Siegen. Im Lockdown sinkt die Mobilität der Menschen, das spüren auch die Autohändler. Nachfrage ist dennoch da. Siegener Autohäuser werden dazu kreativ.
In der Corona-Krise sinkt die Mobilität und das bekommen die Autohäuser der Region zu spüren. Nicht nur im Fahrzeugverkauf, auch in den Werkstätten: In Zeiten von Lockdown, Heimarbeit und- unterricht kann das Auto in vielen Fällen stehen bleiben. Und wo weniger Kilometer gefahren werden und weniger Unfälle passieren, fallen auch weniger Verschleißreparaturen an. Die Autohändler gehen kreativ mit der Situation um.
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Wie fast alle größeren regionalen Unternehmen der Branche setzt die Hoppmann Autowelt auf sämtliche digitalen Kommunikationskanäle, die angesichts geschlossener Verkaufsräume zur Verfügung stehen. „Wir waren bei der Digitalisierung ohnehin gut aufgestellt und haben nochmal investiert“, sagt Geschäftsführer Andreas Wilke. Während des ersten Lockdowns sei der Autoverkauf noch vergleichsweise gut gelaufen, nun sei die Nachfrage spürbar geringer. Nicht katastrophal, aber merklich. Die Auslastung in den Werkstätten sei zufriedenstellend, im Verkauf allerdings musste ab Januar zeitweise Kurzarbeit angemeldet werden, so Wilke – gleichwohl gebe es Nachfrage und die Kundschaft werde auch bedient. „Wir schicken keinen nach Hause!“
Die Hoppmann Autowelt legt bei der Digitalisierung eine Schüppe drauf
Dazu intensiviert die Hoppmann Autowelt die Marketingmaßnahmen insbesondere im Netz, das Verkaufsteam berät via Telefon und WhatsApp, aber zunehmend auch in Video-Livestreams und für die Marke Audi auch via Live-Beratung. Das Verkaufspersonal trägt dabei eine Videobrille, die das Bild auf den Monitor des Kunden überträgt – Interessenten sehen, was der Verkäufer sieht. Auf diese Weise können Funktionen und Ausstattungsdetails eines Fahrzeugs noch deutlich besser veranschaulicht werden als auf Fotos, so Wilke.
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Ein Autokauf ist kein Geschäft, das auch auf lange Sicht in den Onlinebereich verlagert werden könnte – dazu geht es um zu hohe Summen. Auch die Wahl Group setzt auf Videoberatung und Detailfotos, man höre aber von vielen Kunden, dass sie ein Auto vor sich sehen und anfassen können wollen. „Der Vertrieb wird wohl nie ins Netz verschwinden“, schätzt Thomas Bruß, in der Geschäftsführung zuständig für Digitalisierung und Kommunikation. Gleichwohl gebe es in Teilbereichen immer wieder Kurzarbeit, abhängig von der Auslastung einzelner Bereiche werde das von Woche zu Woche entschieden. Unternehmen mit einer gewissen Größe könnten diese Situation einfacher verkraften und flexibler reagieren – ihm täten kleinere Händler mit wenigen Angestellten leid, die trotz großer Kreativität manche Möglichkeiten einfach nicht hätten.
Dei Wahl Group verlegt einen Großteil der Ausstellung in Siegen ins Freie
Am Standort Siegen lässt die Wahl Group für die Renault-Sparte ab Samstag, 20. Februar, einen Testballon steigen: Die Fahrzeugausstellung wird in Abstimmung mit den Behörden nach draußen verlegt. Renault-Filialleiter Michael Brück bestätigt, dass es für Kunden extrem wichtig sei, vor dem Fahrzeugkauf das Wunschauto einmal erleben zu können. Auf dem Neuwagen-Lagerplatz präsentiert die Wahl Group auf rund 4400 m2 Fahrzeuge im Außenbereich statt im Schauraum, dabei gelten die üblichen Hygienebestimmungen. Personal einer zentralen Schlüsselstelle öffnet nach Absprache vor Ort das gewünschte Fahrzeug per Fernbedienung, Kunden können sich auch in die Autos setzen, die danach wieder desinfiziert werden.
Fahrzeugausstellung im Freien
So funktioniert die Fahrzeugausstellung auf dem Außengelände von Renault Wahl, Bahnhof Weidenau 20:
Interessenten können mit dem Smartphone einen QR-Code am Fahrzeug scannen, per App öffnen sich alle Details zum Fahrzeug, teilt Filialleiter Michael Brück mit.
Montags bis Freitags in der Zeit von 8 bis 17 Uhr ist die Hotline zum Probesitzen besetzt. Dazu muss die Nummer, die sich neben dem QR-Code befindet, genannt werden, dann wird das Wunschfahrzeug per Fernbedienung geöffnet, die Beschäftigten beraten auf Wunsch währenddessen per Telefon. Danach wird das Fahrzeug wieder verschlossen und vor dem nächsten Probesitzen desinfiziert.
Auf der Außenfläche und auch auf dem Kundenparkplatz daneben besteht Maskenpflicht, die maximale Kundenzahl wird über die zur Verfügung stehenden Stellplätze geregelt.
Wie die Beratung per Videobrille im Detail funktioniert, zeigt ein Video auf dem Youtube-Kanal der Hoppmann Autowelt.
Werktags von 8 bis 17 Uhr wird das Verkaufsgeschäft nun auf diese Weise abgewickelt, das Konzept könnte auch an weiteren Standorten umgesetzt werden, bekräftigt Thomas Bruß – „bis wir wieder öffnen dürfen“.
Toyota Keller hofft auf Lockerungen im März – die Saison steht an
Dass das bald geschieht, darauf hofft Wolfgang Keller, Geschäftsführer des gleichnamigen Autohauses: Auch er bestätigt, dass der zweite Lockdown das Unternehmen härter trifft als der erste. Januar und Februar seien ohnehin schwächere Monate, „das Geschäft zieht ab März wieder an“, sagt Keller. Bitter würde aus seiner Sicht ein anhaltender Lockdown bis Ostern, „der März ist ein Monat, den wir wirklich brauchen“ – nicht nur wegen der Räderwechsel. Kontaktloser Autoverkauf nach Beratung auf Distanz ist auch beim Autohaus Keller möglich, aber am Ende will die Kundschaft den Wagen fühlen und erleben. „Das ist nicht das gleiche, wie ein Verkäufer, der mit mir drumherum geht und alles erklärt“, betont Keller – dieses Qualitätsniveau in der Beratung wolle man unbedingt erhalten.
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Kurzarbeit ist für Keller nur im Verkaufsbereich ein Thema, „sehr wenig“, betont er – die Belegschaft habe vorbildlich mitgezogen, um die Situation zu bewältigen, lobt der Geschäftsführer. Und auch die Hersteller handelten sehr verantwortungsbewusst im Lockdown. Üblicherweise gebe es zwischen Konzern und Händler eine Vereinbarung über eine bestimmte Anzahl Fahrzeuge, „man bekommt da nichts auf den Hof gestellt“, sagt Keller, die monatlichen Ziele würden in Absprache an die Gegebenheiten angepasst.
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