Siegen. Idee: Philharmonie Südwestfalen ist nach Siegen gezogen, dann könnte die Stadt doch mehr zahlen – der Kreis investiere ja auch in Siegener Museen

Der Geiger, die Flötistin, der Kontrabassist und ihre Kolleginnen und Kollegen im Orchester dürfen sich im nächsten Jahr über eine deutliche Gehaltssteigerung freuen. Doch das, was aus der tariflichen Einigung für den öffentlichen Dienst für die Philharmonie Südwestfalen folgt, ist beileibe nicht eitel Sonnenschein. Es droht 2024 ein Defizit von rund 400.000 Euro aufzulaufen. Ein Fehlbetrag, der aus dem Orchesterhaushalt allein nicht ausgeglichen werden kann. Das schlimmste Szenario: Im nächsten Herbst könnten die Gehälter nicht mehr ausgezahlt werden.

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Das ist umso pikanter, als gerade mit dem neugebauten Haus der Musik die künstlerischen und auch organisatorischen Rahmenbedingungen optimal gestaltet sind. Doch auch wenn das Land Nordrhein-Westfalen als größter Zuschussgeber (2024 geplant: 3,52 Millionen Euro) und der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (2024: 467.000 Euro) ihre Beiträge jüngst erhöht haben, auch wenn der Kreis Siegen-Wittgenstein seinen Zuschuss (2024: 934.000 Euro) jährlich um 2 Prozent anpasst – finanziell könnte es eng werden. Das ist aus unterschiedlichen Quellen zu hören.

Siegen-Wittgensteins Landrat zuversichtlich: Puffer für Personalkosten

Landrat Andreas Müller als Vorsitzender des Philharmonie-Trägervereins gibt sich unterdessen zuversichtlich, die Personalkostensteigerung auffangen zu können. Er habe bewusst der Politik nicht vorgeschlagen, den Kreiszuschuss zu erhöhen. Deshalb tauche das Thema im Kreishaushalt nicht auf. Er setze auf die Gesprächsbereitschaft des Landes (das gerade erst 100.000 Euro nachgeschoben habe), auf weitere Zuschussgeber und Sponsoren. Zudem habe man in den vergangenen zwei bis drei Jahren auf Ausschüttungen aus dem Vermögen der Philharmonie-Stiftung verzichtet. Dieser Puffer könne nun genutzt werden.

Philharmonie-Intendant Michael Nassauer bläst Horn:
Philharmonie-Intendant Michael Nassauer bläst Horn: "Tochter Zion" für den Kulturausschuss. © Steffen Schwab | Steffen Schwab

Idee: Stadt Siegen soll ihren Anteil erhöhen

Aus den Reihen der Kreispolitik hieß es, die Stadt Siegen, die vom Standortwechsel der Philharmonie Südwestfalen und dem Leuchtturm-Bau an der Oranienstraße, durchaus profitieren dürfte, könnte helfen. Denkbar und wünschenswert wäre ein finanziell (und vielleicht auch inhaltlich) größeres Engagement der Stadt Siegen im Trägerverein des Orchesters. Zumal der Kreis seinerseits Projekte der Stadt mit hohen Summen fördere: das Museum für Gegenwartskunst mit einer Million Euro oder das Bunkermuseum mit 300.000 Euro. Er halte das Lyz als Veranstaltungsort vor, und das Orchester komme dem Apollo-Theater mit den günstigeren Wiederholungskonzerten entgegen.

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Kreis Siegen-Wittgenstein spart bei freiwilligen Ausgaben

Eine Erhöhung des Philharmonie-Kreiszuschusses widerspreche der interfraktionellen Verabredung, die sogenannten freiwilligen Leistungen nicht zu erhöhen. Dass verhandelt werden muss, darin sind sich Politik, Verwaltung und Trägervereins-Vorstand somit einig. Ob auch mit den Kreis-Kommunen, für die das Orchester zu vergleichsweise günstigen Preisen spiele, ob gegebenenfalls auch noch einmal mit anderen kommunalen Playern im Süden Westfalens, könnte auch eine Frage sein. So ist die Nordwestdeutsche Philharmonie, wie das heimische Orchester eines der drei nordrhein-westfälischen Landesorchester, in ihrer Region finanziell breiter aufgestellt. Auch hier fördern Land und Landschaftsverband, doch der Trägerverein bindet fast zwanzig Städte und Kommunen verantwortlich mit ein. Bei der südwestfälischen Philharmonie unterstützen augenblicklich die Stadt Hilchenbach (6000 Euro pro Jahr) und der Kreis Olpe (5000 Euro) eher symbolisch. Aber zur Wahrheit gehört wohl ebenfalls, dass die Kommunen den Kreis auch über die Kreisumlage „füttern“.

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„Eine Supersaison vor Augen“

Viel mehr als 10 Prozent der Kosten einspielen könne die Philharmonie Südwestfalen nicht, heißt es aus gut informierten Kreisen. Das Orchester ist also auf der Einnahmeseite definitiv abhängig von Subventionen. Für das laufende Jahr sei noch einmal ein Betrag aus einem privaten Stiftungsvermögen geflossen; doch regelmäßig auf einen Ausgleich aus Gönnerinnen- und Mäzenatentum zu setzen, sei letztlich keine Option. Orchestervorstand Andreas Müller gibt sich positiv: „Wir haben eine Supersaison vor Augen.“ Er wünsche sich „ganz viele Besucher der Philharmonie und tolle Konzerterlebnisse“. Auch, aber nicht nur zur Weihnachtszeit.

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