Netphen. Wandern zwischen zwei Höhepunkten: Von der Obernautalsperre Netphen geht es zur einer alten keltischen Fliehburg. Herrliche Ausblicke inklusive

Dieser Berg ist tatsächlich eine Burg: die Alte Burg. Und die will erobert werden. In friedlicher Absicht, mit wachem Interesse und sportlichen Ambitionen. Den höchsten Punkt markiert ein viereckiger Stein: Der trigonometrische Punkt sitzt auf 633 Meter Höhe, unter dem schützenden Blätterdach himmelhoher Buchen. Er markiert auch das Innerste der eisenzeitlichen Wallburg. Für die Kelten eine Zuflucht, ein Lebensraum, auch mit einer kultischen Stätte. Zwei Ringwälle, dazu die steilen Flanken des Bergs boten ihnen Schutz. Die solitäre Lage, vor allem nach Westen hin, ermöglichte einen strategisch guten Überblick über den sich nahenden Freund oder Feind.

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Die Alte Burg sei die am besten erhaltene Anlage dieser Art im Siegerland, befindet die Altertumskommission des Landschaftsverbands Westfalen-Lippe. Der Aufstieg lohnt sich also auch, um der frühen Montangeschichte ein wenig nachzuspüren. Denn die Wallanlagen, regelrechte Wellen rings um das Terrain der Kuppe, sind tatsächlich bis heute gut zu erkennen. Ausmachen lässt sich von der Höhe aus auch die blitzende Wasserfläche der Obernautalsperre. Deshalb verbindet unser Gipfeltour-Vorschlag so etwas wie „Berge und Meer“.

Alte Burg bietet weite Aussicht bis zum Haardter Berg und weiter

Anfang und Ende nimmt diese Wanderung bei Brauersdorf, an der Staumauer. Von hier lässt sich durchaus die Dimension dieses 1972 in Betrieb gegangenen Trinkwasserspeichers erfassen. 1967 erfolgte der erste Spatenstich zum Bau der jüngeren, aber größten Talsperre im Siegerland. Weichen mussten die Ortschaften Obernau und Nauholz und auch ein Teil von Brauersdorf. Die Talsperre hat eine Kapazität von fast 15 Millionen Kubikmetern Wasser; voll gefüllt ist sie bis zu 43 Meter tief.

Der Keltenweg ist nicht umsonst ein „Wanderhöhepunkt“.
Der Keltenweg ist nicht umsonst ein „Wanderhöhepunkt“. © Claudia Irle-Utsch

Auf der Staumauer wird auch sichtbar, wie intensiv die Talsperre als Naherholungsort genutzt wird: Spaziergänger, Wanderer, Skater und viele Radfahrer nehmen das Angebot des eher ebenen, glatt geteerten Rundwegs dankbar an. Der Blick auf so viel Wasser erquickt und beruhigt gleichermaßen, Tierbeobachtungen (wir sahen später eine kleine Kormoran-Kolonie!) inklusive.

Gipfeltour zur Alten Burg

Berg-Porträt: Die Alte Burg ist eine 633 Meter hohe Gipfelkuppe nordöstlich von Netphen. Hier finden sich Spuren einer Fliehburg aus der La-Tène-Zeit. Talort der Wallanlage ist Afholderbach. Auch von hier geht es steil hinauf zur Alten Burg. Wer Höhenmeter sparen mag, kann diesen Berg in weniger als einer Stunde vom Wanderparkplatz „Krämers Wiese“ an der Eisenstraße (L 733) gut erreichen.

Start/Ziel: Brauersdorf, Wanderparkplatz Obernautalsperre (Straße Zur Talsperre); Bus L 162 ab Netphen, Haltestelle „Buswende“.

Distanz/Gehzeit: knapp neun Kilometer, gut 2,5 Stunden, bergauf-bergab: jeweils circa 300 Meter.

Markierung: wechselt von A2 auf „Keltenweg“ auf weißes Quadrat.

Charakter: Geschichtsträchtige Wanderung mit Seeblick. Für Konditionsstarke.

Einkehr: Nach der Tour im Landhaus Heinrichshöh (Mo./Di. Ruhetage).

Autorinnen-Tipp: Auf vorherige Anfrage ist eine Talsperrenführung mit dem Stauanlagenmeister möglich. Mehr beim Wasserverband Siegen-Wittgenstein unter 0271/7096-34.

Zur Alten Burg wandern wir zunächst entlang der Westseite des vorgelagerten Windhain-Hügels. Der Wanderweg A2 führt uns gemütlich bergan. Schön sind die Blicke ins Feldbachtal, ein unverhofftes Idyll mit Weidevieh. Nach gut anderthalb Kilometern verlassen wir den A2 über ein kurzes, unmarkiertes Wegstück nach links. Die knappe Steilstrecke bringt uns auf den Keltenweg, einen der „Wanderhöhepunkte rechts und links des Rothaarsteigs“. Er ist im Wesentlichen gezeichnet mit einer gezackten Linie im weißen Kreis auf schwarzem Grund, manchmal im Verein mit dem farbigen Keltenweg-Logo. Der Keltenweg nähert sich im Original vom Parkplatz Leimbachtal am Netpher Stadtrand über den Homerich (546 m) und dann von Afholderbach aus der Alten Burg. Wir gehen diesen Weg eine Weile nun in umgekehrter Richtung. Nicht verpassen: den Weitblick über Netphen hinweg zum Haardter Berg und darüber hinaus. So viel Aussicht bietet uns die Höhe später nicht mehr.

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Ein Stück über den Netphener Keltenweg, dann entlang der Obernau zur Talsperre

Wir folgen dem Keltenweg also nach rechts und orientieren uns fortan konsequent geradeaus. Es geht bergauf. Und wie! Denn auf dieser Seite fällt die Alte Burg besonders steil ab. Wer Wald liebt, ist hier genau richtig. Denn wir tauchen regelrecht ein in eine Welt aus sommergrünem Blattwerk. Das bleibt auch so beim Abstieg hinunter zur Wegkreuzung am Brendel, wo wir den Keltenweg verlassen. Das Wanderzeichen „Weißes Quadrat“ bringt uns sanft hinüber zu einer asphaltierten Straße. Heute ein Radweg, in den Jahrzehnten vor dem Talsperrenbau eine über das Forsthaus Hohenroth führende wichtige und öffentliche Verbindung aus dem Netpher ins Wittgensteiner Land.

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Unweit der Straße entspringt die Obernau. Ein Bach, der im Verbund mit anderen Zuflüssen die Talsperre durchfließt und südlich vom Netpher Ortskern in die Sieg mündet. Wir folgen dem zwar kleinen, aber gebietsprägenden Fluss auf dem Sträßlein zum Talsperrenufer und orientieren uns dort rechts. Zwei Kilometer sind es noch, dann hat uns die Staumauer wieder.

Übrigens: Wir verlosen Wanderrucksäcke, individuell bestickt mit ihrem Namen für die perfekte Tour. Bis 11. August teilnehmen auf wp.de/unterwegs. Viel Glück!

Unterwegs zur Alten Burg.
Unterwegs zur Alten Burg. © Claudia Irle-Utsch

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Den Gipfel der Alten Burg markiert ein quadratischer Stein, der trigonometrische Punkt: 633 Meter über Null.
Den Gipfel der Alten Burg markiert ein quadratischer Stein, der trigonometrische Punkt: 633 Meter über Null. © Claudia Irle-Utsch
Die Gipfeltour zur Alten Burg
Die Gipfeltour zur Alten Burg © Manuela Nossutta/Funkegrafik NRW

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