Siegen. Mehr als die Hälfte aller Mahlzeiten, die über die vielen Theken in der neuen Mensa der Uni Siegen gehen, ist vegan oder vegetarisch.

Sie sind vorbereitet: Das Frittierfett-Lager ist gut gefüllt. Bei den aktuellen Preisen für Speiseöl sind wöchentlich 120 Liter Frittierfett eine Hausnummer – für eine Fritteuse, wohlgemerkt. Ohnehin ist in der neuen Mensa am Campus Unteres Schloss alles ein paar Nummern größer als in den meisten Gastronomie-Küchen. Als zuhause sowieso. Das Studierendenwerk hatte die Mensa quasi gerade „rechtzeitig“ vor Corona fertig – nun ist der Betrieb unter Realbedingungen angelaufen.

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Geöffnet hatten Mensa und Cafeteria erstmals im vergangenen Oktober, nur um nach kurzer Zeit wieder schließen zu müssen – Corona eben, berichtet Betriebsleiter Florian Reh dem Stadtentwicklungsausschuss, der die Gelegenheit nutzt, die neue Großgastronomie mitten in der Stadt vor Ort zu begutachten. Nach dem Jahreswechsel lief die Mensa dann auf Sparflamme, „seit dem Sommersemester können wir uns wieder voll entfalten“, sagt Reh nicht ohne Stolz.

Einkaufen für drei Mensen der Uni Siegen – das lohnt sich beim Einkaufspreis

Da kommt einiges zusammen. Es gibt im Obergeschoss, wo die eigentliche Mensa mit ihren 330 Sitzplätzen untergebracht ist, mehrere Menülinien, bewährtes Konzept der Uni-Mensen – Hauptmenü, auch vegan, bei denen Gäste weitere Komponenten wie Beilagen, Salat, Dessert wählen können, sowie den Eintopf. Außerdem die Aktionstheke, Wok und Grill, unter anderem. Nachmittags wird die Ausgabetheke per Glaswand abgetrennt, dann beginnt der Lernbetrieb.

Drei Preise fürs gleiche Essen: Für Studierende der Uni Siegen ist das Mensa-Essen subventioniert.
Drei Preise fürs gleiche Essen: Für Studierende der Uni Siegen ist das Mensa-Essen subventioniert. © Hendrik Schulz

Für die insgesamt drei Mensen des Studierendenwerks (außer am Unteren Schloss an den Campus’ Adolf-Reichwein-Straße und Emmy Noether) wurde der Speiseplan vereinheitlicht, das schlägt sich bei den hier gekochten Mengen nämlich nicht ganz unerheblich auf die Preise nieder. Für 2700 Essen ist allein die Mensa in der Stadtmitte ausgelegt, wobei sie davon aktuell noch weit entfernt sind, wie Florian Reh zugibt.

Die Markthalle: Für jeden Geschmack soll die Mensa Unteres Schloss etwas bieten

Klare Tendenz: Der Trend geht zu vegetarischen und veganen Gerichten. Mehr als 50 Prozent des Essens, was über die Theke gereicht wird, ist fleischlos, berichtet der Betriebsleiter. Auch unten, in der Cafeteria, die nach dem Markthallen-Prinzip aufgebaut ist: An mehreren Ständen – Grill, Backshop, Kaffee, Pizza/Pasta, Gyros, Asiatisch, Tex-Mex – sollte für alle Gäste etwas dabei sein, so die Hoffnung. Hier gilt nur ein Preis, Studierende bekommen 10 Prozent Rabatt.

Mehrere Stände gruppieren sich in der Mensa U-förmig um den Sitzbereich.
Mehrere Stände gruppieren sich in der Mensa U-förmig um den Sitzbereich. © Hendrik Schulz

Das soll als Angebot an die Bevölkerung gedacht sein, so Reh – Bürogemeinschaften, die sich nicht auf ein Restaurant für die Mittagspause einigen können, müssen sich in der Mensa auch nicht einigen, so die Idee. Jeder holt sich, was schmeckt, gegessen wird dann gemeinsam. Dafür gibt’s 240 Sitzplätze drinnen, plus die beiden Terrassen mit jeweils 120 Stühlen. In der Mittagsgastronomie gebe es in der Siegener Innenstadt noch vergleichsweise wenig Angebot, so Reh.

Alles eine Nummer größer: Kochen und Spülen im industriellen Maßstab

Hinter den Kulissen: Ein Sortier- und Spülsystem industriellen Maßstabs. Benutzte Tabletts werden per Förderband in die Spülküche transportiert, ein magnetischer Besteckabheber tut was sein Name andeutet, Nassmüll und Speisereste werden per Vakuum in den 6000-Liter-Tank im Keller abgesaugt, die Tabletts automatisch in mehrere Ebenen aufgestapelt und durch die Spülmaschine geführt, die auf den ersten und auch zweiten Blick kaum etwas mit den gängigen Haushaltsgeräten zu tun hat. Alles vollautomatisch, dreckige Tabletts vorne rein, sauber am Ende wieder raus. Für den Handgebrauch hängt an der Wand ein Schlauch, der ans Versorgungsnetz mit Reinigungsmittel angeschlossen ist.

Vorne dreckig rein, hinten sauber raus: Die Spülmaschine der Mensa am Campus Unteres Schloss arbeitet weitgehend vollautomatisch.
Vorne dreckig rein, hinten sauber raus: Die Spülmaschine der Mensa am Campus Unteres Schloss arbeitet weitgehend vollautomatisch. © Hendrik Schulz

Automation und große Mengen spielen auch in der eigentlichen Küche wichtige Rollen – Salz kommt in 10-Kilo-Gebinden, die enormen Kochkessel funktionieren über digital gesteuerte Programme für kochen, braten, frittieren, je nach Bedarf. Jede Etage verfügt über eigene Kühl- und Tiefkühlräume, in der Erdgeschoss-Markthalle wird das meiste frisch vorm Kunden zubereitet. Ein Spezialofen backt die Pizza in anderthalb Minuten durch. Im ersten Untergeschoss werden kalte Speisen vorbereitet, Salate und Desserts, und auf der Ebene Obergraben, zweites Untergeschoss, befinden sich Räume und Systeme für Logistik, Kühlung und Lager.

Der Stadtentwicklungsausschuss besichtigt die Mensa: Gekocht wird hier im industriellen Maßstab.
Der Stadtentwicklungsausschuss besichtigt die Mensa: Gekocht wird hier im industriellen Maßstab. © Hendrik Schulz

Vernetzt ist das ganze mit einem Gewirr von gebäudeinternen Aufzügen, „es geht hier ständig rauf und runter, hin und her“, erklärt Florian Reh. Eine Energieoptimierungsanlage sorgt dafür, dass der Stromverbrauch eine bestimmte Schwelle nicht übersteigt, der Verbrauch für einen Tag ist gedeckelt, danach werden einzelne Komponenten, die akut nicht benötigt werden, gezielt abgeschaltet.

INFO: Öffnungszeiten und Co in der neuen Mensa Unteres Schloss in Siegen

In der Mensa gibt es drei Preise fürs selbe Essen: Subventioniert für die Studierenden, für Bedienstete der Hochschule und für Gäste, an die sich die Mensa ausdrücklich ebenfalls richtet. Geöffnet ist montags bis freitags von 11 bis 14 Uhr.

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Die Markthalle hat werktags von 7.30 bis 18 Uhr geöffnet, allerdings nicht jeder Stand zu jeder Zeit.

Spülen wie am Fließband: Die Tabletts werden in die Spülmaschine befördert, erklärt Florian Reh (rechts).
Spülen wie am Fließband: Die Tabletts werden in die Spülmaschine befördert, erklärt Florian Reh (rechts). © Hendrik Schulz
Fliesenspiegel in unterschiedlichen Farben markieren die unterschiedlichen Geschmacks-Themenwelten der Markthalle.
Fliesenspiegel in unterschiedlichen Farben markieren die unterschiedlichen Geschmacks-Themenwelten der Markthalle. © Hendrik Schulz