Siegen/Neunkirchen. Ein 25-jähriger Neunkirchener steht vor dem Landgericht Siegen. Er wirkt psychisch schwer gestört. Das sagt sein Stiefvater zu den Vorwürfen.

Ein 25-Jähriger aus Neunkirchen muss sich wegen mehrfacher Sachbeschädigung, Brandstiftung und Körperverletzung vor der 1. Großen Strafkammer des Landgerichts Siegen verantworten. Am vierten Verhandlungstag befragte die Vorsitzende Richterin Elfriede Dreisbach weitere Zeugen, darunter der Stiefvater des Angeklagten.

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Er kennt den Beschuldigten seit 16 Jahren. Er sei ein unkompliziertes Kind gewesen: „Es gab nie groß Ärger“, erzählt er vor Gericht. Die Probleme hätten erst nach seiner Ausbildung angefangen. Der Angeklagte gibt an, 2019 mit dem Konsum verschiedener Betäubungsmittel angefangen zu haben. „Zuerst war es nur alle zwei Wochenenden, dann jedes und irgendwann habe ich jeden Tag Amphetamine zu mir genommen.“ Irgendwann habe er auch Cannabis zur Entspannung konsumiert.

Neunkirchen: Therapie brachte keinen Erfolg

Der Stiefvater berichtet, dass der Beschuldigte ruhig und introvertiert gewesen sei. Durch den Drogenkonsum habe sich seine Gleichgültigkeit aber weiter verschlimmert habe. „Den ganzen Tag nur abhängen und bis nachts unterwegs sein, irgendwann war ein Punkt erreicht, da ging es so nicht mehr weiter“, so der Stiefvater. 2020 habe sich der Beschuldigte für sechs Monate in einer Therapie begeben, um sein Leben wieder in Griff zu bekommen.

Er sei nach der Therapie schnell wieder in alte Verhaltensmuster gefallen. Seine rechtliche Betreuerin habe ihm angeboten, einen Termin bei der Suchtberatung zu vereinbaren. Dies soll der Angeklagte aber abgelehnt haben. „Das sehe ich jetzt anders: Nun weiß ich, dass ich was ändern muss und arbeiten gehen sollte. Ich bin ja noch jung“, erklärt der 25-Jährige vor Gericht.

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Nach seinem Auszug habe seine Betreuerin ihn in zwei Notunterkünften untergebracht. Dort kam es allerdings zu Problemen. In einer habe er einem Mitbewohner mit einem Messer ins Bein gestochen und in einem Siegener Hotel soll er einen Brand ausgelöst haben. Ein Polizeibeamter, der sich nach dem Brand im Hotel mit ihm im Streifenwagen befunden hat, gab an, dass der 25-Jährige einen verwirrten Monolog mit sich selbst gehalten habe. Er soll gesagt haben, dass die Bewohner durch Wände gucken können. Außerdem äußert der Angeklagte, dass sein Handy gehackt worden sei. Für den Beamten wirkten die Aussagen zusammenhanglos. Auf ihn machte der Beschuldigte einen merkwürdigen Eindruck. Er habe allen Anweisungen verstanden und sich kooperativ gezeigt. Gleichzeitig traf er verwirrende Aussagen und schien unter Verfolgungswahn zu leiden.

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Neunkirchen: Stiefvater hat böse Vorahnung

Als der heute 25-Jährige straffällig wurde, sei er mehrmals wieder ins Haus seiner Mutter zurückgekommen. Denn diese habe ihn immer in Schutz genommen: „Das ist nicht mein Junge“, habe sie gesagt, obwohl er sie in seinem Wahn derbe beleidigte, erzählt der Stiefvater weiter. Im Zuge seiner Wahnvorstellungen habe sich der Beschuldigte zusammenhanglose Dinge ausgedacht, denen niemand folgen konnte. Dennoch haben die Mutter und der Stiefvater regelmäßigen Kontakt zu ihm.

Seine rechtliche Betreuerin bestätigt vor Gericht, dass die Mutter sich immer sehr engagiert gezeigt habe. Nach dem Brand im Garten des Wohnhauses des Stiefvaters und der Mutter, den der Angeklagte mithilfe einer Brandspur bis zum Haus gelegt haben soll, habe der Stiefvater den Beschuldigten hinter einer Hecke hervorspringen sehen: „Er hat das Feuer von dort aus beobachtet, hat mir gewunken und ist abhauen.“ Dass er seinen Stiefsohn nach dem Brand antraf, habe ihn nicht überrascht. „Ich habe vorher schon überlegt, ob er was damit zu tun hat“, erzählt der Stiefvater. Er habe aber darauf gehofft, dass sich seine Vermutung nicht bewahrheitet.

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Seit 2020 wird der Angeklagte rechtlich betreut. Nach der Betreuerin habe sich das Verhalten des 25-Jährigen durch seine Psychose über die Jahre verschlechtert. Aufgrund seiner Wahnvorstellungen soll er seine Betreuerin gefragt haben, ob sie seine Mutter ist. Mittlerweile sei er medikamentös aber gut eingestellt und beteilige sich in der JVA an mehreren verschiedenen Therapieansätzen. Die Gerichtsverhandlung belaste ihn schwer.

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