Siegen/Hamburg. Mit dem alten Siegen-Verlieren-Wortspiel macht der Hamburger Verkehrsverbund Werbung fürs Deutschlandticket. Das kommt nicht überall so gut an.

Wortspiele mit „Siegen“ und „verlieren“ kommen in der Stadt, die es betrifft, oft nur mäßig gut an. Der Hamburger Verkehrsverbund (hvv) macht es in einer Werbekampagne für das Deutschlandticket in seinem Gebiet trotzdem: „In Siegen alles verlieren? Kannste machen. Oder bleib einfach hier.“

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Es weckt Erinnerungen an die berühmte Schlagzeile von Hanjo Seissler. „Was ist schlimmer als verlieren? Siegen!“ hatte der teilweise in Siegen aufgewachsene Autor 1996 in einem Artikel im Magazin der Süddeutschen Zeitung geschrieben. Als ziemlich unstrittig dürfte gelten, dass das Stadtbild aufgrund diverser langfristiger Fehlentwicklungen in den mittleren 1990er Jahren einen Tiefpunkt erreicht hatte. Gerade seit den 2000ern wurde dies zwar mit diversen Millionenprojekten – allen voran den „Neuen Ufern“ – so massiv angegangen, dass die Stadt sich in weiten Teilen nicht mehr verstecken muss. Doch das überregional angeschlagene Image hält sich hartnäckig – und der Seissler-Spruch sowieso.

Wortspiele mit „Siegen“ und „verlieren“ kommen in Siegen für gewöhnlich nur mäßig gut an. Der Hamburger Verkehrsverbund stellt seinen Spruch aber in eine Reihe von Wortspielen mit anderen Städte- und Regionsnamen.
Wortspiele mit „Siegen“ und „verlieren“ kommen in Siegen für gewöhnlich nur mäßig gut an. Der Hamburger Verkehrsverbund stellt seinen Spruch aber in eine Reihe von Wortspielen mit anderen Städte- und Regionsnamen. © Hamburger Verkehrsverbund

„In Siegen alles verlieren?“ – Hamburger Kampagne nutzt Wortspiele mit Städtenamen

„Wir haben schon Anrufe von echt erbosten Siegenerinnen und Siegenern bekommen“, sagt Katja Teixeira, Geschäftsführern des Stadtmarketings Siegen, im Gespräch mit dieser Redaktion über die Hamburger Kampagne. Fotos der Plakate gehen durch die sozialen Medien, oft allerdings losgelöst vom Gesamtkontext, der die Sache in etwas anderem Licht erscheinen lässt: Siegen wurde nämlich nicht als Prügelknabe auserkoren, sondern ist eine von insgesamt zehn Städten und Regionen, die aufgrund ihrer Eignung für Wortspiele herausgegriffen wurden. „Der hvv verfolgt mit dieser Kampagne nicht das Ziel, andere Städte, Regionen oder Bundesländer zu diskreditieren“, betont Silke Seibel, Pressesprecherin des Verkehrsverbunds, auf Nachfrage dieser Zeitung. „Die verschiedenen Motive leben von einem Augenzwinkern, viele positive Rückmeldungen aus der ganzen Republik bestätigen uns, dass dies grundsätzlich funktioniert und ankommt.“ Es gehe keinesfalls darum, „sich über andere Städte zu erheben“.

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Ob „In Baden-Baden mal duschen?“, „In Babelsberg einen Filmriss haben?“ oder „In Leipzig allerlei Leute treffen?“ – es folgt immer der Hinweis: „Kannste machen. Oder bleib einfach hier“, um die Möglichkeiten des Deutschlandtickets zu veranschaulichen. Auch die Eifel, Essen und Wolfsburg sind unter anderem dabei, und „da in einem Atemzug genannt zu werden, ist ja nicht schlecht“, merkt Katja Teixeira ein. Immerhin tauche der Name „Siegen“ auch in einer großangelegten Kampagne in einer Metropole wie Hamburg auf. „So richtig glücklich sind wir damit aber nicht, weil es ein altes Narrativ bedient“, räumt die Stadtmarketing-Chefin ein. Dies sei aber „sicher nicht mit Absicht“ gemacht worden. Sie gehe jedenfalls nicht davon aus, dass die Agentur hinter der Kampagne die Seissler-Zitat-Vorgeschichte und ihre Auswirkungen kannte, sondern lediglich den Wortwitz im Blick hatte.

Auch die Eifel taucht in der Hamburger Werbekampagne auf. Außer Siegen sind außerdem unter anderem noch Baden-Badan, Wolfsburg, Essen und Leipzig dabei.
Auch die Eifel taucht in der Hamburger Werbekampagne auf. Außer Siegen sind außerdem unter anderem noch Baden-Badan, Wolfsburg, Essen und Leipzig dabei. © Hamburger Verkehrsverbund

Siegen-Werbe-Spruch aus Hamburg: Stadtmarketing überlegt noch wegen Reaktion

„Wir stellen uns die Frage, ob und, wenn ja, wie wir darauf reagieren sollen“, sagt Katja Teixeira. In jedem Fall werde sich das Siegener Stadtmarketing weiter ins Zeug legen, „gute Imagearbeit zu machen – um zu zeigen, dass man eben nicht verloren hat, wenn man nach Siegen kommt“.

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