Siegen. Mit Händen und Füßen wehren sich Siegener Sozialdemokraten gegen weibliche Statuen, ähnlich Henner und Frieder. Andere Fraktionen sind irritiert.

Vor allem die SPD wehrt sich mit Händen und Füßen dagegen, ein Denkmal für arbeitende Frauen auch nur zu prüfen. Auch nach einer „Diskussion“ im Haupt- und Finanzausschuss bleiben die Sozialdemokraten dabei, dass Bronzestatuen – ähnlich wie Henner und Frieder, halt nur weiblich – „nicht zeitgemäß“ seien. Weitere Begründungen blieb die Fraktionsspitze in der Sitzung schuldig.

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Man sehe das „kritisch“ und werde den Vorschlag „nicht mitragen“, sagte Ingmar Schiltz. „Natürlich“ sei man für die Ehrung von Frauen, finde aber die „Art und Weise mit einer Statue nicht mehr zeitgemäß“. Da müsse man sich andere, bessere Gedanken machen. Anlass ist der Vorschlag der Verwaltung, zum 800. Geburtstag der Stadt Siegen im Jahr 2024 die „Voraussetzungen für die Schaffung eines Denkmals zur Ehrung arbeitender Frauen in prägenden Wirtschaftszweigen der Siegener und Siegerländer Geschichte“ zu prüfen (Wir berichteten).

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Konkreter Vorschlag ist, mit Figuren im Stadtbild an die sogenannten „Erzengel“ und die Haubergsfrauen zu erinnern, die eben auch in der Montanindustrie und den Genossenschaftswäldern schwer körperlich arbeiteten und wesentliche Beiträge zur Versorgung ihrer Familien leisteten. Der Verwaltungsvorschlag wiederum geht auf einen Bürgerantrag zurück, Frauen im Stadtbild sichtbarer zu machen. Denn dass sie zwar die Hälfte der Bevölkerung ausmachen, öffentlich aber erheblich weniger präsent seien als Männer, sei ein gesamtgesellschaftliches Phänomen, so die Begründung.

Natürlich sind wir für die Ehrung von Frauen, aber die Art und Weise mit einer Statue ist nicht mehr zeitgemäß.
Ingmar Schiltz, SPD

„Frauen haben Siegen und das Siegerland gestaltet und verändert und unverzichtbare Spuren hinterlassen, die aber nicht ausreichend gewürdigt werden“, heißt es in dem von mehreren Dutzend Frauen unterzeichneten Antrag, der ausdrücklich neben Straßenbenennungen und Gedenktafeln auch ein „weibliches Pendant zu den beiden männlichen Siegener Wahrzeichen Henner und Frieder“ vorschlägt. Bereits im Kulturausschuss hatten die SPD und ihre Kooperationspartnerin CDU das Ansinnen abgelehnt, als „zeitgemäßere“ Variante der Ehrung wurden historische Fotos in öffentlichen Gebäuden genannt.

Die Menschen bleiben stehen und machen Fotos bei solchen nicht zeitgemäßen Dingen wie Bronzestatuen. Die Leute mögen das!
Michael Groß, Grüne, über Henner und Frieder

Die Berufsgruppen der Erzengel und Haubergsfrauen stünden auch gar nicht symbolisch für Berufe, wie Bergmann Henner und Hüttenmann Frieder, so Schiltz weiter: Die Tätigkeit dieser Frauen seien „keine Symbole für Berufsgruppen“.

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Michael Groß, Fraktionsvorsitzender der Grünen, äußerte „Verwunderung, vor allem über die SPD“: Man möge doch noch einmal den Beschlussvorschlag lesen – es gehe ums Prüfen und nicht darum, eine Statue aufzubauen. Er verwies auf den Bürgerantrag, in dem sich Einzelpersonen und auch mehr als 20 Frauengruppen für genau diese Art der Ehrung einsetzen – „und das einzige Argument ist, das sei nicht zeitgemäß; wenn alle Akteurinnen sagen, das sie genau das wollen?“ Wer 30 Minuten auf der Siegbrücke bei Henner und Frieder stehe werde das Gegenteil erleben: Die Menschen bleiben stehen „und machen Fotos bei solchen nicht zeitgemäßen Dingen wie Bronzestatuen. Die Leute mögen das!“ Nachdem sich so viele Bürgerinnen für das Denkmal engagiert hätten, gebiete es der Respekt, wenigstens der Prüfung zuzustimmen.

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Groß vermutete, dass „mehr dahintersteht“: Wie werde diese grundsätzliche Ablehnung denn begründet?, fragte er die acht anwesenden Stadtverordneten von SPD und CDU. Diese, alles Männer, blieben die Antwort schuldig. Der Antrag wurde bei den acht Gegenstimmen abgelehnt (ebenso der Änderungsantrag, ein „zeitgemäßes Denkmal“ zu prüfen), alle andere Fraktionen stimmten dafür, Bürgermeister Steffen Mues enthielt sich. Beschlossen wurde eine „zeitgemäße Ehrung“ zu prüfen sowie eine „Auftaktveranstaltung für die Ehrung von Frauen im Stadtbild“ zu planen. Aber kein Denkmal.