Kreuztal. An den Kreuztaler Grundschulen werden mehr Betreuungsplätze und mehr Räume benötigt. Gebaut werden kann nicht alles gleichzeitig. Die Pläne:

An den Kreuztaler Grundschulen wird es eng: „Wir rechnen mit einer 80-prozentigen Betreuungsquote im Offenen Ganztag, im Moment sind wir bei unter 50 Prozent“, sagt Patrick Zöller, Schul- und Sozialdezernent der Stadt Kreuztal. Ab 2026 haben Kinder einen Rechtsanspruch auf offenen Ganztag, zunächst im ersten Schuljahr, ab 2029 in allen Jahrgängen. Auf die Stadt Kreuztal kommen damit hohe Investitionen zu, um die Grundschulen an die Bedarfe anzupassen. „Über 20 Millionen Euro an allen fünf Grundschulstandorten“, so Patrick Zöller. Im Schulausschuss erläuterten die Verantwortlichen der Stadtverwaltung nun, wie die Lage an den einzelnen Standorten aussieht.

Grundschulen in Kreuztal: So ist die Lage an den fünf Schulen im Stadtgebiet

Grundschule an Dreslers Park: Bei einer Betreuungsquote von 80 Prozent beträgt die Anzahl der Schülerinnen und Schüler in der OGS 239 – nach Abschluss der schrittweisen Einführung des Rechtsanspruchs (2029) fehlen damit 139 Betreuungsplätze. Bei der Grundschule an Dreslers Park sei der „größte der geplanten Schulbauten“ in Kreuztal nötig, so Stadtbaurätin Christina Eckstein – ein Anbau im Randbereich des „OGS-Spielplatzes“. Er sieht im Erdgeschoss eine Mensa sowie weitere Räume und im Obergeschoss zusätzlich weitere Räumlichkeiten vor. Die Mensa soll multifunktional nutzbar sein. Bei dem Anbau sei eine Massiv- oder Holzbauweise denkbar, erläutert Christina Eckstein. Der geschätzte Kostenrahmen beträgt rund 7.400.000 Euro brutto.

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Jung-Stilling-Grundschule in Kredenbach: Bei einer 80-prozentigen-Betreuungsquote beträgt die Schüleranzahl 186, 136 Betreuungsplätze fehlen nach Abschluss der schrittweisen Einführung des Rechtsanspruchs. Dort werden vor allem Differenzierungs- und Nebenräume sowie ein größeres Lehrerzimmer benötigt. Der Stadtverwaltung schwebt ein Anbau in Massivbauweise im Bereich nördlich des Schulgebäudes vor, der im 1. Obergeschoss eine große Mensa sowie zwei weitere Räume und im 2. Obergeschoss zusätzliche Räumlichkeiten bieten soll. Der geschätzte Kostenrahmen beträgt rund 3.200.000 Euro brutto.

Wie der Offene Ganztag in Kredenbach läuft

Wie sieht der Alltag in einer Offenen Ganztagsschule (OGS) aus? Sandra Klein, Schulleiterin der Jung-Stilling-Grundschule in Kredenbach, gab den Schulausschussmitgliedern in ihrer Schule Einblicke. Bis 15 Uhr müsse die Betreuung in einer OGS gewährleistet sein, „bis 16 Uhr dürfen wir“, erläuterte sie.

Nach dem Unterricht würden zusammen Hausaufgaben gemacht und Mittag gegessen. „Für viele Kinder ist das die einzige gemeinsame Mahlzeit mit anderen Menschen. Oft ist das in den Familien nicht mehr der Fall.“

Nach dem Mittagessen gäbe es unterschiedliche Arbeitsgemeinschaften, für die man kindgerecht angepasste Räume brauche. Der OGS-Betrieb soll auch Erholungsmöglichkeiten bieten, die Aufenthaltsqualität durch geeignete Räume soll gut sein. „Damit man nicht acht Stunden im Klassenraum sitzt.“ Bei den Räumen müsste auch immer wieder geschaut werden, „wo die Multifunktionalität an Grenzen kommt“.

Im Moment würden auch viele 5-jährige Schülerinnen und Schüler die Jung-Stilling-Grundschule besuchen. „Das sind kleine Kinder. Sie brauchen einen Ruheraum.“ Unter ihnen gäbe es auch Kinder, die einen 8-Stunden-Tag sonst „nicht packen“ würden.

Hinzu kämen Schülerinnen und Schüler, die aufgrund von Handicaps oder fehlender Deutschkenntnisse mehr Unterstützung benötigen würden.

Grundschule Fellinghausen: „Hier gibt es noch keine OGS-Betreuung, sie wird mit dem kommenden Schuljahr eingeführt“, erläutert Patrick Zöller. Die 80-Prozent-Quote vorausgesetzt beträgt die Schüleranzahl 160, 90 Betreuungsplätze fehlen. Bezüglich des Raumbedarfs wurde seitens der Schule insbesondere ein Bedarf an Gruppen-, Besprechungs- und Differenzierungsräumen, ein größerer Speiseraum sowie ein größeres Lehrerzimmer gemeldet, wie es in der Verwaltungsvorlage zum Schulausschuss heißt. Die Vorentwurfskizze der Verwaltung sieht einen Anbau im Bereich nördlich des Schulgebäudes vor, der im Erdgeschoss eine Mensa und weitere Räume bieten soll. Die Mensa soll auch hier, wie in den anderen Schulen, multifunktional genutzt werden. Der geschätzte Kostenrahmen wurde mit 4.200.000 Euro brutto ermittelt.

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Friedrich von Bodelschwingh-Grundschule in Buschhütten: Bei einer Betreuungsquote von 80 %, beträgt die Anzahl an Schülerinnen und Schülern 136 – 61 Betreuungsplätze fehlen. Die Schule braucht vor allem Differenzierungs-, Betreuungs- und Besprechungsräume und gibt Raumbedarf im Verwaltungsbereich an. „Hier ist ein eingeschossiger Anbau vorgesehen“, erklärt Christina Eckstein – im Bereich der Schulhofflächen. „Es ist eine Holzbauweise denkbar.“ Der geschätzte Kostenrahmen wurde mit 2.700.000 Euro brutto ermittelt.

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Adolf-Wurmbach-Grundschule (Hauptstandort Eichen): „Hier gibt es erstmal keinen Anbau“, sagt Patrick Zöller. Der Mitteltrakt soll saniert werden. „Brandschutzfachplanung, Wärmeschutznachweis und die Erstellung der Statik sind beauftragt. Die weitere Sanierungsplanung erfolgt derzeit in enger Abstimmung mit der Schulleitung und den externen Ingenieurbüros“, heißt es in der Schulausschussvorlage.

Kritik an Fördermöglichkeiten: „Schulträger und Kommunen werden hier allein gelassen“

Man könne nicht alle vier Grundschulen gleichzeitig ausbauen, das gehe aus „Kapazitätsgründen“ nicht, so Patrick Zöller auf Nachfrage von Schulausschussmitglied Johann Heinrich Giebeler (Grüne). Voraussichtlich würde man mit dem Ausbau der Grundschulen in Dreslers Park und Buschhütten beginnen, sagt Christina Eckstein. Patrick Zöller übte in der Sitzung generell Kritik an den Fördermöglichkeiten für die Bauvorhaben: „Schulträger und Kommunen werden hier allein gelassen.“ Die Stadt Kreuztal sei mit der Planung nun einen Schritt nach vorne gegangen, da demnächst wohl alle Schulträger „auf den Markt strömen, den Ganztagsausbau umzusetzen“. Änderungen könnten sich aufgrund der frühen Planungsphase noch ergeben.

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„Ich finde klasse, dass Kreuztal so vorangehen kann“, so Heike Siebel (SPD). Gerade in der Grundschule in Fellinghausen sei die räumliche Situation schwierig, dort müsse man sich Gedanken machen, wie man einen Lebens- und Entwicklungsraum für Kinder schaffe. Philipp Krause (CDU) betonte, dass man bei den Planungen auf jeden Fall die Barrierefreiheit berücksichtigen solle. Als nächstes werden die Planungen nun dem Infrastruktur-, Umwelt- und Wirtschaftsförderungsausschuss vorgestellt, bevor der Rat sich damit befasst.

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