Siegen. Verbrenner-Aus, Heizungsgesetz, Abgaben: Klimapolitik belastet gerade ärmere Haushalte. Kann das funktionieren? Die Uni Siegen sucht Antworten.

Wie sich Klimapolitik sozialverträglich gestalten lässt, untersucht ein Team der Universität Siegen im internationalen Projekt „Green-Paths“. „Um Nachhaltigkeit voranzubringen, bringen Politiker*innen Ideen auf den Tisch, die sich direkt auf den Alltag der Bevölkerung auswirken“, ist dazu in einer Mitteilung erläutert. Als Beispiele werden Verbrenner-Aus, Heizungsgesetz und CO2-Emissionsbepreisung genannt. Das Gesamtprojekt wird mit drei Millionen Euro von der EU gefördert.

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„Es geht um Themen, bei denen gerade einkommensschwächere Haushalte viel zu verlieren haben, was sozialen Sprengstoff zur Folge hat“, erklärt Junior-Professor Dr. Thomas Kopp, Wirtschaftswissenschaftler und Leiter des Siegener Teilprojekts. „Wenn Klimapolitik soziale Ungleichheiten verschärft, verlieren wir die Menschen. Wir müssen die Menschen mitnehmen.“

Junior-Professor Dr. Thomas Kopp, Leiter des Siegener „Greenpaths“-Teilprojekts.
Junior-Professor Dr. Thomas Kopp, Leiter des Siegener „Greenpaths“-Teilprojekts. © Universität Siegen | Christina BeDell

Uni Siegen: Wenn Klimaschutz Geld kostet, kann das soziale Ungleichheit vergrößern

Die Arbeitsgruppe an der Uni Siegen sichtet die sozialen Effekte bereits existierender Maßnahmen und analysiert diese. Arbeitsgruppen bauen auf den Siegener Ergebnissen auf, um neue Politikmaßnahmen zu entwickeln. Ziel sei es, dass Politikerinnen und Politiker „das gesammelte Wissen auf künftige Maßnahmen anwenden können, also ihre Vorgehensweisen und Umsetzungen verbessern“, wie den Ausführungen zu entnehmen ist.

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Es geht um konkrete und alltagsrelevante Aspekte. „Die CO2-Emissionsbepreisung führt zu ungleicher Verteilungswirkung. Wenn der Benzinpreis steigt oder die Butter plötzlich das Dreifache kostet, ist das vor allem für ärmere Haushalte ein existenzielles Problem“, erklärt Thomas Kopp. Wenn die Einkommensungleichheit durch Klimapolitik verstärkt wird, wachse die soziale Kluft, die gesellschaftliche Akzeptanz für die Maßnahmen reduziere sich – das wolle niemand. „Wir wollen gesellschaftliche Reaktanz gegenüber ökologischen Politikzielen reduzieren“, sagt Thomas Kopp.

Die Beteiligten des internationalen Forschungsprojekts „Greenpaths“ beim Auftakttreffen. Zu den 13 Partnern aus elf Ländern gehört auch die Universität Siegen.
Die Beteiligten des internationalen Forschungsprojekts „Greenpaths“ beim Auftakttreffen. Zu den 13 Partnern aus elf Ländern gehört auch die Universität Siegen. © Universität Siegen | Universität Siegen

Universität Siegen: Forschungsteam arbeitet in internationalem Projekt für bessere Klimapolitik

Beim Thema Mobilität stelle sich beispielsweise die Frage, wo und in welchen Fällen an individueller Mobilität festhalten werden könne und wo die Menschen sich auf Öffentlichen Personenverkehr verlagern müssten. Auch über Flugreisen müsse neu nachgedacht werden. Beim Thema Energie gehe es unter anderem darum, wie die Gesellschaften in der EU emissionsarm bis -frei werden, und trotzdem die Energiebedarfe decken können.

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Das Forschungsprojekt ist international angelegt, wie die Uni Siegen erläutert. Es besteht aus 13 Partnern aus elf Ländern, geleitet von der Universität Kalabrien in Spanien. Verschiedene Typen von Institutionen sind beteiligt, vor allem Hochschulen und Einrichtungen der Zivilgesellschaft. „Dadurch möchten wir möglichst vielfältige Perspektiven abdecken, um der Breite des Diskurses gerecht zu werden“, erklärt Kopp. „Schließlich geht dieses Thema alle an.“

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Die EU fördert das Projekt „Green-Paths: European Knowledge Hub On Just Transition Pathways“ zwischen 2023 und 2026 durch die Förderlinie „Horizont Europa“. Das Siegener Teilprojekt erhält dabei etwa 250.000 Euro. Projekt-Homepage: greenpaths.info

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