Siegen. 35.700 Menschen wurden im letzten Jahr in den Impfstellen des Kreises geimpft. Vom neuen Jahr an ist die Vorsorge gegen die Pandemie Privatsache.
Ein 62-Jähriger aus Siegen ist der Letzte, der in der Impfstelle des Kreises Siegen-Wittgenstein geimpft wurde. „Das war‘s schon“, sagt die medizinische Fachangestellte, als sie die Nadel aus seinem Oberarm zieht. Und das war es dann auch tatsächlich: Nach 14 Monaten des Impfens im ehemaligen Porsche-Zentrum in der Siegener Ziegelwerkstraße wurde die Impfstelle geschlossen. Aufgrund einer Entscheidung der nordrhein-westfälischen Landesregierung sind staatliche Impfangebote für die Allgemeinbevölkerung ab dem 1. Januar 2023 nicht mehr vorgesehen.
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„Corona bleibt eine ernstzunehmende Krankheit, aber wir haben sie, auch dank der Impfkampagne, in den Griff bekommen“, sagt Landrat Andreas Müller. „An dieser Stelle möchte ich einen großen Dank an alle richten, die in den letzten beiden Jahren den Impfbetrieb in Siegen-Wittgenstein am Laufen gehalten haben. Sie waren im wahrsten Sinne des Wortes: Lebensretter.“
Bis zu 1200 Impfungen am Tag
Die Impfstellen waren die Nachfolgeeinrichtungen des Impfzentrums in der Eiserfelder Straße. Diese großen, zentralen Impfeinrichtungen wurden landesweit zum 30. September 2021 aufgelöst. Stattdessen sollten die Kreise und kreisfreien Städte kleinere, dezentrale Impfangebote organisieren. Der Kreis Siegen-Wittgenstein hat daraufhin die beiden Impfstellen in Siegen und Bad Berleburg eröffnet. In etwas mehr als einem Jahr wurden an beiden Orten zusammen über 35.700 Menschen geimpft.„Unseren Rekord haben wir in der Siegener Impfstelle vor ziemlich genau einem Jahr aufgestellt“, erinnert sich Christine Domnick, organisatorische Leiterin des Impfzentrums und später auch der Impfstelle. „Kurz vor Weihnachten 2021 haben wir einen Sonderimpftag gemacht – 12 Stunden, von 8 bis 20 Uhr. Über 1.200 Menschen haben sich an dem Tag bei uns impfen lassen. Das waren mehr als zu Spitzenzeiten im Impfzentrum – und dort hatten wir zwölf Impfkabinen, hier nur vier.“
Am letzten Tag der Impfstelle ist nur noch eine letzte Impfkabine in Betrieb. Das reicht, um die 13 Personen zu impfen, die für diesen Tag einen Termin vereinbart haben. Zum Jahresende endet der Mietvertrag. Bis dahin muss alles ausgeräumt sein. Deswegen wurde mit dem Abbau bereits begonnen, als die Impfstelle noch in Betrieb war. In einer Ecke stapeln sich Kisten und Umzugskartons: Verbrauchsmaterial, Impfbesteck, Masken und Desinfektionsmittel, das mit einem Hilfstransport in die Ukraine gebracht wird.
Impfstoff bleibt keiner übrig. „Wir haben bei den Apotheken Woche für Woche immer nur so viel bestellt, wie wir auch wirklich gebraucht haben“, erklärt Christine Domnick.
Im großen Team wachsen Freundschaften
In den Kühlschränken der Siegener Impfstelle, in denen bis Freitagabend noch der Impfstoff gelagert wurde, stehen jetzt einige gekühlte Getränke, unter anderem alkoholfreier Sekt. 85 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter waren in den vergangenen Monaten in der Impfstelle im Einsatz: medizinische Fachangestellte, pharmazeutisch-technische Assistenten, Ärzte und Mitarbeiter der Kreisverwaltung. Einige von ihnen waren zum feierlichen Ausklang zusammengekommen. Christine Domnick blickt zurück – wehmütig und auch ein bisschen stolz. „So viele verschiedene Menschen, die hier zusammengearbeitet haben, um mitzuhelfen, dass wir diese schwierigen Zeiten gut überwinden. In dieser Zeit sind Freundschaften im Team entstanden, die noch lange bestehen werden.“
Auch wenn es jetzt keine Impfstellen gibt, haben die Kreise und kreisfreien Städte noch einige Impf-Aufgaben. Sie werden dann tätig, wenn Institutionen einen dringlichen Impfbedarf melden oder aber Impfangebote für schwer erreichbare Gruppen wie zum Beispiel Wohnungslose benötigt werden. Hierfür bleiben bis zum 31. März 2023 so genannte „Vorhaltestrukturen“ erhalten. Sollte solch ein Fall im Kreis Siegen-Wittgenstein eintreten, würde das Deutsche Rote Kreuz im Auftrag des Kreises eine mobile Impfaktion durchführen.
Geimpft wird bei Ärzten und in Apotheken
Auch künftig sollte jeder darauf achten, dass sein Impfstatus aktuell ist – zum eigenen Schutz und insbesondere zum Schutz von besonders gefährdeten Personen, für die eine Covid-Infektion nach wie vor tödlich sein kann. Bürgerinnen und Bürger, die sich gegen Covid-19 impfen lassen wollen, müssen sich künftig an einen niedergelassenen Arzt oder an eine Apotheke wenden. Eine Übersicht von heimischen Apotheken, die Impfungen gegen das Coronavirus anbieten, findet Interessierte unter www.siegen-wittgenstein.de/corona.
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