Siegen. Monatelange Planung und Vorbereitung für 2,5 Tage – „Stadtfest? Soll schön sein“, sagt Astrid Schneider, Leiterin von Kultur Siegen, grinsend.

Stadtfest? Soll schön sein, sagt Astrid Schneider schon mal auf die Frage, ob sie beim Stadtfest war. 2019 hatte es sich die Abteilungsleiterin von KulturSiegen das erste Mal gegönnt, ihr Büro zu verlassen. Ein Gefühl für die Stimmung und Atmosphäre zu bekommen, sehen, was gut läuft, was nicht, wo man beim nächsten Mal etwas besser machen kann. „Wenn die anderen feiern, sind wir voll im Stress“, sagt die Chef-Organisatorin des Siegener Stadtfests, die eigentlich nichts aus der Ruhe bringt. „Als Leitung habe ich immerhin das Privileg, nicht im Schweiße meines Angesichts Bühnen aufbauen zu müssen“, sagt Astrid Schneider grinsend. Jetzt beginnt für sie und ihr Team jedenfalls die heiße Phase. Die, in der die Chefin bei ihren Leuten auch mal nicht so beliebt ist.

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Monatelang arbeiten sie auf diese zweieinhalb Tage hin. Fast ein Jahr, damit am Ende jedes Mosaiksteinchen an seinem Platz sitzt. 2016, beim ersten Mal, hatten Astrid Schneider und ihr Team noch ein Jahr gebraucht für Organisation und Vorbereitung, alle Strukturen aufzubauen, alle Informationen dorthin zu schicken, wo sie gebraucht wurden. „Wie immer in einer guten Verwaltung – ein Hoch auf den Vorgang“, sagt Schneider verschmitzt – inzwischen arbeiten sie angesichts der riesigen Logistik mit Checklisten, die immer wieder verwendbar sind. Das erleichtert die Planung enorm, ein halbes Jahr dauert’s aber trotzdem. Mindestens. Gefragte Künstler hatten da schon einige Engagements. „Die kriegt man nicht von heute auf morgen.“ Das ganze Gelände muss geplant werden, wo welcher Stand wie weit von der nächsten Hauswand steht und wie hoch das sein darf. „Wir dürfen nichts als selbstverständlich ansehen, auch wenn wir es schon ein paar Mal gemacht haben“, sagt sie. „Immer so tun, als wäre es das erste Mal.“ Es ist ihr Job, an alles zu denken, was zu bedenken ist.

Kaum eine Abteilung der Siegener Verwaltung macht beim Stadtfest nicht mit

Steht das Programm in groben Zügen, geht es an die Infrastruktur: Bühnen, Strom, Wasser, Sicherheit: ausschreiben und vergeben. „Wir sind jetzt mitten in der Open-Air-Saison nicht die einzige Großveranstaltung“, sagt Astrid Schneider. Parallel dazu beginnt die Abstimmung innerhalb der Stadtverwaltung. Die beteiligten Behörden und Abteilungen werden an Bord geholt – das Ordnungsamt verlangt ein Sicherheitskonzept von KulturSiegen, die Feuerwehr muss mögliche Gefahrenquellen identifizieren, die Verkehrsabteilung Umleitungen organisieren, die der Bauhof dann beschildert. Die Stadtreinigung erstellt eine Art Riesen-Putzplan (mit Sonderschichten) und Polizei, Kreisgesundheitsamt und Verkehrsbetriebe haben auch noch ein Wörtchen mitzureden. Und die Koordinierungsrunde sorgt dafür, „dass das, was wir da vorhaben, funktioniert“, sagt Schneider. Verträge, Auflagen, Genehmigungen, immer wieder tagt die Koordinierungsrunde, an immer mehr Dinge kann der Haken dran: Erledigt. Der Erfolg hat viele Köpfe und viele Hände.

An neuralgischen Punkten der Siegener Innenstadt gibt es zum Stadtfest Videoüberwachung, damit die Veranstaltungsleitung im Ernstfall früh gegenreagieren kann.
An neuralgischen Punkten der Siegener Innenstadt gibt es zum Stadtfest Videoüberwachung, damit die Veranstaltungsleitung im Ernstfall früh gegenreagieren kann. © Hendrik Schulz

Donnerstagnachmittag schlägt die Stunde der Techniker. Die Grünflächenabteilung hat Hubsteiger, die Fluchtwege-Banner hängen da schon längst. An der Bahnhofstraße steht die Bühne in Windeseile, ab Freitagmorgen wird die Innenstadt gesperrt, bis nachmittags steht auch überall sonst die gesamte Infrastruktur. Jeder Standbetreiber wird ein großes Paket mit Informationen, Vorgaben, Kontaktdaten in Händen halten, wenn die Veranstaltung abgenommen wird. Das Veranstaltungsgelände wird abgeschritten, vom Apollo bis zu Reichwalds Ecke, vom ZOB bis zum Obergraben, nach Mängeln gesucht. Werden welche gefunden, „gibt’s was auf die Finger“, sagt Astrid Schneider. Das kommt selten vor, aber es kommt vor. Es mussten auch mal Stände wieder abgebaut werden, wenn zum Beispiel die Feuerwehr nicht mehr durchgekommen wäre.

Videoüberwachung beim Stadtfest Siegen

Im Büro Astrid Schneiders in Haus Seel steigt die Anspannung. „Wie im Taubenschlag“, sagt die Chefin, alle Fäden laufen bei Organisationsleiter Martin Horne und zwei Assistenzen zusammen (Schneider: „Ein Knochenjob“) – sie sorgen für die Kommunikation mit den Teams auf dem Gelände, wenn irgendwas ist, fungieren sie als „Troubleshooter“, kümmern sich um Lösungen, sollten Probleme auftreten. Es gibt Videoüberwachung, erläutert die Chefin: An neuralgischen Punkten wird live in die Zentrale übertragen, um rechtzeitig abzuschätzen, ob zum Beispiel zu viele Menschen in dem Bereich sind.

Steht am Donnerstag in Windeseile: Die Bühne an der Bahnhofstraße in Siegen.
Steht am Donnerstag in Windeseile: Die Bühne an der Bahnhofstraße in Siegen. © Hendrik Schulz

Dutzende Helfer hat KulturSiegen rekrutiert, die dazu beitragen, dass die Bevölkerung fröhlich feiern kann. An den Absperrungen oder Toiletten tun sie Dienst, und ohne sie würde das alles nicht funktionieren. „Ich habe ein super Team“, betont Astrid Schneider. „Zu 150 Prozent verlässlich und zu 150 Prozent motiviert.“ Der kleine Kern in Haus Seel, die Dutzenden mehr, die während des Stadtfests dazugehören und die gar nicht mehr so leicht zu finden sind, alle anderen innerhalb der Stadtverwaltung. Natürlich ist es furchtbar anstrengend, viel Arbeit und wenig Schlaf. „Aber das Schöne ist“ sagt Astrid Schneider, „zu sehen, wie alle Rädchen ineinander greifen und die Maschine funktioniert. Und zwar am besten so, dass da draußen keiner etwas davon mitbekommt. Dann haben wir was richtig gemacht.“

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Und eben die Teamarbeit: Zu erleben, wie sich alle ins Zeug legen und am Ende so etwas Großes gelingt – „das gibt uns die Energie, so ein Wochenende durchzustehen.“

Die Grünflächenabteilung hat mit Hubsteigern ausgeholfen und schildert die Fluchtwege ausgeschildert.
Die Grünflächenabteilung hat mit Hubsteigern ausgeholfen und schildert die Fluchtwege ausgeschildert. © Hendrik Schulz