Hilchenbach. Zwei Planungen kommen auf den Tisch des Infrastrukturausschusses: Wohnen im Marktfeld, Recycling auf der Lützeler Heide.

Ein neues Wohngebiet, ein neues Gewerbegebiet – der nach der Kommunalwahl erstmals gebildete Infrastrukturausschuss hat in seiner ersten Sitzung Zukunftsthemen vor der Brust.

Marktfeld: Gärten könnten Wohnviertel werden

2003 hat ein Brandstifter das Wohnhaus am Unteren Marktfeld angezündet Ein Rechtsstreit folgte, den die Versicherungen des Eigentümers und des Brandstifters bis vors Oberlandesgericht führten – 2010 schließlich durfte die Ruine abgerissen werden. Weitere zehn Jahre später liegen Pläne für die künftige Bebauung des 4600 Quadratmeter großen Grundstücks vor: Ein Erschließungsträger will dort zwei bis zu dreigeschossige Mehrfamilienhäuser und fünf bis zu zweigeschossige Einfamilienhäuser errichten.

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Das Gebiet grenzt unmittelbar an die Innenstadt an. Das Ruinen-Grundstück liegt gegenüber von Alloheim-Seniorenzentrum und Gerberpark-Einkaufszentrum. Der Blick der Stadtplanung ist auf die weitgehend unbebaute Grünfläche daneben gefallen: 6300 Quadratmeter, eingeteilt in 23 (Garten-)Parzellen, im Innern des Straßenrings, den Unteres und Oberes Marktfeld bilden, direkt hinter dem ehemaligen Kraemerschen Park, auf dem sich längst ein Netto-Discountmarkt befindet. „Insbesondere vor dem Hintergrund der Innenentwicklung bietet sich an, diesen Bereich ebenfalls als Wohnbaugebiet auszuweisen“, heißt es in der Vorlage der Verwaltung. Die Nachfrage nach Baugrundstücken und Wohnungen in zentraler Lage sein groß. Erschlossen werden könnte das Gebiet in der Verlängerung des neu entstehenden Wohnviertels vom Marktfeld aus, denkbar ist eine Verlängerung der Erschließungsstraße bis zur Wilhelm-Münker-Straße.

Hilchenbach hat „zuviel“ Wohnbauland

Die Stadt will den neuen Bebauungsplan Im Unteren Marktfeld erst für den ersten Bauabschnitt auf dem Ruinen-Grundstück beginnen, damit dort kurzfristig gebaut werden kann. Denn für das Erweiterungsgebiet in die Marktfelder Gärten hinein braucht die Stadt nicht nur verkaufsbereite Grundstückseigentümer, sondern zuerst das Einverständnis der Bezirksregierung. Denn auf dem Papier hat Hilchenbach 45 Hektar Wohnbaufläche „zuviel“.

Um ein neues Baugebiet ausweisen zu können, müsste ein altes aufgegeben werden. Für die Stadt steht zwar längst fest, welche Vorhaben der 1980er Jahre nicht mehr verfolgt werden sollen. Umsetzen wollte sie das das im neuen Flächennutzungsplan, dessen Erarbeitung gerade erst gestartet ist. „Da dieses Verfahren einige Jahre in Anspruch nehmen wird, würde hierdurch eine Blockierung der Wohnbauentwicklung herbeigeführt“, heißt es in der Vorlage der Verwaltung. Auf die Frage der Stadt, ob vorher noch eine „Berichtigung“ des alten Flächennutzungsplans möglich wird, habe die Bezirksregierung bisher nicht geantwortet.

Das Untere Marktfeld wäre das dritte Neubauviertel für den Zentralort: Begonnen wurde die Entwicklung rund um das Gelände des abgerissenen Schülerwohnheims an der Brachthäuser Landstraße, aktuell füllen sich die Bauplätze in den Rothenberger Gärten an der Jung-Stilling-Allee.

Anträge

Der Infrastrukturausschuss tagt am Mittwoch, 17. März, ab 17 Uhr im Ratssaal. Dort geht es auch um einen Antrag der SPD, den Radweg entlang von Bahn und Ferndorf zwischen Hilchenbach und Dahlbruch auszubauen, und den Antrag der CDU, eine zentral gelegene Fläche für Tiny Houses auszusuchen.

Lützeler Heide: Standort für Kunststoff-Recycling

Über die Lützeler Heide wurde in Hilchenbach lange nicht mehr gesprochen. Sie war Teil einer seit 2000 verfolgten Ausweisung von Gewerbeflächen – damals in der Erwartung einer (Fern-)Verkehrsanbindung durch die Route 57. Über Jahre ruhte diese Planung, weil nicht klar war, ob und wie eine Ortsumgehung Lützel über das Gelände an der Eisenstraße jenseits der Bahnlinie führen würde. Die Ortsumgehung wird nicht gebaut – das steht längst fest. Die Gewerbeflächenplanung der Stadt konzentriert sich allerdings längst auf andere, stadtnähere Standorte: die Vordere Insbach in Allenbach, die geplante Erweiterung um ein Gewerbegebiet „Insbach 2“ am Hang auf der andern Seite der K 31, vor allem aber die Neu-Nutzung des Allenbacher Hammerwerk-Geländes.

Nun aber doch Lützeler Heide: Der im Gewerbegebiet In den Sötten angesiedelte kunststoffverarbeitende Betrieb will sich mit einer Recyclinganlage auf der Fläche südlich der Bahnlinie vergrößern. Die Stadt will dort jetzt fünf Hektar Gewerbefläche ausweisen. Im gerade veröffentlichten Entwurf des neuen Regionalplans ist die Lützeler Heide allerdings nicht mehr als Gewerbegebiet vorgesehen und als „Allgemeiner Freiraum- und Agrarbereich“ ausgewiesen, nachdem die Stadt im Vorfeld selbst darauf verzichtet hatte.

Für neuen Regionalplan zu klein

Ein Problem muss das aber nicht werden. Anders als bei den Wohnbauflächen räumt der Regionalplan der Stadt ein Defizit von zehn Hektar Gewerbe- und Industrieflächen ein. Geklärt werden muss nun, ob die fünf Hektar neue Lützeler Heide darauf angerechnet werden. Ein Thema für den neuen Regionalplan sind die Hilchenbacher Pläne aber womöglich sowieso nicht: Von der Bezirksregierung dargestellt werden nur Gebiete, die größer als zehn Hektar sind. Darunter würde dann auch die Insbach 2 nicht fallen.

Keinen Platz im Regionalplan gefunden haben Überlegungen für ein interkommunales Gewerbegebiet, das Netphen und Hilchenbach rund um die Oberbach erschließen könnten. Diese Planung ist abhängig von einer Anbindung an die Route 57, die eine Anschlussstelle an die L 728 auf der Höhe zwischen Herzhausen und Allenbach bekäme.

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