Hilchenbach. Die gute Nachricht: Es gibt eine Lösung, die B 508 ohne Stau auszubauen. Die schlechte: Die Stadt hat zwar Millionen, aber kein Kleingeld.

Die Spanne ist groß: Zwischen rund 16 Millionen Euro, die der Kulturelle Marktplatz Dahlbruch nun kostet, und den 5000 Euro, die die Stadt für die neue Beleuchtung von zwei Klassenräumen in der Florenburgschule nicht hat, liegen Welten. „Wir müssen uns die Frage gefallen lassen, ob wir ausgewogen sind“, sagt Arne Buch (CDU) am Ende der Haushaltsberatung im Bau- und Verkehrsausschuss.

+++Mehr Nachrichten aus Siegen und dem Siegerland finden Sie hier!+++

Gerade einmal 62.900 Euro waren von den angeforderten 381.900 Euro für „Einzelmaßnahmen“ der Bauunterhaltung übrig geblieben. Durch den Rost fallen Waschbecken in den Klassenräumen der Carl-Kramer-Realschule, ein Lüfter im Jugendraum der Feuerwehr Dahlbruch, Fassadenplatten für die Friedhofshalle Müsen und andere Kleinigkeiten, aber auch Dachreparaturen am Feuerwehrgerätehaus Müsen und am Bahnhof Hilchenbach. „Fast peinlich“ nennt Arne Buch (CDU) das, „ein Armutszeugnis, wenn wir das nicht schaffen.“

Stiftswiesen werden für Baustraße aufgeschüttet

2023 wird das Jahr der großen Straßenbaustellen: Die Rothenberger Straße wird erneuert, der Marktplatz umgestaltet, die B 508 weiter ausgebaut. In den Sommerferien will sich der Landesbetrieb Straßen NRW den Knoten Breitenbacher Straße/B 508 vornehmen und von dort dann in Richtung Dahlbruch bis zur Hillnhütter Straße weiterbauen. Für den Anliegerverkehr soll in dieser Zeit die Talsperrenstraße offen gehalten werden, die geplante Fahrbahnerneuerung in diesem Jahr allenfalls noch oberhalb der Einmündung Gartenstraße erfolgen, kündigt Fachbereichsleiterin Christine Bülow an. Allerdings: Den großen Stau und den Schleichverkehr durchs Wohngebiet wird es diesmal womöglich gar nicht geben. Vorgesehen ist nun, für die zweijährige Bauzeit einen Streifen der Stiftswiesen als Baustraße aufzuschütten und zu asphaltieren und so Gegenverkehr zu ermöglichen. Neu ins Straßenprogramm kommt die Schützenstraße, deren Fahrbahn die letzte Sommerhitze nicht überstanden hat. Dieses Jahr wird geplant, nächstes Jahr gebaut. In Lützel wird vor der Liftschänke ein Stellplatz für drei Wohnmobile angelegt (35.000 Euro)

Langenfelder Bach bekommt neue Ufer

Neben den beiden Bauabschnitten der Marktplatz-Neugestaltung (840.000 Euro) rückt der Ruinener Weg ins Blickfeld, 1,6 Millionen Euro sind für die Freilegung des Langenfelder Bachs veranschlagt, der – auf dem jetzigen Parkplatz – eine Uferlandschaft bekommen wird. Zugleich wird an der Straße der Neubau eines Wohn- und Geschäftshauses mit Bäckerei und Café ermöglicht. „Wir sind in konstruktiven Gesprächen“, berichtet Baudezernent Michael Kleber.

Zu den größeren Investitionen zählen auch die neue Raumlufttechnik für die Ballsporthalle (250.000 Euro). Für den barrierefreien Umbau weiterer Bushaltestellen – an der Reihe sind der Bahnhof und die Rothenberger Straße – stehen 540.000 Euro bereit. Die Steganlage im Müsener Freibad mit Liegefläche und Sprungschaukel zwischen Schwimmer- und Nichtschwimmerbereich soll fertig werden, dafür sind die zweiten 125.000 Euro aufzubringen. Ein großer Brocken liegt vor der Feuerwehr: Eine neue Drehleiter wird gebraucht, sie soll 2025 beschafft werden – für 1,2 Millionen Euro.

Ein Fragezeichen setzt der Ausschuss hinter die 115.000 Euro, mit denen die Sanierung der Schülertoiletten der b school in Allenbach veranschlagt ist. „Das ist das neueste Schulgebäude, das wir haben“, sagt Michael Stötzel (SPD). Arne Buch (CDU) denkt an die Toiletten der Realschule, die es nötiger hätten: „Ich frage mich, ob wir da richtig priorisiert haben.“ Die Haushaltsstelle wird gesperrt, der Ausschuss schaut sich nun alle Schulen an.

Radwege nach Grund und nach Brachthausen

Im Haushalt bleiben 10.000 Euro für ein Radwegekonzept. Nötig seien die nicht, meint Michael Stötzel (SPD). Die nächsten größeren Projekte stehen fest, sagt Bürgermeister Kyrilloas Kaioglidis: Das ist zum einen die Verbindung zwischen Grund und Zollposten, zu anderen – im Rahmen der Leader-Kooperation mit Kirchhundem – ein Weg an der L 728 von Hilchenbach nach Brachthausen. „Die werden auf jeden Fall gemacht.“ Ein Planer soll danach aber einen konkreten Auftrag bekommen, wie die Hilchenbacher Radwege miteinander verknüpft werden.

Gestrichen werden die 5000 Euro, die für einen Fahrradständer am Müsener Freibad vorgesehen sind – Anke Becher (SPD) hat einen Spender an der Hand. Mit 3000 Euro soll die Verwaltung bei der Anschaffung von 20 „Festzeltgarnituren“ für Veranstaltungen auf dem Markt auskommen; eingeplant war das Doppelte.

Sonnensegel statt Tempo-Messgeräte

Einige Zeit verwenden die Ausschussmitglieder auf die 6000 Euro,, für die zwei neue mobile Geschwindigkeitsmessgeräte angeschafft werden sollen – die Stadt hätte dann sechs. Oder fünf, wie Fachdienstleiter Jörg Heiner Stein korrigiert: Eins ist kaputt. „Der Bedarf besteht, es gibt vermehrt Anfragen von Anlegern.“ Arne Buch (CDU): „Streichen Sie noch ein bisschen mehr bei der Straßenunterhaltung, dann fährt keiner mehr zu schnell.“ Bürgermeister Kyrillos Kaioglidis erinnert den Ausschuss an seine eigene Forderung, jeden Stadtteil mit einem Gerät auszustatten. Martin Born (fraktionslos) schlägt vor, für das Geld lieber ein Sonnensegel für den Schulhof der Florenburgschule zu kaufen, das sonst nicht berücksichtigt worden wäre – und so wird es dann auch beschlossen. Michael Stötzel (SPD): „Wir brauchen keine zwei weiteren Messgeräte.“

+++Die Lokalredaktion Siegen ist auch bei Facebook!+++