Hilchenbach. Bis Januar können Bürger sich die Planung ansehen. Bis zum Bau der sieben Windräder in Hilchenbach werden trotzdem noch ein paar Jahre vergehen.

Der nächste Schritt ist getan: Der Bauantrag Hilchenbach ist gestellt: für die sieben der insgesamt 17 Windenergieanlagen des Bürgerwindparks Hilchenbach-Kirchhundem, die auf Hilchenbacher Stadtgebiet errichtet werden sollen, alle auf einer Linie östlich von Oberndorf, Helberhausen und Vormwald und nördlich von Lützel auf dem Höhenzug von Buchenhain und Klarstein.

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Die Windräder haben einen Rotordurchmesser von 138,25 Metern und eine Nabenhöhe von 130 Metern an einem Standort nur von 100 Metern. Daraus ergeben sich Gesamthöhen von 180 oder 200 Metern.

Großteil wird Bürgerwindpark

Den Bauantrag hat Anlagenplaner und -betreiber Alterric Deutschland gestellt, der einige Anlagen auch selbst auf eigene Rechnung betreiben wird, während der größere Teil von Rothaarwind als Bürgerwindpark betrieben wird, an dem sich Bürger - wie schon bei den fünf Anlagen von Rothaarwind 1 auf der Lümke - mit Genossenschaftsanteilen beteiligen können. „Die Planungen sind extrem teuer und aufwändig“, erklärt Rothaarwind-Gründer Günter Pulte, warum die Unterstützung des Investors bei Planung und Finanzierung erforderlich wurde.

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Weil die Umweltverträglichkeitsprüfung Teil des Genehmigungsverfahrens ist, wird hieran - im Gegensatz zu anderen Windparkplanungen, zum Beispiel in Netphen - auch die Öffentlichkeit beteiligt. Bis 17. Januar liegt die Planung öffentlich aus, die immerhin 76 Dateien umfasst. Schon das Inhaltsverzeichnis ist vier Seiten lang. Vorgelegt werden die Beschreibungen der Anlagen und der Standorte, Angaben zu Abfall, Abwasser, Lärm, Anlagensicherheit, Arbeitsschutz und Brandschutz sowie die Gutachten zu Natur-, Landschafts- und Artenschutz bis hin zur „Habitatpotenzialanalyse Schwarzstorch“. Die Unterlagen sind auf uvp-verbund.de, im Kreishaus sowie bei den Stadt- und Gemeindeverwaltungen Hilchenbach, Netphen, Kirchhundem und Erndtebrück einsehbar.

Keine Rolle spielen mehr städtebauliche oder planungsrechtliche Fragen, zum Beispiel Abstände zu Wohngebieten. Die dafür erforderlichen Genehmigungen wurden schon 2020 in einem Vorbescheid erteilt.

Wann kommt Rothaarwind 2?

Vor nunmehr 16 Jahren wurde der Windpark auf der Lümke in Betrieb genommen, bereits seit zwölf Jahren befasst sich Günter Pulte mit dem zweiten Rothaarwindpark. Auf eine Dreiviertelmillion Euro hat Pulte schon vor zwei Jahren die bis dahin aufgelaufenen Planungskosten beziffert. Zwischen 2,2 und 2,4 Millionen Euro wird jede der sieben Anlagen kosten, hinzu kommen weitere 2,2 Millionen Euro an Baukosten von der Zuwegung, die von der B 62 aus in Höhe der Erndtebrücker Eisenwerke erfolgen soll, bis zur Stellfläche für den Kran. Kosten für Grunderwerb werden nicht eingeplant. Die Betreiber bezahlen Pacht an vier Waldgenossenschaften, die davon wiederum einen Teil in einen Stiftungsfonds für die örtlichen Vereine einzahlen. Geld verdienen der Stromnetzbetreiber (in diesem Fall die Netzgesellschaft, an der auch die Stadt Hilchenbach beteiligt ist) sowie die Stadt selbst (Gewerbesteuer und Kommunalabgabe).

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Lange Lieferzeiten für Anlagen und Transformatoren

Günter Pulte ist zuversichtlich, dass das Genehmigungsverfahren einen guten Lauf nimmt. Von der zuständigen Siegener Kreisverwaltung „haben wir den allerbesten Eindruck“. Nach erteilter Baugenehmigung werden die Anlagen bestellt. „Die Hersteller haben mittlerweile ziemlich lange Lieferzeiten“, weiß Günter Pulte. Zum einen, weil die Nachfrage wächst, weil Windenergie neuerdings wieder politisch gewünscht ist. Zum anderen, weil Fertigungskapazitäten abgebaut wurden und erst allmählich wieder neu geschaffen werden. „Die Hersteller waren ja einem Wechselbad ausgesetzt.“ Material und Personal sind nun knapp. Mindestens anderthalb Jahre wird es deshalb dauern, bis nach der Baugenehmigung mit dem Bau begonnen werden kann, schätzt Günter Pulte, auf Transformatoren werde er sogar zweieinhalb Jahre warten müssen. „Die sind weltweit knapp“ - wegen der Zerstörung der Energie-Infrastruktur in der Ukraine durch russische Angreifer.

Günter Pulte, Geschäftsführer der Rothaarwind GmbH, arbeitet seit zwölf Jahren am Projekt „Rothaarwind 2“.
Günter Pulte, Geschäftsführer der Rothaarwind GmbH, arbeitet seit zwölf Jahren am Projekt „Rothaarwind 2“. © WP | Josef Schmidt

Von dem jüngsten Schwenk der Energiepolitik wird das Projekt von Rothaarwind nicht mehr profitieren. „Aber die Nächsten werden es etwas leichter haben“, glaubt Günter Pulte. Ob die sieben neuen Windräder bei Klarstein und Buchenhein überhaupt noch in diesem Jahrzehnt in Betrieb gehen? „Davon bin ich fest überzeugt“, sagt Günter Pulte.

Die Hersteller haben mittlerweile ziemlich lange Lieferzeiten.
Günter Pulte - Rothaarwind

Was sagt die Umweltverträglichkeitsprüfung?

Mehrere „WEA-empfindliche Fledermausarten“ kommen auf der gesamten Fläche des Windparks vor, heißt es im Bericht zur Umweltverträglichkeitsprüfung. „Hierbei nutzen zum Beispiel der Abendsegler und der Kleinabendsegler die Bereiche über den Waldbeständen zur Nahrungssuche und können dabei in Konfliktbereiche mit den durch Rotoren überstrichenen Flächen geraten. Rauhautfledermäuse nutzen zur Zugzeit bevorzugt dieselben Höhen, in denen Abendsegler-Arten jagen, zur Migration. Aber auch Zwergfledermäuse stellen einen großen Teil der unter WEA festgestellten Schlagopfer.“ Daher sollen Abschaltzeiten festgelegt werden und über zwei Jahre beobachtet werden, wann die Fledermäuse tatsächlich in die Nähe der Rotoren kommen. Höhlenbäume, die von Fledermäusen genutzt werden, sollen gefällt werden.

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Beobachtet wurden „männliche balzende Waldschnepfen“, denen andere Lebensräume angeboten werden sollen. Die Flugrouten des Schwarzstorchs dagegen werden nicht durch die Windräder verbaut, „eine Betroffenheit des Rotmilans wird weiterhin ausgeschlossen“. Ein neues Zuhause brauchen auch Wildkatze und Haselmaus. Waldameisen auf Bauplätzen und Zuwegungen müssen umgesiedelt werden.

Neuer Blick vom Hilchenbacher Marktplatz

In der Umweltverträglichkeitsprüfung werden die Auswirkungen auf das Landschaftsbild als „nicht erheblich“ eingestuft. Auf Fotos von 25 Standorten aus wird simuliert, von welchem Standpunkt aus und mit welchem Blickwinkel welche Anlagen sichtbar sind. Eine „vergleichsweise dichte Windparksilhouette“ würde demnach der Blick vom Gillerbergturm ergeben, schreibt der beauftragte Gutachter - denn auch die bestehenden fünf Anlagen auf der Lümke stehen im Blickfeld. Von der Ginsberger Heide aus werden zwei Windräder erkennbar sein, die anderen durch den Fichtenhochwald verdeckt. 2,6 bis 7 Kilometer entfernt stehen die Anlagen von der Ginsburg, „Potenziell sichtbar“ wären von dort aus 16 Windräder. Von der Breitenbachtalsperre aus werde zumindest „im Sommerhalbjahr durch Belaubung keine Sichtbarkeit gegeben sein“.

Von der Erzebach aus in Hilchenbach werden dagegen alle neuen Windräder zu sehen sein. Man könne daher dort „von einer Prägung des Landschaftsbildes ausgehen“. „Erheblich verändert“ werde auch der Blick vom Hilchenbacher Marktplatz „durch die gleichmäßige Verteilung der Windenergieanlagen über den gesamten Höhenzug“. Am nächsten kommen Betrachter den Windrädern auf dem Wanderweg zum Wollberg in Oberndorf mitten im geplanten Windpark. „Vom Standort werden praktisch in alle Himmelsrichtungen Windenergieanlagen erkennbar sein können“.

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Vom KIndelsberg nur „schemenhaft im Hintergrund“

Auch vom KIndelsbergturm in Kreuztal aus hat der Gutachter geschaut: „Nur bei optimalen Sichtverhältnissen und noch schemenhaft im Hintergrund“ seien die neuen Anlagen wahrnehmbar, „deutlich besser“ dagegen die vorhandenen Windräder auf der Lümke. In der Bewertung wird darauf hingewiesen, „dass auf den vorhandenen Windwurfflächen inzwischen bereits neuer Wald entsteht und die aktuell noch gegebenen möglichen Sichtbarkeiten in den kommenden Jahren deutlich abnehmen können, da sich der Wald weiterentwickelt“.

Im denkmalfachlichen Beitrag wird die Siegener Landwehr erwähnt. In der Nähe der geplanten Windenergieanlagen liege der Helberhauser Schlag. Um die Landwehr zu verteidigen, seien Lager (Schanzen) errichtet worden. Alte Straßen und Hohlwege seien als Vertiefungen im Gelände erhalten geblieben: die Alte Erndtebrücker Landstraße und die Hohlwege bei Oberndorf. Insgesamt gebe es im weiteren Umfeld von hundert Metern „mehrere archäologisch wie auch kulturhistorisch als relevant einzustufende Denkmäler“.

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