Siegen. Neues Forschungsprojekt der Uni Siegen untersucht die Zukunft von Südwestfalen. Was Unternehmen, Kommunen und die Bürger damit zu tun haben.
„Südwestfalen ist eine prosperierende Region“, sagt Prof. Dr. Volker Wulf, Lehrstuhlinhaber und Prorektor für Digitales und Regionales. Damit das auch so bleibt, wird die Universität in den kommenden fünf Jahren an einem umfassenden Forschungsprojekt arbeiten. Südwestfalen ist dabei eine Modellregion, in der Hochschule, Unternehmen, Verbände, Kommunen und die Bürgerinnen und Bürger gemeinsam an Fragen zur Zukunft des ländlich-industrialisierten Raums arbeiten werden. Im Projekt berücksichtigt sind auch die angrenzenden Kreise Lahn-Dill in Hessen und Altenkirchen in Rheinland-Pfalz, da sie mit zum Einzugsgebiet der Universität Siegen gehören und es bereits einige Vernetzungen im Drei-Länder-Eck gibt.
Das Projekt wird im Rahmen der Initiative „Innovative Hochschulen“ mit knapp zehn Millionen gefördert. Die Frage im Fokus: Wie entwickelt sich die Region in fünf Jahren? Und wie muss sich die Universität entwickeln, um als Schnittstelle wettbewerbsfähig zu sein? Prof. Dr. Volker Wulf und Dr. Rainer Wieching betreuen das Projekt und werden von Arbeitsgruppen aus verschiedenen Fachbereichen unterstützt. Thematisch wird an fünf inhaltlichen Schwerpunkten gearbeitet: Arbeit, Nachhaltigkeit, Gesundheit, Soziales und Kultur.
1. Neues Werkzeug herstellen
„Produktionen ziehen immer häufiger aus Deutschland ins Ausland, damit geht auch das Fachwissen“, sagt Prof. Dr. Bernd Engel aus dem Bereich Umformtechnik. Deswegen soll mit neuesten technischen Mitteln ein Demonstrator, ein Formwerkzeug, hergestellt werden und mit den traditionell hergestellten Werkzeugen verglichen werden. Die Methode kann weitergeführt und auf andere Unternehmen übertragen werden.
2. Ohne Auto geht nichts
Die in der Region ansässige mittelständische Industrie sei meist „alte, traditionell gewachsene Unternehmen, die noch energieintensiv arbeiten“, sagt Wulf. Hier gibt es noch einiges aufzuholen. „Ohne Auto geht auf dem Land nichts, in der Stadt wird es zum Klotz am Bein“, sagt Maximilian Fuchs, wissenschaftlicher Mitarbeiter im Bereich Maschinenbau. Konkret könnte es hier um eine effizientere Gestaltung des Fuhrparks bei Unternehmen gehen. „Mit einer eingebauten Sensorik kann man nachvollziehen, wann welches Fahrzeug genutzt wurde und so im Unternehmen besser planen“, erklärt Prof. Dr. Gunnar Stevens.
3. Menschen länger gesund halten
„Die Ärzte- und Pflegeversorgung geht zurück, dazu kommt der demografische Wandel. Das sind Probleme für die Region“, erklärt Wulf. Eine Lücke, die es zu stopfen gilt. „Ein Ansatz ist, die Pflegebedürftigkeit zu verringern und Menschen länger gesund zu halten“, sagt Prof. Dr. Christoph Strünck. Außerdem sei es wichtig, unmittelbar mit älteren Menschen zusammenzuarbeiten. „Andere Gesundheitsberufe könnten hier eine Rolle spielen.“,
4. Möglichst lange Zuhause wohnen
„Siegen-Wittgenstein ist Südwestfalen in klein“, sagt Dr. Martin Reichstein, „wir haben die ländlichen Bereiche wie Aue-Wingeshausen in Bad Berleburg und die industrialisierten Standorte wie Geisweid.“ Deswegen wird die Sozialplanung aus Siegen-Wittgenstein als Prototyp genutzt. Zum Beispiel soll die Versorgung von Menschen mit Behinderungen noch einmal genauer betrachtet und mit Pflegediensten gesprochen werden. „Damit die Menschen möglichst lange in ihrem gewohnten Umfeld bleiben können“, so Reichstein. Außerdem sollen Netzwerke gefördert werden, um Wissen zugänglich zu machen.
5. Künstler aufs Land holen
Damit auch kulturell etwas geboten wird, wird auf das bereits bestehende Projekt wanderspace von der Universität Siegen verwiesen. Damit werden künstlerische Projekt in den ländlichen Raum gebracht. „Jedes Jahr soll ein Künstler vor Ort sein, der sich mit einem bestimmten Thema beschäftigt. Dazu kommen kleinere Projekte mit Bürgerbeteiligung“, erklärt Prof. Dr. Johanna Schwarz.
Bürgerbeteiligung ausbauen
Thomas Sattelberger, ehemaliger Staatssekretär im Bundesministerium für Bildung und Forschung, unterstützt das Projekt der Siegener Hochschule. Wichtig ist ihm vor allen Dingen: „Die Partizipation früh ausbauen und Impulse aufnehmen“. Das sieht auch Prof. Dr. Volker Wulf von der Universität Siegen so: „Neue Formen der Bürgerbeteiligung sind wichtig. Das erfordert allerdings eine kulturelle Entwicklung vor Ort.“
Alle drei Monate werden sich die verschiedenen Teams des Projekts treffen und miteinander austauschen. Wie die Bürgerbeteiligung genau aussehen wird, bleibt abzuwarten.
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