Siegen. Während mit Handy oder Uhr bezahlt wird, bekommt der Staat einfachste Dinge digital nicht auf die Kette. Auch in Siegen müsste man auch wollen...

Das unbestritten recht hohe Durchschnittsalter der Siegener Ratsmitglieder, die über die Zukunft der Stadt maßgeblich mitentscheiden, ist noch kein Kritikpunkt. Mitunter ist die digitale Inkompetenz mancher Entscheidungsträger (oder ist es der unbedingte Wille zur Nicht-Veränderung?) zwar derart offensichtlich, dass man sich fast wünscht, einzelne Personen hätten zu einzelnen Themen lieber den Mund gehalten. Aber auch das kann kommunale Selbstverwaltung aushalten. Niemand kann sich überall auskennen, allerdings muss man sich auch nicht zu allem zu Wort melden.

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Deutsche Verwaltungen, und da ist die Stadt Siegen keine Ausnahme, sind jedenfalls noch nie Leuchttürme der Digitalisierung gewesen. Womöglich ändert sich das gerade, auch wegen des Cyberangriffs. Bisher hieß es oft: Bevor man was falsch machen könnte, macht man‘s lieber erstmal gar nicht. Nicht, bevor alles bis ins Kleinste durchdacht und durchprüft ist. Und schwupps sind schon wieder ein paar Jahre rum. Ohne nennenswerten Fortschritt. Gremien, die meinen, sie müssten überall mitentscheiden, kompetent oder nicht, machen da höchstens noch langsamer, was eh schon langsam ist.

Deutschland hinkt hinterher, vor allem der Staat – Bürokratie lähmt, nicht nur in Siegen

Fakt ist: Wir hinken hinterher. Das ganze Land, der Staat vor allem. Überall wird mit Smartphones oder Uhren bezahlt, in Siegen kann man ohne Bargeld vielerorts nicht mal an der Straße parken - zumindest ohne Handyparken-App nicht. Schon klar: Die gesetzlichen Vorgaben sind einzuhalten, es gibt viel zu wenig Geld, weder für Grundversorgung, noch für Vorzeigeprojekte. Dafür gibt es Vergabeverfahren und alles das, was eine Bürokratie so schön gründlich macht – aber es drängt sich halt auch oft der Eindruck auf: Da gibt es Prozesse um ihrer selbst Willen; nicht, weil etwas sinnvoll ist oder den Menschen nützt, die mit ihren Steuerzahlungen dafür aufkommen. Fünfe gerade sein lassen, um die Ecke denken, Neues wagen: In deutschen Amtsstuben und Verwaltungsvorschriften oft lieber nicht. Lieber auf Nummer sicher.

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Eine Abteilungsleitung sagte mal im Vertrauen: Hätte die Stadt einfach gemacht, wie sie es für richtig hielt (nämlich schnell und unkompliziert), hätte sie verklagt werden können. Vielleicht hätte sie eine Strafe zahlen müssen. Die wäre aber um einiges niedriger gewesen, als der korrekte, langatmige, umständliche Weg – allein durch den exorbitanten zeitlichen Verzug. Man hätte sich halt trauen müssen.