Siegen. CDU und SPD lehnen es ab, Siegerländer Heldinnen der Arbeit ein Denkmal zu setzen, ähnlich Henner und Frieder: Lieber nur Bilder und Bücher.
Weibliche Pendants zu „Henner und Frieder“ ernten nicht überall so viel Sympathie wie die beiden männlichen Figuren auf der Oberstadtbrücke. Der Kulturausschuss lehnte es bei acht zu sieben Stimmen ab, die Verwaltung mit Vorbereitungen für die Schaffung solcher Denkmale zu beauftragen (wir berichteten). CDU und SPD votierten dagegen, alle anderen dafür.
Eine Frage der Ehrung: Frauen sind im Siegener Stadtbild unterrepräsentiert
Entscheiden wird zwar der Rat in seiner Sitzung am 22. November. Doch ein „Nein“ aus dem Fachausschuss ist zumindest einmal bemerkenswert. Die Denkmalfrage war Teil des Tagesordnungspunktes „Sichtbar machen von Frauen im Stadtbild Siegen aus Anlass des Stadtjubiläums 2024“. Über dessen Wichtigkeit an sich herrschte im Kulturausschuss Einigkeit. Der ebenfalls zu diesem Punkt gehörende Vorschlag, Gedenktafeln für Hedwig Heinzerling (Pädagogin und Sozialpolitikerin) und Waltraud Steinhauer (Gewerkschafterin, Kommunal- und Bundespolitikerin) „als verdienten Persönlichkeiten der Siegener Stadtgeschichte“ im öffentlichen Raum anzubringen und Gedenktafeln für weitere herausragende Siegenerinnen folgen zu lassen, erntete einhellige Zustimmung. Aber mit Skulpturen, die an arbeitende Frauen und ihre Leistungen in prägenden Wirtschaftszweigen erinnern sollen, konnten sich nicht alle Ausschussmitglieder anfreunden.
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Genauso, wie Henner symbolisch für die Berg- und Frieder für die Hüttenmänner steht – und beide damit für Siegens montan-geschichtliche Tradition – hatte die Verwaltung nach Austausch unter anderem mit dem Frauenforum Siegen und der „Initiative Gewerkschaftsfrauen“ angeregt, die „Erzengel“ und die „Haubergsfrauen“ in Form von Denkmälern an prominenter Stelle öffentlich sichtbar zu machen. Als „Erzengel“ wurden Frauen (aber auch Kinder) bezeichnet, die das von Bergmännern zu Tage geförderte Gestein sortierten; „Haubergsfrauen“ halfen im Hauberg mit. Beide Gruppen schufteten sich bei Schwerstarbeit ab, um ihren Beitrag für das Durchkommen der Familie zu leisten. Als weibliche Pendants zu den hart arbeitenden männlichen Berg- und Hüttenleuten wären sie somit prädestiniert.
Für und gegen Frauen-Figuren in Siegen: „nicht zeitgemäß“ – lieber Fotos
„Eine Frauengestalt in Bronze wäre nicht zeitgemäß“, fand jedoch Traute Fries (SPD). Sie schlug stattdessen vor, die Würdigung dieser Frauen bildlich vorzunehmen, etwa mit der Ausstellung historischer Fotos in städtischen Gebäuden. Isabelle Cathrin Schmidt (CDU) betonte, es dürfe nicht „eine Skulptur nur um der Skulptur wegen“ geben. Was die betreffenden Frauen geleistet hätten, sei zudem „nur anhand eines Abbilds“ schwer darzustellen.
Völlig anders sah das Bärbel Gelling (Grüne). „Da reicht kein Bild, kein Buch. Da will ich eine Skulptur sehen“, unterstrich sie. „Das sind ganz wichtige Frauen gewesen, die man in die Öffentlichkeit holen sollte.“ Als Standort warf sie den neuen Bürgerpark Herrengarten, der 2024 fertig werden soll, in die Diskussion. Dieser Ort ist prominent und ganz in der Nähe von Henner und Frieder, ohne die Figuren jedoch durch zu enge Nachbarschaft in Konkurrenz zueinander zu bringen. Martin Heilmann (ebenfalls Grüne) merkte darüber hinaus an, dass Foto-/Bild-Lösungen eine geringe Halbwertszeit hätten. Henner und Frieder wurden von Friedrich Reusch immerhin schon 1902 geschaffen – für Erzengel und Haubergsfrau „sollte es also schon etwas sein, das das Potenzial hat, 120 Jahre zu überstehen“, sagte der Kommunalpolitiker. Allerdings müsse eine Skulptur ja im Stil „nicht Henner und Frieder nachempfunden sein“.
Das sagt die Siegener Verwaltung: Es müssen keine Frauen-Figuren sein
Letzteres hob auch Astrid Schneider, Leiterin der städtischen Kulturabteilung, hervor. „Gewollt ist, in einer künstlerischen Ausdrucksform die Leistung eines Frauenkollektivs zu ehren“, erläuterte sie. Das müsse nicht figürlich geschehen – und davon ist in der Vorlage auch nirgendwo die Rede. Astrid Schneider nannte als sehr bekanntes Beispiel für eine gänzlich andere Herangehensweise das Holocaust-Mahnmal in Berlin: Die Darstellung ist äußerst abstrakt, die Aussage aber völlig klar.
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Drei bis fünf von Fachleuten empfohlene Künstlerinnen und Künstler würde die Verwaltung gerne ansprechen, um sie für die Teilnahme an einem Wettbewerb zu gewinnen. Dieses Vorgehen favorisiert die Kulturabteilung nach Beratungsgesprächen mit der Leiterin des Siegerlandmuseums, Dr. Karin Kolb, und dem Leiter des Museums für Gegenwartskunst, Thomas Thiel. Sobald festgelegt wäre, welche Frauengruppen konkret geehrt werden sollen, könnten die Kunstschaffenenden eine Gestaltung entwickeln. Dazu würde ganz praktisch auch die Entscheidung zählen, ob es eine oder zwei Figuren werden sollen. Ob daraus trotz der Ablehnung im Kulturausschuss noch etwas wird, zeigt sich Ende November im Rat.