Weidenau. Christian Braun liebt seinen Beruf: In einem großen Krankenhaus gibt‘s immer was zu tun. Und es passieren auch echt witzige und schräge Sachen.
Zu tun gibt‘s immer etwas. „Hier...“ Christian Braun zeigt auf dunkle Flecken an der weißen Wand im Flur. „Vor einem halben Jahr erst gestrichen.“ Im Klinikum Siegen, in dem der 40-Jährige als festangestellter Maler und Lackierer arbeitet, dauert es nie besonders lange, bis jemand mit einem Bett, einer Tasche oder einem Schirm an die Wände stößt und eine Spur hinterlässt. Dann sind Christian Braun und seine beiden Malerkollegen gefragt. Wenn sie Zeit haben. Denn in dem großen Krankenhauskomplex fällt täglich für sie viel mehr Arbeit an, als Laien es vielleicht vermuten würden.
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Es habe in manchen Bereichen etwas von „Kampf gegen Windmühlen“, merkt Christian Braun an; vor allem, wenn es um die Ausbesserungen geht, die überall im Haus und immer wieder erforderlich werden. Und doch „haben wir hier einen ganz tollen Arbeitsplatz und sind sehr zufrieden“. Dass er in seinem Job fest in einem Krankenhaus beschäftigt ist, ist für viele Menschen zunächst einmal überraschend – das erlebt Christian Braun auch im privaten Umfeld immer wieder, wenn er anderen von seinem Beruf erzählt. Aber die Vorteile, die das Klinikum davon hat, liegen auf der Hand: Wenn ohnehin ständig etwas für Maler zu tun ist, erleichtert es die Abläufe ungemein, nicht immer erst eine externe Firma beauftragen zu müssen, sondern auf eigene Leute zugreifen zu können.
Klinikum Siegen: Maler ist auch hier ein Knochenjob – aber Christian Braun liebt seinen Beruf
2019 trat er die Stelle an, die zuvor sein Vater 20 Jahre lang innehatte. „Ich wusste, dass man hier ein gutes Leben hat“, sagt er mit Verweis auf die familiär bedingten Vorkenntnisse. „Gutes Leben“ bedeutet in diesem Fall allerdings keineswegs, dass irgendjemand es lau angehen könnte. „Maler und Lackierer ist auch hier ein Knochenjob“, betont Christian Braun, der auf 20 Jahre Berufserfahrung zurückblicken kann. Doch es sei anders als er es von früher kenne. Bevor er ans Klinikum Siegen ging, war er bei Malerfirmen angestellt, hat viel im Freien und auf dem Gerüst gearbeitet. Das entfalle nun. Außerdem, das räumt er ein, habe auch der Öffentliche Dienst etwas für sich. „Das Haus gibt mir auch eine gewisse Sicherheit.“ Vor allem aber sei es ein recht selbstständiges Arbeiten als „Teil eines sehr guten Teams“.
Nach ihm stießen zwei weitere Maler hinzu. „Ich bin sehr froh, dass ich diese unheimlich guten und netten Kollegen hinzubekommen habe. Ein Maler allein fürs ganze Haus: Das schaffst Du nicht.“ Es gibt aber noch mehr Handwerkskollegen im Klinikum, unter anderem zwei Schreiner, einen Gas-Wasser-Installateur, einen Elektriker, derzeit auch einen Bufdi. Geschäftsführer Ingo Fölsing wolle viel in Eigenleistung erledigt haben, erläutert Christian Braun, denn über Ausbesserungen und kleinere Einsätze hinaus gebe es auch immer wieder „riesige Baustellen“. Seit einem halben Jahr seien die Maler zum Beispiel auf der ehemaligen Station 14 beschäftigt, dort entsteht eine neue HNO-(Hals-Nasen-Ohren)-Belegabteilung. „Wir machen trotzdem auch noch viel zwischendurch.“
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Klinikum Siegen: Auszubessern gibt es für Maler immer etwas – zusätzlich zu großen Baustellen
Aufträge kommen auf zwei Arten herein. Einerseits gehen die Maler mit offenen Augen durchs Haus und sehen, wo Flecken überstrichen oder Rammschutzelemente an den Wänden (auf Höhe der Betten, die über die Flure geschoben werden) ausgetauscht oder instandgesetzt werden müssen. Andererseits können aus den verschiedenen Abteilungen und von den Stationen Aufträge erteilt werden. Der erste Blick nach dem morgendlichen Umziehen in der Werkstatt gehe deshalb in den Computer, um die Aufgaben zu priorisieren und den Tag zu planen. Ein großer Vorteil sei natürlich, dass man sich mit anderen Gewerken – etwa mit dem Elektriker – schnell und unkompliziert absprechen könne, weil die Fachleute zum selben Team gehören.
Ein wichtiger Aspekt für die Arbeit der Maler: Die Menschen im Krankenhaus – Patientinnen und Patienten, Besucherinnen und Besucher und ganz wesentlich auch die Belegschaft – sollen sich wohlfühlen. „Dafür sind wir hier“, sagt Christian Braun. Fleckige Wände und abgeplatzter Lack lassen Ambiente und Atmosphäre sehr schnell sehr alt aussehen, darum sollen derererlei Begleiterscheinungen des Klinikalltags schnell beseitigt werden – und zwar tip top. „Wir haben hohe Standards“, erklärt der Maler und Lackierer. Passend dazu stehe hochwertiges Equipment zur Verfügung, professionelle Geräte, die beispielsweise feinste Lackierarbeiten ermöglichen. Auch an dieser Stelle zeigt die Geschäftsführung, dass es ihr ernst ist.
Klinikum Siegen: Maler erleben viel. Doch auch für sie gilt: Schweigen, wenn‘s Patienten betrifft
Bei all dem ist ein Krankenhaus selbstverständlich auch für Handwerker ein besonderer Arbeitsplatz. Maßnahmen müssen mit Ärztinnen, Ärzten und dem Pflegepersonal abgestimmt werden, vor allem auch mit den Patientinnen und Patienten. Komplette Renovierungen belegter Zimmer seien nicht möglich, macht Christian Braun klar, so etwas müsse von langer Hand geplant sein. Aber wenn ein Zimmer in Augenschein genommen werden muss, ebenso bei kleineren Ausbesserungen oder falls vielleicht einmal eine Gardine aufzuhängen sei, fragen die Maler schon einmal höflich bei Patientinnen und Patienten an, ob sie kurz vorbeischauen dürften. „Da muss man ein sensibles Händchen haben“, sagt der 40-Jährige.
Manchmal würden auch echt witzige oder schräge Dinge passieren. An dieser Stelle hüllt Christian Braun sich aber konsequent in krankenhaustypisches Schweigen. „Das sind Patienten-Angelegenheiten. Da darf man nicht drüber reden.“
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