Kreuztal. Platz für mehr offenen Ganztags hat nur die Adolf-Wurmbach-Grundschule. Am lautesten ist der Hilferuf aus Buschhütten.

Kreuztals Grundschulen müssen erweitert werden. In An- oder Neubauten entstehen Betreuungsräume. die gebraucht werden, wenn alle Kinder einen Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung in der offenen Ganztagsgrundschule (OGS) haben. Die Räume sollen zugleich auch vormittags als Differenzierungsräume, für Deutsch als Zweitsprache und das Lernen für Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf genutzt werden können. Zugleich könnte der Bedarf von Räumen für Beratung und Verwaltung gedeckt werden, vor allem aber auch Platz für das Mittagessen geschaffen werden, das jetzt wegen zu kleiner Räume oft nur schichtweise eingenommen werden kann.

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Ab 2029 haben alle Kinder Anspruch auf einen OGS-Platz

„Eine Schule,die als Ganztagsschule gedacht wird, sieht völlig anders aus, als eine Schule, die aus Vormittagsschule und Nachmittagsbetreuung besteht“, stellt die Verwaltung in ihrer Vorlage fest. Dass Kinder in denselben Klassenräumen, in denen sie vormittags Unterricht haben, nachmittags Betreuungsräume werden, schließen die Grundschulen aus: Mobiliar und Material müssten mittags ständig hin und her geräumt werden. Eher vorstellbar sei, dass nachmittags die regulären Klassenräume für Hausaufgabenbetreuung, Musikunterricht oder durch die VHS genutzt werden.

Ab 2026 haben zunächst die Erstklässler den Betreuungsanspruch, ab 2029 dann alle Grundschuljahrgänge. Nach einer Bestandsaufnahme will die Verwaltung planen, wo wie angebaut werden kann. Eine Richtlinie des Landes gibt es dazu noch nicht. Offen ist natürlich auch, für wie viele Kinder der Betreuungsplatz tatsächlich in Anspruch genommen wird.

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Adolf-Wurmbach-Grundschule Eichen/Littfeld: Platz für die Betreuung ist an beiden Standorten in Eichen und Littfeld. In Eichen muss allerdings zunächst der Mitteltrakt der ehemaligen Hauptschule saniert werden; dort müssen die Geschossdecken erneuert werden. Die Stadt rechnet dass in den nächsten Jahren durchgängig je drei Klassen in Eichen und eine in Littfeld eingeschult werden. Aktuell stehen in Eichen und Littfeld je 50 OGS-Plätze zur Verfügung. Bei einem Ausbau auf 70 Prozent Betreuungsquote würden 122 Plätze fehlen, bei 80 Prozent 154. Derzeit besuchen 87 Kinder den offenen Ganztag, in Eichen 25 Prozent, in Littfeld 31,6 Prozent der Schülerinnen und Schüler.

Friedrich-von-Bodelschwingh-Grundschule Buschhütten: Es fehlen Differenzierungs-, Betreuungs- und Besprechungsräume sowie mindestens ein Klassenraum. Das Lehrerzimmer werde „multifunktional“ genutzt, die Aula dient als Mensa. Schulleitung, die Leitung des offenen Ganztags und die sozialpädagogischen Kräfte haben keine Arbeitsplätze. Der für eine Betreuungsgruppe mit 25 Kindern angelegte Betreuungsraum wird von drei Gruppen genutzt. „Nach Einschätzung der Schulleitung schlägt sich die beengte Raumsituation in deutlichen Einschränkungen auf das pädagogische Profil der Schule nieder und hat Auswirkungen auf Gesundheit und Belastbarkeit der Erwachsenen und Kinder“, heißt es in der Vorlage der Verwaltung. Aktuell stehen 75 OGS-Plätze zur Verfügung. Bei einem Ausbau auf 70 Prozent Betreuungsquote würden 43 Plätze fehlen, bei 80 Prozent 59. Derzeit besuchen 75 Kinder den offenen Ganztag, das sind 44,6 Prozent der Schülerinnen und Schüler.

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Grundschule an Dreslers Park: Es fehlen Klassen-, Differenzierungs- und Besprechungsräume. Für die vierte 1. Klasse muss im Sommer die Bibliothek in einen regulären Klassenraum umgewandelt werden. Das Lehrerzimmer ist zu klein – weil so viele Schülerinnen und Schüler wie an keiner anderen Grundschule in Kreuztal aus zugewanderten Familien stammen, gehören zusätzliche Fachkräfte und auch eine Schulverwaltungsassistenz ins Team. Hausaufgabenbetreuung findet in den Klassenräumen statt. Derzeit gibt es vier Betreuungsgruppen. Für eine fünfte Gruppe müsste ein regulärer Klassenraum mitgenutzt werden. Mittag gegessen wird in drei Schichten. Aktuell stehen 100 OGS-Plätze zur Verfügung. Bei einem Ausbau auf 70 Prozent Betreuungsquote würden 102 Plätze fehlen, bei 80 Prozent 130. Derzeit besuchen 105 Kinder den offenen Ganztag, das sind 36,5 Prozent der Schülerinnen und Schüler.

Jung-Stilling-Grundschule Kredenbach: Es fehlen Differenzierungs- und Nebenräume, im Lehrerzimmer ist nicht für das gesamte Kollegium Platz. Die beiden OGS-Gruppen haben eigene Räume, für eine dritte Gruppe müsste ein Mehrzweckraum in Anspruch genommen werden. Gegessen wird im Dreischichtbetrieb. Aktuell stehen 50 OGS-Plätze zur Verfügung. Bei einem Ausbau auf 70 Prozent Betreuungsquote würden 104 Plätze fehlen, bei 80 Prozent 126. Derzeit besuchen 61 Kinder den offenen Ganztag, das sind 27,7 Prozent der Schülerinnen und Schüler.

Grundschule Fellinghausen: Sie bietet derzeit nur die 13-Plus-Betreuung, soll aber zu 1. August 2024 in eine reguläre OGS umgewandelt werden. Der Speiseraum hätte Platz für ein Mittagessen in zwei Schichten. „Unabhängig von der räumlichen Enge ist die Örtlichkeit des Betreuungs- und Speiseraumes im Kellerbereich nicht ansprechend“, stellt die Verwaltung fest. Auch hier fehlen Differenzierungsräume und ein Besprechungsraum. Die Klassenräume sind zu klein. Zum nächsten Schuljahr muss der Forscherraum aufgegeben werden, um dort eine zusätzliche Klasse unterzubringen.

Katholische St. Martin-Grundschule: Sie ist keine OGS, hat keine sozialpädagogischen Kräfte. Alle Räume werden mehrfach genutzt. Drei Klassenräume sind zugleich Kunst- oder Computerräume. Wenn auch 2024 zwei 1. Klassen gebildet werden, muss entweder ein Mehrzweckraum, ein Betreuungsraum oder die Schülerbücherei in einen regulären Klassenraum umgewandelt werden. „Noch zu klären ist, ob der OGS-Rechtsanspruch tatsächlich verpflichtend in allen Schulen einzuführen ist“. heißt es in der Vorlage der Verwaltung. Die Schule will bei 13 Plus bleiben.

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