Siegen. Verhandlungen zwischen Buero.de und Galeria Karstadt Kaufhof über 47 Filialen fanden bisher nicht statt, stattdessen gab es Zwist. Bisher.

In der bislang eher festgefahrenen Situation rund um die Übernahme von 47 Kaufhaus-Standorten von Galeria Karstadt Kaufhof (GKK) durch Buero.de gibt es Bewegung – zumindest ein wenig. Der insolvente Essener Konzern hatte sich dem Angebot des Online-Händlers aus Detmold gegenüber abwartend verhalten, auf Verfahrensschritte verwiesen. Buero.de-Vorstandsvorsitzender Markus Schön war gleichzeitig in die Öffentlichkeits-Offensive gegangen – möglicherweise erfolgreich.

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Seit einigen Wochen liefern sich GKK und Buero.de ein Tauziehen, um das es zuletzt stiller geworden war. Die Essener halten sich trotz aller Avancen aus Detmold bedeckt, verwiesen immer wieder darauf, dass noch nicht feststehe, welche Häuser geschlossen werden sollen, dass man „zeitnah“ in Gespräche mit den Vermietern gehe, um Miethöhe, Flächennutzung, energetische Sanierungen, Modernisierungs- und Baumaßnahmen zu besprechen. Auch daraus ergebe sich, ob ein Standort erhalten bleiben könne. Ein erstes Gespräch zwischen GKK-Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz und Markus Schön scheiterte. Dann sollte ein sogenannter „Datenraum“ erstellt werden, der konkrete Angebote und später auch Verhandlungen ermöglicht hätte. Konkret sollte es allzu zeitnah indes nicht werden – kurzfristig werde das sicher nicht geschehen können, betonte Pressesprecher Patrick Hacker.

Nach Unstimmigkeiten: Buero.de und Galeria Karstadt Kaufhof reden wohl miteinander

Markus Schön ging das erkennbar zu langsam. Ein Konzept für die 47 Standorte, die aus Sicht von Buero.de besonders von Schließung betroffen sein dürften, war bereits 2018 (als der Konzern bereits strauchelte) erstellt worden und wurde flugs öffentlich präsentiert, inklusive künftigem Markennamen, Logo und Webseiten. Galeria Karstadt Kaufhof mauerte weiter, es entspann sich ein Zwist um einseitige Vertraulichkeitsvereinbarungen, um Gerüchte, dass der Kaufhauskonzern die Filialen lieber in lukrativeren Wohnraum umwandeln wolle – womit die Investoren, die eine Kaufhaus-Fortsetzung wollten, finanziell nicht hätten mithalten können. Es wurde ruhiger.

Nun scheint sich GKK ein Stück weit aus der Deckung zu wagen. Im Interview mit der „Main-Post“ sagte GKK-Sprecher Hacker, dass er weiterhin nicht bestätige, dass es zwischen dem Galeria-Management und Markus Schön bereits konstruktive Gespräche gegeben habe – er werde das aber auch nicht dementieren. Damit gibt er recht unmissverständlich zu verstehen, dass sich beide Parteien nach den Unstimmigkeiten nun doch zu ersten Unterredungen getroffen haben. Was bei Buero.de für neuen Optimismus sorgt: Man treibe das Ziel der Übernahme weiterhin voran, arbeite engagiert am Gelingen, um für die rund 5500 Beschäftigten eine „völlig neue und nach unserer Überzeugung nachhaltig erfolgreiche Perspektive entstehen“ zu lassen.

Buero.de: Alle Karstadt-Beschäftigten sollen nach Einzelhandels-Tarif bezahlt werden

Vorgesehen sei in diesem Zusammenhang, die Beschäftigten „wieder umgehend nach den tarifvertraglichen Regelungen des Einzelhandels zu bezahlen“, so Markus Schön. Ein Sanierungstarifvertrag sei nicht vorgesehen: „Bekanntlich halten wir die Beschäftigten für den größten Schatz des Unternehmens. Diesen kann man nur bewahren, wenn attraktive Rahmenbedingungen bestehen.“ Buero.de will neben einer „Vergütung, die sich an den aktuellen Marktgegebenheiten orientiert“ unter anderem auf eine zeitgemäße Warenpräsentation, stärkere Vernetzung von stationär und online sowie Regionalität setzen, dabei die Beratungsleistung in den Fokus rücken. Dazu benötige es qualifiziertes, motiviertes und angemessen bezahltes Personal – was auch kein Kostenrisiko sei, sondern Chance, Umsatz und Ergebnis zu steigern. Gesamtziel der Anpassungen ist es, ein Einkaufserlebnis zu schaffen, die Filialen damit zu Anziehungspunkten in den Städten zu machen. Zwischen 5 und 10 Prozent der Verkaufsfläche, je nach Standortgröße, soll für regionale Angebote genutzt werden und vor Ort identifikationsstiftend wirken.

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Unter künftigem Namen und Logo soll die Kundschaft laut Schön von der Winterjacke über sportliche Schuhe bis Fernseher und Bratpfanne alles kaufen können. Mit der Markenberatung hat Buero.de die Agentur „addways“ beauftragt. Geschäftsführerin Dr. Andrea Grote: „Das Logo soll für den Aufbruch stehen, den buero.de an den 47 Standorten anstrebt.“