Siegerland. Kirchengemeinden in Siegen wollen die Energiekosten senken. Manche Gebäude sollen nur schwach beheizt werden – andere zu Zufluchtsorten werden.

Die Gemeinden im evangelischen Kirchenkreis Siegen wollen mit diversen Maßnahmen und Projekten ihren Energieverbrauch senken. Dabei geht es nicht nur um die gestiegenen Kosten, sondern auch um Beiträge zum Klimawandel und eine klare Positionierung gegen Russlands Angriff auf die Ukraine. Gleichzeitig arbeiten viele Gemeinde daran, Menschen, für die die Heizkosten zum Problem werden, warme Aufenthaltsmöglichkeiten zu bieten.

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„Grundsätzlich diskutieren wir das Thema Energiesparen auf verschiedenen Ebenen im Kirchenkreis seit einigen Monaten intensiv“, sagt Pressesprecherin Jasmin Maxwell-Klein. Superintendent Peter-Thomas Stuberg hatte das Thema im September auf die Tagesordnung der Pfarrkonferenz gesetzt. „Energiesparen ist das Gebot der Stunde, nicht nur um Geld zu sparen“, betont Jasmin Maxwell-Klein. „Wir wollen uns auch mit Blick auf die Klimakrise und den Krieg in der Ukraine solidarisch zeigen und als Kirche einen Beitrag leisten.“ Den Zusammenhang mit der Ukraine präzisiert der Kirchenkreis mit Verweis auf eine Äußerung der westfälischen Kirche. Diese nannte es demnach eine „beschämende Tatsache, dass wir auch mit unseren Energiekosten zwangsläufig in die Kriegskasse des russischen Präsidenten einzahlen“.

Die Martinikirche in Siegen ist eine der Kirche, in denen die Temperatur während des Winters kontrolliert gesenkt werden soll. Damit das Inventar keinen Schaden nimmt, ist eine kontinuierliche Kontrolle der Werte erforderlich. (Archivbild)
Die Martinikirche in Siegen ist eine der Kirche, in denen die Temperatur während des Winters kontrolliert gesenkt werden soll. Damit das Inventar keinen Schaden nimmt, ist eine kontinuierliche Kontrolle der Werte erforderlich. (Archivbild) © WP | Florian Adam

Kirchenkreis Siegen: Kirchen sollen weniger beheizt werden – aber das hat Tücken

Die Entscheidungen über konkrete Maßnahmen treffen die Gemeinden eigenverantwortlich. Einiges läuft bereits, andere Vorhaben sind in Vorbereitung, wie aus einem Überblick des Kirchenkreises ersichtlich ist:

• Viele Gemeinden senken die Temperatur in ihren Kirchen, oft auf 16 Grad (unter anderem Martinikirche Siegen, Kirche Trupbach, alle Gottesdienststätten der Kirchengemeinden Weidenau, Rödgen-Wilnsdorf, Freudenberg). „In Hilchenbach wird sogar nur auf 14 Grad geheizt.“

Langfristige Ziele

Die Landessynode hat im vergangenen Juni ein „Sofortprogramm für energetische Maßnahmen in kirchlichen Gebäuden“ beschlossen. Inhalt sind Unterstützung bei der überwachten Temperaturabsenkung und Energieberatungen.

Genannt werden in einer Mitteilung vor allem zwei Gründe: Zum einen eine Selbstverpflichtung der Evangelischen Kirche von Westfalen, „klimaschädliche Emissionen bis spätestens zum Jahr 2040 bilanziell auf null zu reduzieren“.

Zum anderen geht um die Preissteigerungen „in Zusammenhang mit dem Krieg Russlands gegen die Ukraine“.

• „Kirchen gar nicht zu heizen, ist in der Regel nicht möglich, weil dabei Schimmelbildung droht und das Inventar, insbesondere die Orgel, Schaden nehmen würde“, heißt es weiter. Es muss also immer eine minimale Grundtemperatur aufrecht erhalten werden. Auch Luftfeuchtigkeit ist dabei ein sensibler Faktor. Einige Gemeinden, unter anderem Freudenberg und Oberfischbach, nutzen deshalb bereits so genannte Datenlogger, um Schäden zu vermeiden. Diese Geräte messen Temperatur und Luftfeuchtigkeit über Sensoren und zeichnen die Daten auf, so dass sich die Werte permanent überwachen lassen. „Die Landeskirche hat die Anschaffung solcher Datenlogger gefördert“, schreibt der Kirchenkreis.

Siegen und Umgebung: Manche Gemeinden verteilen vor dem Gottesdienst Decken

• In Eisern, Eiserfeld und Gosenbach werden an die Gottesdienstbesucherinnen und -besucher Decken verteilt, das Licht wird erst eine halbe Stunde vor Gottesdienstbeginn eingeschaltet. In Eiserfeld wird auf das Vorläuten verzichtet und erst kurz vor Beginn des Gottesdienstes geläutet.

• Manche Gemeinden senken auch die Temperatur in anderen Räumlichkeiten wie Gemeindezentren und/oder beheizen dort nicht alle Räume. Dies sei zum Beispiel in Hilchenbach und Krombach (in den Gemdeindezentren Eichen und Littfeld) der Fall.

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• „Viele Kirchengemeinden verfahren in diesem Jahr nach dem Konzept der Winterkirche“, erläutert der Kirchenkreis darüber hinaus. Dabei wird die historische Kirche vor Ort während der Winterzeit – in der Regel von Januar bis Ende März, teils auch länger – geschlossen und Gottesdienste finden stattdessen in Gemeindezentren statt. Dies betrifft unter anderem Haardter Kirche (KG Weidenau), Talkirche und Wenschtkirche (KG Klafeld), Oberholzklau, Oberfischbach, Niederschelden (KG Emmaus), Deuz, Netphen, Dreis-Tiefenbach (Januar bis Februar) und Rudersdorf (November bis Februar; alle vier KG Dreieinigkeit), Rödgen, Wilnsdorf, Kapelle Anzhausen (alle drei KG Rödgen-Wilnsdorf) und Eichen (überwiegend, gehört zur KG Krombach). Die Kirchengemeinde Neunkirchen konzentriert alle ihre Gottesdienste auf die Zeppenfelder Kirche, die am günstigsten zu beheizen ist. Die KG Freudenberg feiert nur jeden zweiten Sonntag in der Kirche in Freudenberg, jeden zweiten Sonntag im Gemeindezentrum in Büschergrund.

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• Es gibt mancherorts noch weitere Maßnahmen wie das Abschalten der Außenbeleuchtung von historischen Kirchen, die Installation von Smart-Home-Technologie in Gemeindehäusern (etwa Oberfischbach und Freudenberg). Die Kirchengemeinde Oberfischbach erneuert zudem ihre Luft-Heizung in der Kirche und plant die Umrüstung der Heizungen in Gemeindezentrum und Pfarrhaus weg von Gas hin zu Hackschnitzelheizung und Wärmepumpe.

Heizkosten: Kirchengemeinden in Siegen und Umgebung wollen Wärmeorte schaffen

Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) und die Diakonie Deutschland haben darüber hinaus das Projekt „#wärmewinter“ initiiert. Dabei geht es um kirchliche Angebote für Menschen, die sich in diesem Winter die Heizkosten nicht leisten können. Auch dazu gibt es im Siegerland bereits Ansätze. Die Kirchengemeinde Martini zum Beispiel plant einen Mittagstisch, für den zurzeit noch ehrenamtliche Helferinnen und Helfer gesucht werden. Die Kirchengemeinde Klafeld weist in diesem Kontext noch einmal auf ihren bereits bestehenden Mittagstisch für Bedürftige hin – donnerstags 11.30 bis 13.30 Uhr – und will das Angebot bei Bedarf ausbauen.

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