Dreis-Tiefenbach. Die Stimmung in Dreis-Tiefenbach scheint schlecht, zumindest auf der Bürgerversammlung. Noch nicht einmal die Müllabfuhr funktioniert.
Es hatte sich einiges aufgestaut. Immerhin drei Jahre liegt die Kommunalwahl bereits zurück, als Ortsbürgermeister Oliver Galster erstmals zur Bürgerversammlung einlädt. Das Programm ist voll, die Stimmung unter den rund 200 Anwesenden gereizt. „Verlorene Zeit“, schimpft ein Bürger. „Wir haben bisher von Euch nur Ausreden gehört,“, ärgert sich ein anderer.
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Darum geht es
Pflegeheim: Einigkeit besteht über den Wunsch nach einem weiteren Pflegeheim für die Stadt, und zwar in Dreis-Tiefenbach. Bürgermeister Paul Wagener: „Es fehlt das nötige Grundstück.“ Zuletzt wurde daher im Sozialausschuss über die Möglichkeit einer Erweiterung des Hauses St. Elisabeth in Netphen gesprochen.
Sieg verbindet: Auf dem alten Bahndamm soll ein Geh- und Radweg angelegt werden, der über die Dreisbacher Mühle die Verbindung in die Siegauen herstellt. Das Geld ist da, die Trasse im Bereich des Bahnhofs musste allerdings Richtung Siegufer verschoben werden. Die Stadt warte auf die wasserrechtliche Genehmigung, sagte Beigeordneter Andreas Fresen. „Planerisch sind wir auf dem Weg“.
Grundschule: „Wir haben eine Bestandsaufnahme gemacht und festgestellt, die Schule muss erweitert werden“, sagt Andreas Fresen. Nachgedacht wird über die Aufstockung des Gebäudetrakts am Storchennest und über einen Erweiterungsbau an der Stelle des alten Lehrerwohnhauses.
Straßensanierungen: „Zurzeit wird ein Bereich des Fehlingswegs saniert, 2024 die Weidenauer Straße. Bei Straßen wie zum Beispiel der Bismarckstraße müssen wir erst die Mittel haben“, sagt Beigeordneter Andreas Fresen, „aber es wird erst einmal das Nötigste gemacht.“
Baugebiet Alte Burg: Beigeordneter Andreas Fresen weist auf die aufwändige und teure Erschließung vom Reichspad aus durch den Wald hin.. SPD-Fraktionschef Lothar Kämpfer: „Ich und viele Bürger sind unzufrieden. Seit 2007 steht hier die Planung und nichts tut sich.“ „Ich verstehe nicht, warum ein Baugebiet hier ausgewiesen ist, zumal es teure Grundstücke werden und auch noch Blindgänger hier liegen“, sagte Uwe Eckmann, sachkundiger Bürger der Grünen-Fraktion. Für die Stadt hat das von Anfang an umstrittene Gebiet tatsächlich keine Priorität: Vorrang hat der Burggraben in Netphen, danach kleinere Gebiete in Irmgarteichen, Hainchen und Deuz (Bühlgarten).
Gewerbegebiet Im Bruch: Die Bagger sind angerollt, um die Erschließungsstraße auf dem hang über der B 62 zwischen Dreis-Tiefenbach und Weidenau zu bauen. Anwohner Gerd Schneider: „Hätte man damals gegen den Bau der B 62 gestimmt. Jetzt schon fahren täglich 30.000 Fahrzeuge in den Ort hinein oder heraus.“
Müllabfuhr: Von einer Katastrophe sprechen einige Bürger, besonders bei der immer wieder ausbleibenden Leerung der gelben Tonnen. Die Abfuhr der Leichtstoff-Verpackungen sei nicht Sache der Stadt, sondern der vom Dualen System beauftragten Firma, erklärt Bürgermeister Paul Wagener: „Wir können, wie auch unsere Nachbargemeinden, immer wieder nur Beschwerde einlegen.“
Glasfaser: Nach der Insolvenz von Glasfaser Direkt hält sich der neue Investor zurück. So werden zwar die Verträge oberhalb von Netphen eingehalten. Der angekündigte Ausbau in Dreis-Tiefenbach und den „-hausen“-Dörfern werde aber erst noch einmal überprüft. Denn vor allem in Dreis-Tiefenbach werde es schwierig, die für eine Wirtschaftlichkeit benötigte Mindestzahl an Verträgen einzuwerben, erklärt Bürgermeister Paul Wagener. Denn in diesem großen Ortsteil hat bereits die Telekom, wie auch in Netphen-Mitte, mit Glasfaser Plus eine Reihe von Kunden gewonnen. Die Stadt bemühe sich jetzt um Westconnect – das Eon-Unternehmen ist bereits in der Nachbarstadt Hilchenbach aktiv.
Windenergie: Zu den Überlegungen der Waldgenossenschaft auf der Höhe zwischen Dreis-Tiefenbach und Breitenbach Windräder zu errichten, äußert sich die Verwaltung nicht. „Offiziell gibt es keine Anträge und keine Baugenehmigungen“, sagt Andreas Fresen, „was Sie gehört haben, ist alles spekulativ- Welche Planungen die Waldgenossenschaften haben, ist uns als Stadt Netphen unbekannt.“, sagte Andreas Fresen, „und selbst beim Kreis Siegen-Wittgenstein liegen keine Baugenehmigungen vor“. Einigen Bürgerinnen und Bürgern platzt nun der Kragen. „Wir haben in der gesamten Bürgerversammlung nur Ausreden, Gerüchte, „’Vielleicht’ und ‘Wissen wir nicht’ gehört.“
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