Hilchenbach. Warum Uwe Limper jetzt einen ganz anderen Fahrradladen hat und wie das mit der Verkehrswende zusammenhängt. Am Samstag wird gefeiert.
Edel. Keine Spur von Werkstatt, dafür großflächige Foto-Banner, Podeste. Und eine Kaffee-Lounge. Die Ähnlichkeit des neuen Hilchenbacher Radladens mit dem Autohandel ist beabsichtigt. Nicht nur, weil die Investition in ein neues Fahrrad eben nicht mehr mit ein paar hundert Euro im Verbrauchermarkt erledigt ist, sondern durchaus einen mittleren bis höheren vierstelligen Betrag erfordert, für den auch Finanzierung, Leasing und Versicherung ein Thema werden. Nicht nur, weil ein Fahrradkauf keine Anschaffung mehr fürs Leben ist und ein Gebraucht-Bike durchaus auch noch mal nach 32.000 Kilometern Laufleistung in gutem Zustand den Besitzer wechselt. Sondern weil Uwe Limper einen Traum hat: Dass das Fahrrad das neue Auto wird.
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Wie eine Idee wächst
„Die Verkehrswende findet definitiv statt“, sagt er, „die Menschen orientieren sich in allen Lebensbereichen um.“ Neue Radwege entstehen tatsächlich, auch wenn er etwas skeptisch ist, dass Siegen in diesem Jahr tatsächlich eine Umweltspur bekommt: „Schön wär’s.“ In den Radladen kommen Jahr für Jahr Schülerpraktikanten, und mittlerweile ist es gar nicht mehr utopisch, dass er, der gelernte Schlosser und Automechaniker, eines Tages tatsächlich einmal in Hilchenbach Zweiradmechatroniker ausbildet. Die Welt hat sich verändert, seit Uwe Limper, Angestellter in der städtischen Ordnungsbehörde und vorher stellvertretender Leiter des Baubetriebshofs, sich 2018 mit dem Hilchenbacher Radladen in der Bruchstraße ein Standbein für den Feierabend aufbaute.
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Er ist von der Bruchstraße in die Gerbergasse gezogen – dahin, wo voriges Jahr das Café Herzstück eröffnet wurde –, dann in den Gerberpark, erst ins Rondell, dann nach unten, wo er sich gerade noch einmal vergrößert hat. Bei der Stadt ist Uwe Limper nur noch in Teilzeit. Mit den - angehenden - Schwiegersöhnen Nico Hilbig und Rouven Wendt in der Werkstatt und Tochter Iris, der gelernten Kauffrau, im Büro und an der Verkaufstheke ist die nächste Generation schon startklar. Ebenfalls im Team ist Uwe Limpers Ehefrau Brigitte, die die Buchhaltung macht und Mit-Geschäftsführerin ist. Und jetzt: Accell.
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Wie man heute Fahrräder kauft
Dass der Hilchenbacher Radladen in die Premium-Liga der deutschen Fahrradgeschäfte aufgestiegen ist, werden nur Insider an der neuen Ausstattung des Geschäfts erkennen. Tatsächlich ist „Hirad“ der 18. Accell-Store in Deutschland geworden, Teil eines Händler- und Know-how-Netzwerks, das seinen Kopf bei der niederländischen Holding mit ihren sieben Fahrradmarken hat, die nun auch in Hilchenbach vorwiegend angeboten werden. „Uns liegt an Wertigkeit“, sagt Uwe Limper, „natürlich sind die Fahrräder teurer, aber auch besser.“ Oft mit Geld vom Arbeitgeber geleast, in der Regel Hightech-Maschinen. Für die Übergabe eines neuen Bikes, einschließlich Einpassen von Dämpfer und Gabel, kalkuliert Limper locker mal 20 Minuten ein. Und da haben Kunde oder Kundin schon mindestens einen Beratungsbesuch vor dem Kauf hinter sich. „Diese Geräte sind hochkomplex.“ Ein neues Auto bekommt man auch nicht schneller.
Wie Neueinsteiger anfangen
Man muss keine Angst vorm Hilchenbacher Radladen haben, vor fachsimpelnden Freaks, die durchaus schon mal über 50 Kilometer anreisen. „Bei uns ist für jeden was dabei“, sagt Iris Limper. Zum Beispiel auch für den Mittvierziger oder die Mittvierzigerin, der oder die seit 30 Jahren auf keinem Fahrrad mehr gesessen hat. Da wird Uwe Limper zuerst einmal fragen, wofür das neue Fahrrad denn gut sein soll. Für die Fahrten in der Stadt, zum Einkaufen? Oder für Radtouren, vielleicht auch durch den Wald? „Wir wollen keine Fahrräder verkaufen, die jemand gar nicht braucht.“ Dann wird es eine Probefahrt geben, „erst mal ohne Motorunterstützung“. Und für Einsteiger und Einsteigerin einfache Technik. Da sind zunächst einmal nur Nabenschaltung und Bremse zu bedienen. „Mehr nicht.“ Und so nach und nach, Kilometer für Kilometer, tauchen die Neu-Radfahrer in die Welt der Trekking- und Mountainbikes, der Fullys mit Federung vorn und hinten und der Gravelbikes ein, den Rennrädern fürs Gelände.
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Was es noch alles gibt: Kinder-, Jogging-, Lastenräder
Die Rennrad-Abteilung ist übrigens ziemlich klein, ebenso die Abteilung der Fahrräder ohne Motor – beides nicht so richtig was fürs hügelige Siegerland. „Ich bin selbst mal Rennfahrer gewesen – jetzt, mit den vielen Schlaglöchern, nicht mehr.“ Stattlich ist dagegen die Abteilung der Kinder- und Jugendfahrräder, vom 12er- bis zum 26er-Reifen. „Wir bieten jede Größe an“, sagt Uwe Limper. Der Clou steht vorn am Fenster: eine Art Tandem mit zwei Ketten und voneinander unabhängigen Pedalen-Paaren, vorn ein Lenker mit niedrigem Sattel, hinten das Ganze in Erwachsenengröße, so eine Art Kinder-Fahrschulfahrrad, das Limper selbst einmal geschenkt bekommen hat und das er nun für einen Nachmittag oder ein Wochenende verleiht. Danach hat sich die Sache mit den Stützrädern erledigt.
Im Laden gibt es auch Segways, Lasten- und Joggingräder, Gebrauchte und Zubehör. Aus dem Blickfeld verbannt hat Uwe Limper den Abstellplatz für die Kundenfahrräder, die hier auf Reparatur oder Wartung warten, und die Werkstatt selbst. „Wir reparieren alle Fahrräder“, sagt Limper. Die mit Plattfuß oder von Durchreisenden sofort, die anderen nach Terminvereinbarung oder mit ein bisschen Wartezeit. „Ohne Werkstatt kein Verkauf“, weiß er. Bei Kultur Pur hat er, als er einen der Fahrrad-Parkplätze betreute, die Möglichkeit zum Kontakt genutzt. „Jetzt habe ich 400 Stammkunden mehr.“ Zum Service gehören Hol- und Bringdienst und auch, wo möglich, die Reparatur vor Ort – dafür bietet Versicherungen Schutzbriefe an. Wie fürs Auto.
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Die Neueröffnung wird am Samstag, 24. Februar, von 10 bis 19 Uhr, gefeiert. Der Foodtruck von Bambam Burger ist da, nachmittags die Band Hörgerät-chen und eine Hüpfburg.
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