies den Rückgriff auf in der Vergangenheit geführte Debatten zurück. Die Bedingungen hätten sich verändert, „die Lage auf dem Wohnungsmarkt hat sich deutlich verschärft, die Nachfrage nach Wohnungen ist immens.“ Im Entwurf des Regionalplans sei die Alte Burg das einzige noch für Dreis-Tiefenbach vorgesehene Baugebiet. „Das müssen wir ausschöpfen.“ Markus Sting (Grüne) nannte die Alte Burg („weit weg auf der Nordseite“) für ein Altenheim „ungeeignet“. Reinhard Kämpfer (UWG) riet insbesondere von Mehrfamilienhäusern in den höheren Lagen ab: „Das sieht nicht gut aus.“ Ihnen riet Lothar Kämpfer (SPD), „mal die reale Welt zur Kenntnis zu nehmen“. Ignaz Vitt (UWG) blieb dabei: Alte Menschen gehörten mitten in den Ort „und nicht nach außen abgeschoben. Damit sollten wir gar nicht erst anfangen.“
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Paul Legge (CDU) äußerte Zweifel, dass die Stadt sozialen Wohnungsbau auf der Alten Burg überhaupt durchsetzen könne: „Alles schön und gut, wenn man Eigentümer der Grundstücke ist.“ Das machte Beigeordnetem Andreas Fresen keine Sorgen: Die Stadt werde vorher alle Grundstücke kaufen und an einen Erschießungsträger vermarkten. Nur so könne der Ratsbeschluss umgesetzt werden, in Neubaugebieten mindestens 30 Prozent der Wohnungen als sozialen Wohnungsbau fördern zu lassen,um sie zu entsprechend niedrigeren Mieten anbieten zu können.
Die Ortsmitte
Größer als zur Alten Burg war die Zustimmung zu den anderen Forderungen für Dreis-Tiefenbach. So bekam die Verwaltung den Auftrag, für den „Zentralen Versorgungsbereich“ (Siegstraße von der Hüttenwiese bis zum Jung-Stilling-Platz einschließlich Einkaufszentrum und Lidl-Markt) eine Vorkaufsrechtssatzung vorzubereiten. Immer dann, wenn in diesem Gebiet dann eine Immobilie zum Verkauf angeboten wird, hätte die Stadt den ersten Anspruch auf den Zuschlag. Eine solche Satzung gibt es bereits für Netphen-Mitte. Dort ist die Post jetzt mit ihrem Verteilzentrum ausgezogen; der neue Strandort befindet sich auf dem Gelände der früheren Firma Anton Diehl an der Industriestraße in Dreis-Tiefenbach. Auch die ehemalige Tagesklinik (jetzt im Dreis-Tiefenbacher Telekom-Komplex) kam auf diese Weise in städtischen Besitz. Ähnliches schwebt der SPD für Dreis-Tiefenbach vor. Die Stadt soll mehr Einfluss auf die Entwicklung nehmen können, das Einkaufszentrum soll wachsen können. „Wir müssen dafür sorgen, dass das Zentrum attraktiv bleibt und wir niemanden verlieren“. forderte Dr. Gerrrit Kampmann (SPD).
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Der Ausschuss stimmte diesem Teil des Antrags bei vier Gegenstimmen zu. Dazu erhielt die Verwaltung den Auftrag, „Kontakt mit Eigentümern potenziell geeigneter Grundstücke aufzunehmen und städtische Grundstücke zu prüfen“, um das Altenheim, Einzelhandel und Sozialwohnungen anzusiedeln. Wenn sich „strukturelle Änderungen“ im Ort abzeichnen, soll die Stadt darauf mit einem Rahmenplan oder einem Entwicklungskonzept reagieren.
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