Siegen. Autokäufer brauchen nach dem Cyberangriff auf die SIT Geduld. Weil keine Zulassungen möglich sind, können Händler keine Autos rausgeben

Der Cyberangriff auf die Kommunen trifft indirekt auch die Autohäuser und ihre Kundschaft in der Region massiv. Da bei der Kfz-Zulassungsstelle des Kreises Siegen-Wittgenstein derzeit keine Anmeldungen möglich sind, können die Kundinnen und Kunden ihre Neuwagen nicht abholen, obwohl diese bei den Händlern stehen. Das erfordert bei allen Beteiligten Geduld und oft auch Improvisation.

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„Es ist vor allem ein Logistikproblem“, sagt Marco Schröder, Verkaufsleiter Neuwagen im Audi Zentrum Siegen. Täglich kämen neue Autos an, doch weil in Siegen die Anmeldung nicht möglich ist, können die Kundinnen und Kunden sie nicht mitnehmen. Die Fahrzeuge müssen also erst einmal auf dem Gelände oder in der Ausstellung untergebracht werden. Darüber hinaus besitze die Firma Walter Schneider, zu der das Audi Zentrum gehört, auch einen großen Lagerplatz, im Siegerland, so dass sich bisher immer eine Lösung fände. Noch könne aber niemand sagen, wie lange die Schwierigkeiten bei der Kfz-Zulassungsstelle, ausgelöst durch den Hackerangriff auf den Dienstleister Südwestfalen-IT in der Nacht zum 30. Oktober, noch dauern.

Siegen: Autohäuser können Neuwagen wegen Problemen bei Kfz-Zulassungsstelle nicht rausgeben

Autokäuferinnen und -käufer hatten sich in den vergangenen Jahren schon auf längere Wartezeiten einstellen müssen – Corona, der russische Krieg gegen die Ukraine, Probleme in der Halbleiterbranche und mit den Lieferketten führten zu Verzögerungen. „Jetzt kommen die Autos endlich“, sagt Marco Schröder – doch die Menschen, die sich oft sehr auf ihren neuen Wagen freuen würden, müssten warten. Die Kundinnen und Kunden reagierten aber verständnisvoll, „sehen das recht entspannt“, schildert der Verkaufsleiter die bisherigen Erfahrungen. Es handele sich schließlich um „höhere Gewalt“, die Dauer des Problems sei „hoffentlich absehbar. „Und im Zweifel helfen wir auch mit Miet- oder Vorführwagen aus. Parallel prüfen wir gerade die Möglichkeit der Online-Zulassung.“

„Es ist für alle irgendwie ärgerlich“, sagt Antigona Sejfi, Vertriebsassistenz bei der Wahl Group in Siegen. Viele Kundinnen und Kunden hätten ihre alten Autos bereits verkauft, seien auf die neuen Fahrzeuge angewiesen. Manche würden täglich anrufen und nach dem Stand der Dinge fragen, doch die Autohäuser wüssten auch nur das, was offiziell seitens der Südwestfalen IT und des Kreises mitgeteilt wird. Einzelne Kundinnen und Kunden seien verärgert, könnten die Situation aber einordnen: „Die meisten wissen, dass die Händler nichts machen können und nicht die Schuld tragen“, so Antigona Sejfi. Die angelieferten Fahrzeuge abzustellen, sei dank entsprechend großer verfügbarer Flächen nicht das Problem. Es sei zudem nicht die gesamte Kundschaft betroffen, da viele aus Landkreisen kämen, in denen die Zulassung unbeschränkt funktioniert. Für die Kundinnen und Kunden aus Siegen-Wittgenstein und Olpe gelte das zwar momentan nicht, da „hoffen wir aber auf Licht am Ende des Tunnels“.

Cyberangriff Siegen: Kunden müssen auf Neuwagen warten - wie lang, ist ungewiss

„Aktuell läuft gar nichts“, berichtet Matthias Schaffer, Serviceberater bei Toyota Keller in Siegen. „Die Kunden haben Verständnis, aber enttäuscht sind sie natürlich schon“. Die Fahrzeuge werden vorübergehend in der Ausstellung oder auf dem Gelände abgestellt. Ähnlich ist es bei der Autogalerie Köhler in Siegen. „Noch ist das machbar“, sagt Timo Meurer, Verkäufer für Suzuki und Standortleiter. Sollte die Situation anhalten, könne das Unternehmen für die Lagerung auch auf andere Standorte ausweichen. Über allem schwebt aber die Ungewissheit, ab wann die Dinge wieder wie gewohnt laufen. Die derzeitige Lage sei jedenfalls „nicht ganz angenehm“, räumt Timo Meurer ein. „Man leidet schon mit den Kunden mit. Man weiß schließlich, dass ein neues Auto für die Leute etwas Besonderes ist, dass viele darauf hingespart haben.“

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