Siegen. Wein-Expertin Laura Ermert aus Siegen möchte anderen Menschen den perfekten Genuss bieten. Ihr Ziel: Irgendwann zu den Top-50-Sommeliers gehören.
„Es gibt kein anderes Land, das so guten Riesling macht, wie wir“, sagt Laura Ermert. Es spricht die Expertin: Sie ist „Assistant Sommelière“, liebt es, sich mit Wein zu beschäftigen. Seit vergangenem Jahr arbeitet sie sich immer tiefer in das Thema ein. „Es hat mich total beflügelt“, sagt sie. Seit Kurzem bietet sie Weinproben in Siegen und Umland an, hat sich mit ihrer Marke „Weinhaftig“ nebenberuflich selbstständig gemacht. Bei ihr sollen die Gäste Wein mit allen Sinnen erleben.
„Weinhaftig“ Siegen: Assistant Sommelière Laura Ermert will alles über Wein wissen
„Ich wollte Wein nicht nur trinken, sondern auch mehr darüber wissen“, erzählt die 35-Jährige. Sie ist hauptberuflich Projektmanagerin in einer Agentur für Markenführung. Wein spielt in ihrer Familie schon immer eine Rolle, schon ihre Großeltern sind Teil des Siegerländer Weinkonvents. Sie entschied sich, das Zertifikat „Assistant Sommelière“ bei der Industrie- und Handelskammer in Koblenz und damit gleichzeitig einen von der weltweit agierenden Ausbildungsorganisation für Wein „WSET“ (Wine & Spirit Education Trust) anerkannten Abschluss zu erwerben. Eine IHK-Zertifizierung sei immer noch ein „Prädikat in Deutschland“, sagt Laura Ermert. Am Ende habe die Entscheidung aber auch einfach auf einem guten Bauchgefühl beruht.
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„Es macht jede Menge Spaß. Man lernt neue Weine und die Winzer dahinter kennen“, sagt sie über ihre Ausbildung. Die Siegenerin lernt nicht nur Theorie, während der Fortbildungen steht sie auch am Rebstock. „Genuss ist das, was uns ständig umgibt und uns verbindet“, sagt Laura Ermert. Viele würden Wein trinken, ohne ihn bewusst zu genießen. Die Siegenerin will daran etwas ändern. „Es ist mein Herzstück“, sagt sie. „Weinhaftig“ stehe für „wahrhaftigen Weingenuss und wahrhaftige Hingabe für den urguten Rebsaft und das Wissen dazu“, teilt sie ihren Instagram-Followern in einem Post mit. Die ersten Events hätten gezeigt, dass es ein Aha-Erlebnis gibt.
Siegen: Laura Ermert will bei Weinproben „eine ganz neue Genusswelt“ eröffnen
Laura Ermert hat das Thema so gepackt, dass sie sich vorstellen könnte, einmal unter die Top 50 der Sommeliers zu kommen. Bis dahin ist der Weg noch weit, aber ihr großer Traum und Ziel ist es. Sie ist als unabhängige „Assistant Sommelière“ breit aufgestellt: Sie bietet Weinverkostungen bei den Menschen zuhause an oder, wenn gewünscht, in einer bestimmten Location. „Man kann mich für jedes Format buchen, sei es ein Junggesellenabschied oder eine Firmenfeier“, sagt sie. Ihre erste Weinprobe für Kunden fand im „Seven Hills“ statt, einer Eventlocation von „Bowlilicious“ in Siegen. Dabei sei sie „tierisch nervös“ gewesen. Umso glücklicher war sie, als alle Weine und auch das „Food Pairing“ (Kombination aus Wein zum Essen) in der gesamten Teilnehmergruppe gut ankamen.
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Sie steckt in jede Verkostung viel Recherchearbeit, arbeitet mit einem Weingut zusammen (Weingut Clemens in Sulzheim in Rheinhessen), bietet aber auch Weine von anderen Winzern an. Es sei ihr Alleinstellungsmerkmal, dass sie in ihre Tastings Weine aus der ganzen Welt einarbeite und zeigen könne. „Die meisten Verkostungen laufen immer über einen Winzer ab, der lediglich Weine aus dem eigenen Portfolio zeigt. Ich bin da breiter aufgestellt und gehe flexibel auf meine Kundenwünsche ein. Zeige ihnen dadurch womöglich auch mal eine ganz neue Genusswelt auf in Sachen Wein“, erklärt sie. Mitunter zeigt sie auch immer mal einen Wein vom Weingut Clemens, den die Teilnehmerinnen und Teilnehmer exklusiv bei ihr bestellen können. Ihr Fokus liegt generell auf Winzer-Weinen – es gibt keinen Wein aus dem Regal eines Lebensmitteleinzelhandels.
„Weinhaftig“ Siegen: Weinproben auf Wunsch auch mit größerem Catering
In der Regel präsentiert sie sieben Weine bei den Tastings, auf Wunsch auch mehr oder weniger. Vorab verteilt sie „Verkostungsblätter“ – darauf können die Gäste ihre Eindrücke schriftlich festhalten. Derzeit bietet sie zwei Varianten für Weinproben an: Die erste ist die Weinprobe – dabei liegt der Fokus auf der Verkostung von Wein, dazu gibt’s Wasser und Baguette. Die zweite Variante ist das „Food & Wine Tasting“: „Da ich als Assistant Sommelière auch Food Pairing lerne, kombiniere ich hier aktuell erlesene Käse und den schön dazu passenden Wein.“
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Eine Ausbaustufe könne sein, dass sie Kundinnen und Kunden buchen, mit dem Wunsch, dass es ein größeres Catering dazu gebe. „In so einem Fall würde ich mir zwecks Food-Pairing einen Kooperationspartner mit reinholen.“ Das größte Kompliment sei, wenn ihre Gäste begeistert seien von den Weinen und diese künftig selbst in ihren Kühlschrank mitaufnehmen und für sich selbst genießen würden, „weil ich ihnen eine neue Welt zeigen konnte, die ihnen gefallen hat“, betont Laura Ermert. Der Preis für eine reine Weinprobe (ohne Essen) für sechs Personen starte „ab rund 35 Euro pro Person aufwärts“.
Wissenswertes über Wein: Die besten Tipps von Assistant Sommelière Laura Ermert
Vieles von ihrem Wissen gibt Laura Ermert bei ihren Tastings weiter. Ihr ist wichtig, dass ihre Gäste nicht nur eine schöne Weinprobe haben, sondern auch ein paar Tipps rund um Wein mitnehmen, die sie ihnen an die Hand gibt. Solche, die sie selbst in ihrer Rolle als Gastgeberin oder Gastgeber einmal ausspielen können. Ein paar Tipps und Tricks verrät sie:
1. „Zu Käse passt besser Weißwein“, sagt sie. Häufig würde vermittelt, dass ausschließlich Rotwein der richtige Begleiter zu Käse sei. „Das stimmt eben nicht. Weitaus besser passt Weißwein, dessen Frische, das parfümierte Aroma und die Kombi aus Süße und Säure im Wein passen besser zum Käse.“ Wieso das so ist, lerne man bei ihrem „Food & Wine Tasting“, betont Laura Ermert. Ein Gefühl, welches Essen zu welchem Wein passt oder eben andersherum, entwickelt sich nicht von jetzt auf gleich. Laura Ermert hat schon zahlreiche Weine probiert und viel gelernt. „Man muss ein Gefühl dafür haben, wie stark die Bestandteile im Essen sind“, erläutert sie. So empfehle sich zu einem süßen Essen in der Regel auch kein trockener Wein. Zu Gänsebrust und Lamm passe gut Rotwein. Generell solle man auch nicht mit Salz im Essen sparen: „Das lässt Wein voller und fruchtiger wirken.“ Im Optimalfall werten sich der Wein und die Speise gegenseitig auf.
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2. Bei der Weinauswahl empfiehlt es sich, auf die Qualität zu achten und nicht das allergünstigste Produkt auszuwählen, wobei auch preisgünstige Weine schmecken können. Eine alte Rebsorte spreche zum Beispiel für eine höhere Qualität im Glas. „Bei meinen Weintastings erzähle ich, warum ich den Wein in eine bestimmte Qualität einordnen würde“, sagt Laura Ermert. Jede Rebsorte habe ihren eigenen Charakter. Mit einem Wein ab 8 Euro erhalte man „einen wirklich guten Wein im Glas“. „Alles darunter, vorwiegend auch im Lebensmitteleinzelhandel, passt nicht zu einem schönen Winzer-Genuss.“ Ihre persönliche Lieblingsrebsorte ist ein Sauvignon Blanc.
3. Bei einer Weinprobe sollte man nicht kurz vorher Kaugummi gekaut oder Kaffee getrunken haben. „Das verfälscht den Weingeschmack“, sagt Laura Ermert. Generell könnten Menschen weit mehr als 1000 Aromen riechen und schmecken, denn beim Wein gehe es immer um beides. Ebenso lohne sich ein Weinkühlschrank, wenn das Geld dafür übrig ist, erklärt die Expertin. Im Standardkühlschrank altere der Wein viermal so schnell, da er zu nah an den Frosttemperaturen arbeite.
Wer Interesse an einer Weinprobe mit Laura Ermert hat, kann sich per E-Mail an hello@weinhaftig.de melden. Mehr Infos gibt’s auch auf dem Instagram-Kanal „weinhaftig“.
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