Siegen. Ach unterm Dach im neuen Haus der Musik: Dirigent gekündigt, Lage instabil, auch finanziell. Zeit für einen Neuanfang, findet unsere Autorin.
Das Orchester kann Krise oder besser: es kann Krisen bewältigen. Das hat es in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder bewiesen. Trotzdem braucht das Orchester die Krise nicht. Sondern soll arbeiten, spielen, andere beglücken und selbst ein möglichst harmonisches Ganzes sein.
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Die Philharmonie Südwestfalen hat auf der Haben-Seite ein neues, schmuckes Zuhause, das Haus der Musik an der Siegener Oranienstraße. Doch unterm Dach gibt’s Ach. Nicht erst seit gestern. Zu beobachten sind ein hoher Krankenstand, manche Sprachlosigkeit und die latente Verunsicherung angesichts eines finanziell strukturellen Defizits, das vermutlich aufgefangen werden kann, aber doch seine Schatten wirft.
Bei der Philharmonie Südwestfalen in Siegen fehlt‘s gerade an allen Ecken und Enden
In dieser instabil gewordenen Lage kündigt nun der Chefdirigent seinen gerade verlängerten Vertrag wieder auf: Nabil Shehata verlässt die Philharmonie Südwestfalen noch in diesem Jahr. Er hat dem Orchester seit 2019 einiges gegeben, konnte aber längst nicht immer, wie er wollte. Erst bremste ihn Corona aus, dann verhinderte ein Wasserschaden einen zügigen Umzug nach Siegen. Zermürbend. Was den Ausschlag für seine unvermittelte Kündigung gab, wird noch zu ergründen sein. Zu bedauern ist dieser Abschied allemal; denn Shehata hat die Philharmonie glänzen lassen.
Beim Orchester reicht es auf Dauer nicht, eine Spielzeit irgendwie hinzubekommen, gerade so von Heute nach Morgen zu schauen, eine Leerstelle zu füllen, während sich andernorts eine neue Lücke auftut. Andere Möglichkeiten aber scheint die Philharmonie Südwestfalen gerade nicht zu haben. Es fehlt einfach an allen Ecken und Enden – von außen betrachtet vor allem an Personal. Ein bienenfleißiger Orchestermanager auf einsamem Posten kann, selbst wenn hier und da unterstützt, den ganzen Apparat allein nicht schultern.
Siegen: Die Philharmonie Südwestfalen braucht einen gut geölten Verwaltungsapparat
Deshalb braucht dieses NRW-Landesorchester neben einer sprech- und handlungsfähigen Intendanz und einem inspirierenden Chefdirigat einen Verwaltungsapparat, bei dem ein Rädchen ins andere greift. Dazu gehören weitere Mitverantwortliche, die näher am „Spielfeldrand“ agieren können als ein Orchestervorstand, der qua Amt (Landrat, Dezernent, Bürgermeister) in vielen anderen wichtigen Bereichen mindestens genauso engagiert arbeiten muss. Auch ohne eine kompetent besetzte Position für PR und kreatives Marketing geht es nicht. Ob sich für eine Zeit des Übergangs vielleicht eine Schnittstelle findet, die– etwa mit einer engeren Bindung ans Kreiskulturbüro – auf Synergie zielt, wäre zumindest eine Frage.
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Egal wie: Teambuilding tut not. Gefordert sind alle irgend Beteiligten. Auch die Musikerinnen und Musiker, auch das Publikum. Denn die Region braucht ein, sie braucht ihr Orchester!