Siegen. Das Diakonie Klinikum in Siegen kümmert sich um Patienten mit Herzerkrankungen auf höchstem Niveau – dafür wurde das Klinikum jetzt zertifiziert.

Herzrhythmusstörungen, Vorhofflimmern, undichte Klappen: Wenn das Herz Probleme bereitet, sind erfahrene Spezialisten gefragt. Im Diakonie Klinikum in Siegen werden Patienten mit Herzerkrankungen auf höchstem Niveau versorgt. Dies hat die Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (DGK) in einem aufwendigen Zertifizierungsverfahren bescheinigt und das Jung-Stilling-Krankenhaus als Zentrum zur Behandlung von Vorhofflimmern anerkannt. Bereits im Sommer war das „Stilling“ zudem als Mitralklappen-Zentrum ausgezeichnet worden. Es ist damit die erste Einrichtung im Kreis Siegen-Wittgenstein und im weiteren Umkreis, dem diese beiden Zertifizierungen zuteilwerden.

Die Pluspunkte

Unter der Ägide der beiden Chefärzte Privatdozent Dr. Damir Erkapic und Prof. Dr. Dursun Gündüz wurden die medizinischen und pflegerischen Qualitätsstandards in der kardiologischen Fachabteilung des „Stilling“ in den vergangenen Jahren stetig weiterentwickelt – und das zahlt sich nun aus. Die DGK würdigte nach ihrer Begutachtung die „ungewöhnlich gute Konzeption eines Vorhofflimmer-Zentrums“. Pluspunkte gab es unter anderem für die räumliche Nähe der Intermediate Care-Station (hier werden Patienten versorgt, die keine Intensivstation brauchen, aber trotzdem ununterbrochen überwacht werden müssen) zum Labor für elektrophysische Untersuchungen.

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Positiv bewertet wurden ferner die kurzen Liegezeiten für die Patienten sowie die guten Nachsorgemöglichkeiten durch die drei Medizinischen Versorgungszentren (MVZ), die dem Klinikum angeschlossen sind, sowie nicht zuletzt „der hohe personelle, technische, strukturelle und organisatorische Qualitätsstandard unserer Abteilung“, freut sich Chefarzt PD Dr. Erkapic über das Zertifikat, das drei Jahre gültig ist und nach neuerlicher Begutachtung „aufgefrischt“ werden kann.

Das Krankheitsbild

Vorhofflimmern gilt als eine der häufigsten Herzrhythmusstörungen – in Deutschland leiden rund 1,8 Millionen Menschen darunter. Doch mithilfe moderner medizinischer Verfahren kann das Herz wieder in den richtigen Takt gebracht werden. Bei der Erkrankung handelt es sich, vereinfacht gesagt, um elektrische Fehlimpulse, die meist aus Zellen der Lungenvenen kommen und in den linken Vorhof des Herzens münden. In der Folge bewegen sich die Herz-Vorhöfe unkontrolliert, was zu einem unregelmäßigen Herzschlag führt.

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Manche der Betroffenen bemerken die Störung gar nicht, andere erleben nur leichte und unspezifische Beschwerden wie Müdigkeit. In schwereren Fällen kann sich das Vorhofflimmern jedoch in Herzrasen, Herzstolpern, Schwindel- und Ohnmachtsanfällen äußern. Vor allem aber besteht ein erhöhtes Risiko, Embolien oder sogar einen lebensbedrohlichen Schlaganfall zu erleiden.

Die Hilfe

Geholfen werden kann den Patienten unter anderem mithilfe moderner, kathetergestützter Ablationsverfahren. Dabei werden krankhafte Erregungsherde oder Leitungsbahnen am Herzen unter präzisem Einsatz von Hochfrequenzstrom oder Kälteballons „verödet“. Auf diese Weise werden Muskelerregungen, die den Herzrhythmus stören, unterbunden, damit das Herz wieder in einen normalen Takt findet. Die Kardiologen am „Stilling“ verfügen bereits über weitreichende Erfahrungen bei dieser komplexen Therapieform – eine Grundvoraussetzung, um von der DGK als Vorhofflimmer-Zentrum anerkannt zu werden.

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Chefarzt PD Dr. Erkapic verweist auf neueste weltweite Studien, wonach die Katheterablation gegenüber medikamentösen Therapien als weitaus bessere Behandlungsmethode gilt – vor allem bei symptomatischen Patienten, bei denen dauerhaft der Erhalt des regelmäßigen Herzschlags (Sinusrhythmus) angestrebt wird. Um beste Heilungschancen zu gewährleisten, sollte das Verfahren dabei laut Erkapic so früh wie möglich zum Einsatz kommen.

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Die Katheterablation ist indes nur eine von mehreren innovativen Therapieformen, mit denen Vorhofflimmern am Diakonie Klinikum behandelt wird. Und auch bei anderen Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems wurde das Leistungsspektrum in den vergangenen Jahren permanent fortentwickelt. So werden bereits seit Anfang 2018 in Siegen minimalinvasive Herzklappen-OPs über die Leiste mit Mitra-Clips durchgeführt. Wenn die Mitralklappe zwischen dem linken Vorhof und der linken Herzkammer nicht richtig arbeitet, können unregelmäßiger Herzschlag oder Luftnot auftreten. Ist die Klappe undicht, kann Blut entgegen der normalen Fließrichtung aus der Herzkammer zurück in den Vorhof weichen und schwerwiegende Folgen auslösen.

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Für aufwändige Operationen sind viele der oft älteren Patienten meist schon zu schwach. Mit dem schonend über einen Katheter eingesetzten Mitra-Clip kann die Schlussfähigkeit der Klappe jedoch auch bei ihnen wiederhergestellt werden. Hier hat die DGK ebenfalls den hohen Qualitätsstandard am „Stilling“ festgestellt und die kardiologische Fachabteilung unlängst als „Mitralklappen-Zentrum“ ausgezeichnet. Bereits im Dezember 2021 war das Diakonie Klinikum zudem als Cardiac Arrest Center zertifiziert worden. Dies bedeutet, dass Patienten, die das Krankenhaus aufgrund eines Herz-Kreislauf-Stillstandes reanimiert erreichen, dort optimal versorgt werden können.

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