Alchen. In Alchen stellt sich beim Wandern zwischen tollen Ausblicken und Waldrändern ein besonderes Gefühl ein. Der Weg führt durch Nationales Naturerbe.

Die Zeit drängt und drückt, sie fehlt, sie reicht eigentlich nie aus, sie ist ein knappes Gut. Und dann ist sie plötzlich da. Jedenfalls auf den Höhen bei Alchen, wo die landschaftlichen Eindrücke so schön, so reizvoll sind, dass das Entschleunigen alternativlos wird. Zumal auf der Trupbacher Heide, auf die der F11-Rundweg von der Alcher Ortsmitte aus über die Höhe zwischen Alche- und Holzklau-Tal führt. Hier geht der Blick in die Weite, kann sich aber genauso gut fokussieren auf das, was blüht, was kreucht und fleucht. Und auch Begegnungen von Mensch zu Mensch sind möglich: ein paar Worte zum Woher und Wohin, zu Wetter oder Weg oder zur besten Zeit, um die Heide im schönsten Violett zu erleben.

+++Mehr Nachrichten aus Siegen und dem Siegerland finden Sie hier!+++

Im engeren Sinne „rund um“ Alchen geht es diesmal nicht, eher rund um den alten Ortsteil „Seifen“ oder „Siffen“. Doch weil der Ort auf dieser Runde von verschiedenen Seiten zu betrachten ist und ein Stopp am „Öalcher Backes“ obligatorisch, passt der F11 bestens ins „Rund-um…“-Konzept der 2022er Wandertag-Serie. Beim Backhaus stimmen wir uns ein auf den Weg. Wir lesen von der Inbetriebnahme im Herbst 1998, vom mit Holz befeuerten Steinbackofen, mit dem die 300 Jahre alte Siegerländer Backtradition fortgeführt wird, und auch davon, dass es sich im Backes gut auch feiern lässt. Historisch im engeren Sinne ist der benachbarte „Zeijjeschdall“, erbaut im Zuge des Neubaus der Alcher Schule in den Jahren 1902/03, denn der Direktor, der in der Schule wohnte, sollte auch Platz fürs Milch- und Federvieh haben.

Wandern rund um Alchen: Den ersten Teil der Strecke bestimmt das Wandern am Waldrand. Wie gut das tut!
Wandern rund um Alchen: Den ersten Teil der Strecke bestimmt das Wandern am Waldrand. Wie gut das tut! © Claudia Irle-Utsch

Wandern in Freudenberg: Der Alchener Rundweg führt auch über die Trupbacher Heide

Der F11 zweigt in der Ortsmitte von der Seelbacher Straße mit der Straße Im Seifen ab und führt bald über die Straße Am Nöchel links hinauf auf freies Feld – und: zum Waldrand. Ähnlich wie beim Wandern am Wasser soll das Gehen am Rande eines Waldes das Wohlbefinden fördern, in jedem Fall tut es gut, mit dem Wald-Halt im Rücken in die Ferne zu schauen, und das ist auf dieser Höhe gegeben. Man kann stehen und schauen und – denn Ruhebänke gibt es genug – auch sitzen und schauen.

Rund um Alchen

Alchen ist der drittgrößte der 17 Freudenberger Stadtteile. Erstmals urkundlich erwähnt wurde der Ort im Jahr 1344; gewachsen ist er ursprünglich aus den drei Weilern Siffen, Enken und Oberdorf. Alchen entwickelte sich in seiner Dorfgeschichte vom Bauern- über ein Weberdorf zum Bergmannsdorf und schließlich zum Industriearbeiterdorf. Heute zeichnet sich der Ort durch ein reges Vereinsleben aus – ein Dreh- und Angelpunkt ist dabei der Heimat- und Verschönerungsverein Alchen. Er zeichnet mit verantwortlich für die Einrichtung des noch recht jungen Rundwanderwegs F11. Mehr: www.huv-alchen.de.

Start/Ziel: Alchen, „Öalcher Backes“, Parkmöglichkeiten an der Turnhalle; mit dem Bus geht es zum Beispiel mit der Linie R37 nach Alchen, ab Siegen ZOB beziehungsweise Freudenberg (Änderungen wegen der Baustelle im Ort derzeit möglich).

Distanz/Gehzeit: rund 5 Kilometer, 1,5 Stunden, bergauf-bergab: jeweils 90 Meter.

Markierung: durchweg gut mit F11.

Charakter: Wunderschöne Runde, die eher gemächlich aus dem Alchetal hinauf auf die Trupbacher Heide führt und dann wieder zurück.

Einkehr: keine, eventuell Rucksack für ein „Heide-Picknick“ packen.

Nach gut anderthalb Kilometern überqueren wir an der Alcher Höhe die nach Niederholzklau führende Kreisstraße K22. Spätestens hier gehen wir ab und an im Verbund mit anderen Wanderfreudigen, und dass wir auf der Trupbacher Heide alsbald in einem „Nationalen Naturerbe“ unterwegs sind, ist zu sehen und zu spüren. Dieser Ort wirkt wie veredelt. Kaum zu glauben (aber wahr!), dass diese Landschaft durch das zunächst doch harsche Eingreifen des Menschen entstanden ist. „1936 wurden große Waldbereiche für die Errichtung eines militärischen Übungsplatzes gerodet“, ist auf der Infotafel der für den Schutz zuständigen NRW-Stiftung zu lesen. Und weiter: „Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs übernahmen die Belgischen Streitkräfte das Gebiet und nutzten es noch bis 1994 als Panzerübungsplatz.“ Auf diesem eigentlich kaputt gefahrenen, verdichteten Boden konnten schützenswerte Biotope entstehen. Heute gehegt und gepflegt mit Hilfe von Schafen, Ziegen und gelegentlich immer noch schwerem militärischen Gerät.

Wandern rund um Alchen – entlang einer Grenze: rechts Freudenberger, links Siegener Gelände.
Wandern rund um Alchen – entlang einer Grenze: rechts Freudenberger, links Siegener Gelände. © Claudia Irle-Utsch

Alchen: Wandern entlang der Grenze zwischen Siegen und Freudenberg

Wir wandern eine Weile im Verbund mit dem x24, dem Möhne-Westerwaldweg, und den beiden Heide-Rundwanderwegen A2 und A3, verlassen diese aber im Bereich der T-Kreuzung mit der uralten, ausgehöhlten Eiche. Unser Weg folgt der Grenze zwischen Freudenberger und Siegener Stadtgebiet – auch die Grenzbäume zeigen das an. Nach dem Unterqueren der Hochspannungsleitung beginnt allmählich der Abstieg zurück ins Tal der Alche.

+++ Mehr zum Thema „Wandern im Siegerland“: Die besten Tipps für tolle Touren +++

Der F11 macht einige Höhenmeter über dem Ortseingang einen deutlichen Schwenk nach rechts, dann geht es gemächlich über den Arnsbacher Weg und das Sträßlein Hinter der Ley zurück zur Seelbacher Straße. Dort erinnert am Zuweg zum Backes auf Dauer eine Gedenktafel an das Unglück beim Alcher Backesfest 2019, bei dem zwei Menschen ums Leben kamen. Diese leidvolle Erfahrung lässt sich von Alchen nicht trennen, deren Verarbeitung braucht Zeit.

Für den perfekten Wandertag im Siegerland: Rucksack mit Ihrem Namen gewinnen

Übrigens: Für den perfekten Wandertag verlosen wir zu jeder Folge einen Rucksack, der mit Ihrem Namen versehen ist. Gehen Sie einfach bis Montag, 26. September, auf wp.de/wanderrunde und machen mit. Wir wünschen Ihnen viel Glück.

Die wunderschöne Landschaft der Trupbacher Heide bietet viel Raum zum Verweilen.
Die wunderschöne Landschaft der Trupbacher Heide bietet viel Raum zum Verweilen. © Claudia Irle-Utsch
 Schmucker Stolz des Heimat- und Verschönerungsvereins: der „Öalcher Backes“.
 Schmucker Stolz des Heimat- und Verschönerungsvereins: der „Öalcher Backes“. © Claudia Irle-Utsch

+++Die Lokalredaktion Siegen ist auch bei Facebook!+++