Wilgersdorf. Nach 204 Jahren haben sich 100 Siegener Synodale zu ihrer letzten eigenständigen Sitzung getroffen. Was nach der Kirchenkreis-Fusion passiert.
Personelle Kontinuität für den neuen Kirchenkreis: Der Evangelische Kirchenkreis Siegen-Wittgenstein wird in seiner Anfangszeit von einem Bevollmächtigtenausschuss (BVA) geleitet, der zu gleichen Teilen aus Vertretern der beiden aktuellen Kreissynodalvorstände der Kirchenkreise Siegen und Wittgenstein besteht. Vorsitzender des Gremiums und damit Superintendent des neuen Kirchenkreises wird für eine Übergangszeit bis 2024 der Siegener Superintendent Peter-Thomas Stuberg, der am Mittwoch auf der Siegener Kreissynode über die Arbeitsweise nach der Vereinigung informierte.
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Nach 204-jähriger Geschichte trafen sich am Mittwoch rund 100 Siegener Synodale in der CVJM-Bildungsstätte in Wilgersdorf zu ihrer letzten eigenständigen Sitzung. Am 1. Januar 2023 tritt dann die Vereinigung mit dem Evangelischen Kirchenkreis Wittgenstein in Kraft. Die Wittgensteiner Superintendentin Simone Conrad wird im neuen Kirchenkreis kein Amt übernehmen: Auf eigenen Wunsch wird sie am 18. Dezember als Superintendentin verabschiedet und voraussichtlich im Frühjahr den Pastoralen Dienst im Übergang in der Evangelischen Kirche von Westfalen antreten. Stellvertreter des Superintendenten sind ab dem 1. Januar zwei Synodalassessoren aus Wittgenstein und Siegen: Die Erndtebrücker Pfarrerin Kerstin Grünert und Pfarrer Martin Eckey aus der Kirchengemeinde Olpe. Der aktuelle Siegener Synodalassessor Rolf Fersterra wird dem BVA aus Altersgründen nicht angehören, ebenso wie KSV-Mitglied Doris Thieme, die von der Kreissynode nach 34 Jahren als Synodale und 17 Jahren als KSV-Mitglied verabschiedet wurde.
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Der insgesamt 16-köpfige BVA wird monatlich tagen, um über aktuelle Fragen der kreiskirchlichen Arbeit zu entscheiden. Bei der Besetzung der beiden Stellvertreter-Stellen und des BVA sei mit Blick auf den deutlich kleineren Kirchenkreis Wittgenstein Wert auf Parität gelegt worden, sagte Stuberg. Dennoch habe der BVA bereits in seiner ersten informellen Sitzung deutlich gemacht, dass er Wert auf Konsens lege. „Wir sind keine Lobbyvertreter“, sagte Stuberg. „Wir bringen zwar unsere Erfahrungen mit ein, aber wir haben einen Blick für die gemeinsamen Belange des neuen Kirchenkreises.“
Kirchenkreis Siegen-Wittgenstein: So sieht der weitere Zeitplan aus
Der weitere Zeitplan: Am 14. Juni 2023 treffen sich die Abgeordneten aus den beiden Synoden erstmals gemeinsam in Wilgersdorf – allerdings dann im Rahmen einer synodalen Versammlung, die keine rechtsgültigen Beschlüsse fassen kann. Im November 2023 wird die erste, konstituierende Synode des Kirchenkreises Siegen-Wittgenstein stattfinden, die noch aus den Mitgliedern der jetzigen Synoden besteht. Im Juni 2024 kommt dann eine neu gewählte Synode zusammen. Sie wählt einen neuen Kreissynodalvorstand – das Leitungsorgan des Kirchenkreises in der Zeit zwischen den Synoden –, der das Übergangsgremium BVA ablöst. Auch über das Amt des Superintendenten oder der Superintendentin wird 2024 neu entschieden, Stuberg steht dann aus Altersgründen nicht mehr zur Verfügung.
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Die Siegener und die zeitgleich tagende Wittgensteiner Synode verabschiedeten die Kreis- und Finanzsatzung des neuen Kirchenkreises. Dabei unterstrich Stuberg: „Eine Satzung hat nicht den Rang der Zehn Gebote – sie kann immer wieder neu aufgesetzt oder variiert werden.“ Bei den verabschiedeten Versionen handle es sich um Basistexte, die im neuen Kirchenkreis weiter ausdifferenziert werden könnten. Auch das Zusammenführen verschiedener Parallelstrukturen wird den vereinigten Kirchenkreis ab dem kommenden Jahr noch beschäftigen. Was schon jetzt feststeht: Die parallel bestehenden kreiskirchlichen Ausschüsse werden sich zusammentun, zum Teil tagen sie bereits gemeinsam.
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In der Jugendarbeit wird das Wittgensteiner Kompetenzteam, das in den letzten Jahren stark geschrumpft ist, im jetzigen Siegener Referat für Jugend- und Gemeindepädagogik aufgehen, was für Wittgenstein mehr Personalstellen in der Jugendarbeit bringen soll. Die Leitung des Referats liegt weiterhin bei Volker Peterek. Die beiden Öffentlichkeitsreferate haben ebenfalls bereits Gebietszuständigkeiten und Aufgabenbereiche neu aufgeteilt und behalten bis auf Weiteres ihre Dienstsitze in Siegen und Bad Berleburg. Für andere Bereiche werden noch dauerhafte Lösungen gesucht, etwa die Organisation der Pfarrkonferenzen, die Steuerung der Kita-Arbeit und die Zusammenlegung der Superintendenturen.
In seiner Andacht machte Thomas Ijewski auf die historische Dimension der Synode aufmerksam: „Wir blicken mit einem weinenden Auge auf 204 Jahre Geschichte des Kirchenkreises Siegen zurück und schauen mit dem anderen Auge voller Erwartung auf den gemeinsamen Weg mit dem Kirchenkreis Wittgenstein“, so der Freudenberger Pfarrer. Er betonte die Basis aller kirchlichen Arbeit: „Die äußeren Strukturen sind alle zeitbedingt und änderlich. Was wir bei Jesus finden, ist ewig.“ Wenn in 200 Jahren jemand auf den Kirchenkreis Siegen-Wittgenstein blicke, dann würde er hoffentlich vor allem sehen, „dass wir mit Jesus unterwegs sind – denn wohin sonst sollten wir gehen“.
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