Hilchenbach. . IHK rät zu interkommunaler Kooperation. Digitalisierung „spart“ keine Flächen. Tourismus und Gesundheitsbranche sind keine Alternativen.
17,5 Hektar Gewerbeflächen fehlen in Hilchenbach. Zu diesem Schluss kommt die Stadt- und Regionalplanung Dr. Jansen aus Köln, die im Auftrag der Industrie- und Handelskammer (IHK) alle Städte und Gemeinden in Siegen-Wittgenstein und Olpe durchforstet hat — nach „Suchräumen“, die im neuen Regionalplan eine Rolle spielen könnten.
Die Suchräume
Drei Suchräume mit einer Gesamtfläche von 57,4 Hektar bietet der Gutachter für Hilchenbach an, 39,9 über dem anerkannten Bedarf von 17,5 Hektar. Der Puffer werde gebraucht, um Alternativen im Planungsverfahren zu haben.
Das sind die Suchräume:
Interkommunales Gewerbegebiet Oberbach. 52 Hektar auf Hilchenbacher und Netphener Gebiet. Die fehlende städtebauliche Anbindung sei „eigentlich ein k.o.-Kriterium“, sagt Planer Dominik Geyer im Stadtentwicklungsausschuss — „es sei denn, wir haben im Abstand von 20 Kilometern keine andere Fläche.“ 20 Kilometer gelten als magische Größe für einen Umzug mit dem vorhandenen Betrieb, weiter pendelt ein Facharbeiter nicht. Wird der Unternehmen in diesem Radius nicht fündig, macht er dicht und dann ganz woanders, womöglich im Ausland, auf. Wo es sich eben anbietet: „Und er wird was anderes finden.“
Insbach: 9,6 Hektar am Hang über der K 31. Die Stadt Hilchenbac hat diesen Bereich gegenüber dem vorhandenen Gewerbegebiet schon länger auf dem Plan – die Bezirksregierung war wenig begeistert.
L 728: Gemeint sind 17,6 Hektar Wald und Weide oberhalb des Hilchenbacher Sportplatzes zwischen Rothenberger Straße und Preisterbachtal. „Da muss man ganz schön viele Hürden nehmen“, räumt Dominik Geyer ein. Die Stadt, so sein Rat, solle das Gelände aber „zumindest in die Diskusson bringen.“
Die Reaktionen
Schon in der Vergangenheit hatte Hilchenbach ein Problem: Weil Gewerbeflächen fehlten, sind Firmen abgewandert oder gar nicht erst gekommen. Um 10,8 Prozent sei die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in der Stadt zurückgegangen, stellt Hermann-Josef Droege, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der IHK, fest, „das ist der schlechteste Wert von allen Kommunen.“
Derzeit hat Hilchenbach noch 10,1 Hektar Reserve für Gewerbebetriebe, und weitere 4,6 Hektar, die schon betriebsgebunden sind. Dagegen steht der anerkannte Bedarf von 29,9 Hektar, „Es wird immer schwieriger“, sagt Planer Dominik Geyer. Denkbare Standirte seien blockiert: „Mit Recht halten Landwirte an ihrer Scholle fest“ — um rentabel wirtschaften zu können. Auf der anderen Seite steigt der Flächenbedarf: Industriebetriebe, die sich vergrößern wollen, seien nicht mit 500 oder 1000 Quadratmetern zu bedienen, „das ginge am Bedarf vorbei“. Ein Irrtum sei die Annahme, dass Digitalisierung diesen Trend umkehre, sagt Hermann-Josef Droege, im Gegenteil: „Digitalisierung erfordert Flächen.“ Weil in solchen Arbeitsprozessen weniger Personen gleichzeitig mit einem Werkstück beschäftigt sind, steigt nämlich die Zahl der Arbeitsstationen, an denen parallel gearbeitet wird.
Kreuztal geht mit Olpe und Wenden zusammen
Interkommunale Gewerbegebiete gibt es bereits in Wittgenstein (Jägersgrund, Schameder) sowie auf der Lipper Höhe im Zweckverband der Gemeinden Burbach und Neunkirchen. Olpe und Drolshagen teilen sich das Gewerbegebiet Hüppcherhammer.
Am Autobahnkreuz Olpe-Süd könnte ein weiteres Gewerbegebiet entstehen. „Es gibt bereits eine intensive interkommunale Diskussion“, berichtet Hermann-Josef Droege, stellvertretender IHK-Hauptgeschäftsführer. Partner des 70 Hektar großen Bereichs Gerlingen-Nord wären dann die Stadt Kreuztal, die Stadt Olpe und die Gemeinde Wenden.
Ob es vor diesem Hintergrund nicht Sinn mache, einen „Strukturwandel anzustoßen“, fragt Peter Gebhardt (FDP). „Ich weiß nicht, ob diese Hoffnung so begründet ist“, warnt Hermann-Josef Droege — den Klinken in Wittgenstein, zum Beispiel, gehe es nicht gut.Auf Tourismus zu setzen, sei ein „absoluter Trugschluss“, widerspricht Birgit Weiß (SPD), „wir sind doch nicht in Bayern oder Österreich.“ Dr. Peter Neuhaus (Grüne) sieht die Stadt in einem Dilemma: „Die Zukunft kann doch nicht darin bestehen, Berge abzuschleifen.“ „Wenn es der Nachbargemeinde gut geht, geht es auch mir gut“, sagt Hermann-Josef Droege und empfiehlt den Blick über den Kirchturm, „es gibt auch in der Region geeignetere Flächen als in Hilchenbach.“
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