Siegen. Die Neuordnung des Verkehrs rund um den Siegener Bahnhof stößt auf breite Zustimmung. E-Scooter in der Fußgängerzone finden aber nicht alle toll.
Spätestens bis zum Stadtfest soll die Europastraße Sackgasse werden – die große Party zur 800-Jahrfeier steigt vom 30. August bis 1. September. Das hat der Verkehrsausschuss einstimmig beschlossen. Dann gilt: Für den normalen Autoverkehr, der aus Richtung Sandstraße kommt, ist an der Einmündung Fürst-Johann-Moritz-Straße Schluss. Dort sind Einfahrt und Wenden vor dem neuen Bürgerpark Herrengarten möglich. Weiterfahren auf den ZOB und auf die Hufeisenbrücke dürfen nur Busse, Taxis, Fahrräder und Autos, in denen ein blauer Ausweis für eine Schwerbehinderung liegt. Neu möglich wird die Rückfahrt durch die Europastraße, die dann keine Einbahnstraße mehr ist, Richtung Sandstraße.
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„Wenn wir das noch vor dem Stadtfest hinbekommen, würden wir eine Menge Geld sparen“, sagte Benjamin Hinkel, Leiter der Abteilung Straße und Verkehr – denn dann muss die Europastraße ohnehin in beiden Richtungen geöffnet sein, weil Koblenzer Straße und Sandstraße teilweise gesperrt werden. Lothar Becker vom Inklusionsbeirat verwies auf die Augenklinik am ZOB und die beiden Apotheken: Menschen mit Behinderung und Patienten müssten die Möglichkeit zum Heranfahren haben. Die bekommen sie auch. „Die Einfahrt ist erlaubt, Parken geht dort nicht“, erklärte Benjamin Hinkel. Dafür wird in der Fürst-Johann-Moritz-Straße, die nach Fertigstellung des Johann-Moritz-Quartiers ausgebaut wird, ein weiterer Behindertenparkplatz ausgewiesen – Ersatz für die Abstellmöglichkeit vor dem abgerissenen Barmenia-Haus.
Kurzzeitparkplätze vor der Post
Den Grundsatzbeschluss für das neue Verkehrskonzept hatte der Rat schon bei der Planung des Johann-Moritz-Quartiers gefasst. Unabwendbar wird die Regelung aber wegen des anstehenden Neubaus der Hufeisenbrücke. Fördergeld für den öffentlichen Nahverkehr fließt nur, wenn die Brücke nicht für den allgemeinen Pkw-Verkehr freigegeben ist, erinnerte Benjamin Hinkel. Erst vor kurzem hat die Stadt den ZOB für den Autoverkehr gesperrt, um die Linienbusse dort nicht länger zu behindern.
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Parken wird in der Europastraße nicht mehr erlaubt sein, denn rechts von der Fahrbahn verläuft in beiden Richtungen ein Fahrrad-Schutzstreifen. Dafür werden Kurzzeitparkplätze auf der Fläche vor der Post ausgewiesen, die dann nicht mehr Fußgängerzone ist – 15 Minuten Parkzeit sollen dort zunächst erlaubt werden. Ob es dabei bleiben kann, soll die Erfahrung zeigen. Eine noch vorhandene Parkbucht wird künftig Be- und Entladezone sein.
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Busse von ZOB direkt auf Sandstraße
Uwe Eckstein (Adfc) regte an, auch die Bushaltestelle vor der Einmündung in den ZOB aufzugeben; die Busse sollten direkt den ZOB anfahren, was Fahrgästen auch den Weg zum Bahnhof verkürzen würde. Dem widersprach Stefan Wied, Geschäftsführer des Zweckverbandes Personennahverkehr (ZWS): Zumindest Fahrgäste der Busse, die über die Hufeisenbrücke zum Busbereitstellungsplatz weiterfahren, müssen dort aussteigen können. Wied begrüßte die Neuregelung. „Die eine oder andere Linie“ könne künftig vom ZOB direkt durch die Europastraße auf die Sandstraße fahren. „Ich hoffe nur, dass das Wildparken dort geahndet wird.“ Die Linienbusse müssten sich dann nicht in die Staus an der ZOB-Ausfahrt und vor Kochs Ecke einreihen. Sie bedienen dann allerdings nicht mehr das Kölner Tor, das eine der Haupt-Umsteigehaltestellen in Siegen ist.
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„Die Leute, die Roller fahren, fahren definitiv nicht angepasst“
Als Beitrag, mit noch weniger Autos in der Stadt auszukommen, hat die Volt-Fraktion ihren Antrag verstanden, zu prüfen, ob und welche Fußgängerzonen und breiten Gehwege auch für Fahrräder und Elektrokleinstfahrzeuge – gemeint sind zum Beispiel E-Scooter oder Segways – freigegeben werden können. „Fußgängerzonen gehören den Fußgängern“, sagte Benjamin Hinkel, Leiter der Abteilung Straße und Verkehr, und verwies auch auf Gefällstrecken wie die Kölner Straße: „Wir bekommen Probleme.“ Doch nicht nur die Verwaltung winkte ab. Schon das Radfahren in der Fußgängerzone sei riskant, sagte Torsten Schoew (FDP). Mit den E-Fahrzeugen entstehe ein „noch viel größeres Gefährdungspotenzial“.
Von einem „Faschingsscherz“ sprach Roland Steffe (AfD). Die Wege zum Beispiel im Weidenauer Siegerlandzentrum seien „so schmal, da muss man absteigen und schieben“. Dagegen meinte Martin Heilmann (Grüne), dass eine Öffnung der Fußgängerbereiche zumindest untersucht werden könne: „In der Bahnhofstraße fahren die meisten Radfahrer rücksichtsvoll.“ „Die Leute, die Roller fahren, fahren definitiv nicht angepasst“, sagte Silke Schneider (Linke), „Fahrradfahrer sind verantwortungsvoller.“ Abteilungsleiter Benjamin Hinkel widersprach dem Eindruck, das Nebeneinander von Fußgängern und Radfahrern in der Bahnhofstraße sei problemlos. „Wir bekommen regelmäßig Beschwerden zu Konfliktsituationen“, unter anderem vom Seniorenbeirat. Hinkel bat, den Prüfauftrag zu präzisieren und zu untersuchende Bereiche zu benennen. „Sonst beschäftige ich eine ganze Arbeitsgruppe ein ganzes Jahr lang.“
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Das wird nicht nötig sein. Jannik Krüger (Volt) zog den Antrag zurück und kündigte eine Überarbeitung an. „Wir wollen den Fußverkehr nicht gefährden“, hatte er zu Beginn der Debatte betont, deren Verlauf ihn dann verstimmte: „Manchmal frage ich mich, welcher Intellekt hier herrscht.“
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