Weidenau. Nachhaltige Materialien, helle Räume und ein echter Hingucker: Der Anbau der Jung-Stilling-Schule Siegen zeigt, wie Schule ein Wohlfühl-Ort wird.

Die Jung-Stilling-Schule wird wohl „die Benchmark sein für alles, was an Schulerweiterungen noch kommt“, sagt Stadtbaurat Henrik Schumann. Der barrierefreie Anbau, der nach den Sommerferien betriebsbereit sein soll, ist in Siegen der erste in Holzbauweise, erfüllt ökologisch hohe Ansprüche, verdoppelt mit 1500 zusätzlichen Quadratmetern die Nutzfläche der Grundschule und macht optisch und atmosphärisch eine Menge her.

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„Ich bin richtig froh, dass ich demnächst in diesem tollen Gebäude arbeiten darf“, betont Schulleiterin Petra Dors bei einer Vorab-Führung. „Das Zusammenspiel von Material, Licht und Raum ist beeindruckend, es hat etwas von einem Museum.“ Die Architekten vom Büro Almasi und Stein hätten sich intensiv Gedanken gemacht, „man sieht, dass hier Feingeister am Werk waren“. Diesem Eindruck lässt sich weder von außen noch von innen widersprechen – wobei der ästhetische Wert natürlich nicht Selbstzweck ist, sondern die Voraussetzungen für ein angenehmes Lern- und Lebensumfeld für die Schülerinnen und Schüler schaffen soll, das noch dazu unter Gesichtspunkten der Nachhaltigkeit gestaltet ist.

Die „Brücke“ (rechts) verbindet die Bestandsgebäude und den neuen Anbau der Jung-Stilling-Schule miteinander und schafft dabei auf dem Schulhof einen Bereich, der Regen- und Sonnenschutz gewährt.
Die „Brücke“ (rechts) verbindet die Bestandsgebäude und den neuen Anbau der Jung-Stilling-Schule miteinander und schafft dabei auf dem Schulhof einen Bereich, der Regen- und Sonnenschutz gewährt. © WP | Florian Adam

Siegen: Anbau der Jung-Stilling-Schule setzt der Enge ein Ende

Von vorne sieht die Jung-Stilling-Schule weitgehend wie gewohnt aus, von hinten ist sie kaum wiederzuerkennen. Das Satteldach auf dem Verbindungsbau zwischen den beiden Bestandsgebäuden wurde entfernt und durch eine neue Etage ersetzt. Von hier aus führt „die Brücke“ – ein geschlossener Riegel, dank dem nun ein Teil des Schulhofs quasi überdacht ist – zum dreistöckigen Anbau.

Zeitplan im Rahmen

Die Erweiterung der Jung-Stilling-Schule hätte eigentlich im Frühjahr fertig werden sollen, verzögerte sich aber, erklärt Bürgermeister Steffen Mues – und nennt einige Stichworte: personelle Engpässe bei beauftragten Firmen wegen Erkrankungen, die Insolvenz eines Auftragnehmers, schwierige Wetterverhältnisse.

Zum neuen Schuljahr klappt aber nun alles. Die Gefahr, dass Schülerinnen und Schüler abgewiesen werden müssen – die Jung-Stilling-Schule wird dreizügig – besteht damit nicht.

In der „Brücke“ gibt es das Lehrerzimmer, ein Klassenzimmer und einen weiteren Raum, im Anbau werden unter anderem die Bibliothek, zwei Klassen-, einige Sanitär- und fünf Betreuungsräume sowie die Mensa untergebracht. Die Vergrößerung führt zu einer „Entzerrung“, sagt Petra Dors, denn zuletzt war es an der Jung-Stilling-Schule, nach der Albert-Schweitzer-Schule die zweitgrößte Grundschule in Siegen, recht eng. Im Schuljahr 2018/19 wurde die Jung-Stilling-Schule zur Offenen Ganztagsschule. Und sie ist gefragt: 2016/17 waren dort 198 Kinder angemeldet, aktuell sind es rund 250, von denen fast 100 den Offenen Ganztag nutzen.

Petra Dors, Leiterin der Jung-Stilling-Schule (vorne links) mit Schülerinnen, Schülern sowie Vertreterinnen und Vertretern aus Politik und Verwaltung im neuen „Theatron“, dem „Grünen Klassenzimmer“ auf dem Schulhof.
Petra Dors, Leiterin der Jung-Stilling-Schule (vorne links) mit Schülerinnen, Schülern sowie Vertreterinnen und Vertretern aus Politik und Verwaltung im neuen „Theatron“, dem „Grünen Klassenzimmer“ auf dem Schulhof. © WP | Florian Adam

Siegen: Jung-Stilling-Schule hat nun auch ein „Grünes Klassenzimmer“ auf dem Hof

Treppenhaus und Bodenplatten sind aus Gründen der Statik und des Brandschutzes aus Beton, ansonsten sind die Neubaubereiche in Holzbauweise errichtet. „Ein Novum“ in Siegens Schullandschaft, sagt Stadtbaurat Henrik Schumann. Es entstehe dadurch „ein besseres Raumklima“ – wichtig, denn „Kinder und Lehrkräfte verbringen viel Zeit dort“. Außen ist das Holz fast komplett sichtbar, im Inneren bleiben etliche Wände komplett in Holzoptik. Die Schallschluckdecken sind aus Weißtanne, die Bodenbeläge aus pvc-freiem Material. Die Lüftung erfolgt dezentral: Sensoren messen in jedem Raum den CO2-Gehalt der Luft und reagieren entsprechend. Es gibt eine Photovoltaik-Anlage, ein begrüntes Dach – und ein „Grünes Klassenzimmer“ im neu gestalteten Bereich des Schulhofs. Es ist im Stil eines kleinen Amphitheaters mit Sitzstufen angelegt und heißt „Theatron“.

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Kosten wird das Gesamtprojekt rund 6,5 Millionen Euro, wovon 3,3 Millionen aus Fördermitteln stammen. Gegenüber den Schätzungen aus dem Juli 2022 sind das etwa 145.000 Euro mehr. „Das ist nicht ungewöhnlich“, sagt Bürgermeister Steffen Mues. Schließlich habe es in der Baubranche in den vergangenen Jahren erhebliche Preissteigerungen gegeben.

Die Klassenräume im neuen Anbau der Jung-Stilling-Schule in Weidenau haben Schallschutzdecken aus Weißtanne, Fußbodenheizung und dezentrale Lüftungen.
Die Klassenräume im neuen Anbau der Jung-Stilling-Schule in Weidenau haben Schallschutzdecken aus Weißtanne, Fußbodenheizung und dezentrale Lüftungen. © WP | Florian Adam

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