Netphen. Ein Sirenenmast sorgte in Netphen nun für eine hitzige Diskussion. Einige Ratsmitglieder sind verärgert. In einem Dorf gibt es „großen Unmut“.
„Der Unmut in Beienbach ist groß und nach wie vor da“, sagt Klaus-Peter Wilhelm (UWG). „Wie riesig das Interesse in Beienbach ist, sieht man auf den Zuschauerrängen“, entgegnet Bürgermeister Paul Wagener. Zur Ratssitzung in Netphen sind keine Gäste gekommen. Doch Klaus-Peter Wilhelm will sich damit nicht zufrieden gaben: Der 13 Meter hohe Sirenenmast, der seit vergangenem Jahr neben dem Backhaus in Beienbach steht, müsse versetzt werden. Auch wenn das noch mal zusätzliche Kosten bedeuten würde.
Ärgernis in Netphen: Beienbacher sammelten Unterschriften gegen Mastplatzierung
„Er passt nicht in die Ortsmitte“, sagt Klaus-Peter Wilhelm über den Mast direkt am denkmalgeschützten Backhaus. Hinter einem Schuppen in der Nähe wäre dafür Platz genug gewesen. Bereits im November vergangenen Jahres überreichte Backesvorsteher Oliver Schneider eine Sammlung von 225 Unterschriften an Paul Wagener und machte deutlich, dass das Dorf mit der Mastplatzierung nicht einverstanden ist.
Michael Schneider, Leiter des Fachbereichs Ordnung und Bürgerservice bei der Stadt Netphen, weckte bereits im Stadtentwicklungsausschuss vor einiger Zeit keine Hoffnung, dass der Sirenenmast vom jetzigen Platz entfernt würde. Dieser könne nicht versetzt, sondern allenfalls abgesägt und neu gebaut werden. Zudem wäre selbst das Ausweichen zum Dreschschuppen auf der gegenüberliegenden Straßenseite schwierig: Das Grundstück sei in Privatbesitz, der Mast stünde bei den Bewohnern direkt vor dem Fenster.
Netphen: Einige Ratsmitglieder sind genervt aufgrund erneuter Debatte
„Hat sich hier ein Wurmloch aufgetan?“, sagt Tobias Glomski (Grüne) und fragt sich, ob es überhaupt satzungskonform sei, dass die UWG durch ihren Antrag den bisherigen Sirenenmastbeschluss nach kurzer Zeit noch mal in Frage stelle.
Offensive des Bundes
2021, nach der Flutkatastrophe im Ahrtal, startete eine große Sirenenoffensive des Bundes. Von Ende September bis Jahresende hatten die Gemeinden Zeit, Standorte für Sirenen festzulegen und diese mit GPS-Daten anzugeben, um Fördermittel des Bundes zu bekommen.
Schallgutachten wurden vorher beauftragt. Sichergestellt werden sollte, dass der Empfang der einen Sirene so weit reicht, bis der Radius der nächsten beginnt. Deplatziert ist eine Sirene demnach auf einem Hügel am Ortsrand: Das Signal würde kaum gehört über das Dorf hinwegrauschen.
Im März 2022 kam die Zusage der Fördermittel – mit der Auflage, alles bis Jahresende zu verbauen. 14 Standorte wurden in Netphen bestückt.
„Das Thema ist allen bekannt“, so Benedikt Büdenbender (CDU). Dennoch hätte er am Vortag keine Vorlage dazu im Ratsinformationssystem gesehen. Er findet es daher ungünstig, „ad hoc über das Thema abzustimmen“, ohne dass er sich vorher in seiner Fraktion beraten konnte. „Der Beschlussvorschlag war doch im Anhang des Antrags mit dabei“, entgegnet Klaus-Peter Wilhelm.
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Er stellt auch die Kosten, die von der Verwaltung und anderen Ratsmitgliedern für eine Mastversetzung aufgerufen werden, in Frage, indem er sagt, dass einige Leute Zweifel daran hätten. Laut Verwaltungsvorlage würden dafür 31.850 Euro fällig. Die zusätzlich anfallenden Kosten für die Verlegung der Niederspannungsfreileitung könnten derzeit nicht verlässlich beziffert werden, heißt es dort weiter. Bisher investierte die Stadtverwaltung 3.650 Euro in den jetzigen Mast, 17.350 Euro gab es an Fördermitteln.
Sirenenmast in Netphen: Verständnis und Unverständnis bei den Ratsmitgliedern
„Meine persönliche Sympathie gehört den Beienbachern. Das Ding steht jetzt aber da“, erklärt Silvia Glomski (Grüne). Es seien Dinge schief gelaufen, nun müsse aber mal „Butter bei die Fische“ gemacht werden. Auch die Verwaltung scheint einen Schlussstrich unter das Ganze ziehen zu wollen. „Die sich ergebenen Fragestellungen wurden bereits fachlich, sachlich und rechtlich durch die Verwaltung bewertet und beantwortet. Darüber hinaus gibt es keine neuen sachlichen oder rechtlichen Gesichtspunkte, die eine andere Beurteilung rechtfertigen“, heißt es in der Verwaltungsvorlage. Beigeordneter Andreas Fresen macht deutlich, dass man den Masten ja auch gestalten könne.
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„Wir sollten uns hier nicht um Schönheit streiten“, betont Manfred Heinz (SPD). Wenn es danach ginge, würden ihm auch in seinem Heimatdorf Ecken einfallen, die verbessert werden müssten. „Wieso machen wir das Fass auf? Wenn die Begründung richtig war, dann war sie richtig. Sonst müssen wir einen neuen Beschluss fassen.“
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Nachdem auch nochmals von Verwaltungsseite betont wurde, dass eine Versetzung des Masts keinen Sinn ergebe, geht alles auf einmal ganz schnell: 19 Ratsmitglieder sind für die Beibehaltung am jetzigen Standort, 14 enthalten sich und Bürgermeister Paul Wagener ist sichtlich froh, dass sich damit das Thema wohl erledigt haben dürfte.
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