Wilnsdorf. „Container sind keine Lösung, die Leute müssen in richtige Häuser“: Feste Übergangslösungen sollen in Wilnsdorf für alle Bedürftigen gedacht sein

Integration: „Damit müssen wir uns intensiv auseinandersetzen.“ Wilnsdorfs Bürgermeister Hannes Gieseler kündigt bei der Vorstellung des Haushaltsentwurfs für 2024 an, in diesem Jahr rund eine Million Euro für Ankauf oder notfalls auch Neubau von Wohnhäusern für Geflüchtete ausgeben zu wollen. „Container sind keine Lösung, die Leute müssen in richtige Häuser.“

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Keine Luxuswohnungen natürlich, sondern funktional. Menschenwürdig. Die Gemeinde sei permanent auf der Suche nach geeigneten Immobilien, wenn das nicht klappt, werde man eben bauen. Nicht die Verwaltung selbst - dass eine Kommune als Vermieter auftritt, sei eher nicht erstrebenswert, dafür gebe es Wohnungsbauunternehmen im Kreisgebiet, auch solche, an denen die öffentliche Hand beteiligt ist. „Wir stellen das Grundstück zur Verfügung, die bauen das Haus darauf“, skizziert Gieseler. Ähnlich verfährt die Verwaltung schon seit Jahren für den „freien Markt“, stellt jedes Jahr Haushaltsmittel zur Verfügung, um Grundstücke kaufen und erschließen zu können und dann quasi zum Selbstkostenpreis weiter zu veräußern.

Den Leuten, die nur herumschreien, wollen wir den Wind aus den Segeln nehmen.
Hannes Gieseler - Bürgermeister

Hauptziel der Kommune – neben dem Spracherwerb – sei es, Geflüchtete in Arbeit zu bringen, damit sie dann auf dem freien Markt Wohnraum suchen können, die Häuser somit eine Übergangslösung sein, eben statt der vieldiskutierten Wohncontainer. Die Gemeinde-Unterkünfte sollen demnach ohnehin nicht nur für Geflüchtete gedacht sein, sondern für alle Bedürftigen. Denn natürlich sei es auch in Wilnsdorf mitunter kritisch auf dem Wohnungsmarkt: „Wir brauchen bezahlbaren Wohnraum“, Geflüchtete genauso wie Menschen mit geringem Einkommen oder junge Leute, die sich noch kein eigenes Haus leisten können. Es helfe nichts, soziale Gruppen gegeneinander auszuspielen. Aufgabe der Gemeinde sei es, Vorsorge zu treffen, was in der Vergangenheit so nicht oder zu wenig erfolgt sei: Beispielsweise seien Baugrundstücke zum überwiegenden Teil nur für Einfamilienhäuser ausgewiesen worden. Hier gelte es, umzudenken: „Das können wir uns nicht mehr leisten.“

Geflüchtete in Wilnsdorf: „Nicht denen das Wort reden, die nur die Gesellschaft spalten wollen“

„Wir müssen das Thema Integration aktiv gestalten“, ist Gieseler überzeugt. Probleme, die es zweifellos im Zusammenhang mit Geflüchteten und ihrer Unterbringung gebe, wolle man nicht verschweigen, tut das auch nicht. Aber vor allem will der Bürgermeister nicht „denen das Wort reden, die nur die Gesellschaft spalten wollen“. Über Verbindendes sprechen statt über Trennendes, den Mehrwert von Einwanderung für die Gesellschaft herausstellen, Integration ordentlich gestalten und „den Leuten, die nur herumschreien, den Wind aus den Segeln nehmen“.

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Das ganze Thema sei eine besondere und wichtige Aufgabe, die so vermutlich auch nur die Kommunen leisten könnten. Denn die haben vor Ort mit den Menschen zu tun. „In Düsseldorf ruft niemand an, sondern bei uns im Rathaus.“ Die Organisation im Rathaus habe der Bürgermeister zum Jahresbeginn daher umstrukturiert: Ein neuer Fachdienst Integration, Jugend, Senioren und Soziales bearbeitet nun das Thema.