Siegen/Wilnsdorf. Ende September hat die Großbäckerei Koch ihren Betrieb eingestellt. Nun hat die Bäckerei Hafer die Filialen in Siegen und Umgebung übernommen.

Es fing alles mit einer Liebe in der Berufsschule an: „Da haben sich meine Eltern 1978 kennengelernt“, erzählt Hanna Hafer. Sie kamen zusammen, in Dreis-Tiefenbach eröffneten Carmen und Joachim Hafer nach Ausbildung und Bäckermeister ihre erste Bäckereifiliale. Seit Jahrzehnten gibt es nun die Bäckerei Hafer – nur die Namen änderten sich. Im Jahr 2000 wurde daraus „Spar SB Back“, später dann Hafer-Back. In den nächsten Jahren wird es nun auch eine neue Chefin geben: „Viele Mitarbeiter kennen mich noch, als ich im Maxi-Cosi auf der Theke stand“, erzählt Hanna Hafer und lacht. Gemeinsam mit ihren Eltern richtet sie Hafer-Back nun neu aus. Am Freitag, 9. September, hat eine weitere Filiale am Bahnhof in Siegen eröffnet.

Die Neuausrichtung von Hafer-Back: Was dahinter steckt

Viele kennen Hafer-Back aus den Spar-SB-Back-Zeiten: Das Selbstbedienungskonzept (SB) sei das siebte in ganz Deutschland gewesen, so Hanna Hafer. Damit habe man eine Marke gesetzt, die sich in den Köpfen der Menschen verfestigt habe. Schnell wurde der Spar-SB-Back von vielen aber auch als „Billigbäcker“ abgestempelt. „Ein Billigbäcker waren wir nie“, betont Hanna Hafer.

Hanna Hafer streckt ein paar der Snacks entgegen, die es auch in Siegen bei Hafer-Back geben wird.
Hanna Hafer streckt ein paar der Snacks entgegen, die es auch in Siegen bei Hafer-Back geben wird. © WP | Ina Carolin Pfau

Auch ihre Eltern hätten schnell gemerkt, dass sie nicht die SB-Sparbäcker seien. „Sie lieben ihr Handwerk.“ Dennoch: Das SB-Konzept funktionierte – gerade in den 2000ern hätten viele die „Geiz ist geil“-Einstellung gehabt, die von einem großen Elektroanbieter propagiert wurde, berichtet Hanna Hafer. Irgendwann kam der Zeitpunkt, da war das Konzept überlaufen.

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Natürlich seien Veränderungsprozesse immer schwierig, erklärt Hanna Hafer, weil sie zwar häufig mit Lust, aber auch mit Angst verbunden sein. „Am Ende sind aber immer alle dankbar“, so ihre Erfahrung. Der Familienbetrieb habe sich einfach gefragt, wer sie sein wollten. „Wir leben das Handwerk, lieben gutes Brot und möchten genau das zeigen“, steht es in einem Flyer der Hafer-Back Stube nun geschrieben. Allein das Wort Stube stehe schon für Handwerk, so die studierte Betriebswirtin. Sie brennt für ihren Familienbetrieb: „Ich bin seit klein auf mit dabei und Papa und ich arbeiten sehr gut als Team zusammen.“ Er habe „wahnsinnig viel Erfahrung“, sie setze den Fokus auf Innovation und Digitalisierung.

Hafer-Back eröffnet Filiale in Siegen: Das wird es dort geben und so soll sie aussehen

Im März 2022 hat nun eine modernisierte „Hafer-Back Stube“ im Einkaufszentrum in Wilnsdorf aufgemacht. Sie ist Vorbild für die neue Filiale im ehemaligen „Bienenstich“-Café am Siegener Bahnhof. Der Umbau des Standortes in Wilnsdorf dauerte nur wenige Tage – bis das Konzept dafür aber stand, waren viel Energie und Ideen nötig. Eineinhalb Jahre habe das Team daran gearbeitet, erzählt Hanna Hafer.

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Es hat sich mehr als gelohnt: Die neue Wilnsdorfer Hafer-Back Stube lässt nicht vermuten, dass es überhaupt einmal eine Beziehung zum Spar SB Back gab. Sie ist modern, gemütlich und die Kunden fühlen sich willkommen geheißen. Genauso gut soll nun auch die Siegener „Stube“ aussehen. „Es wird alles eine Nummer größer, es gibt mehr Sitzplätze und mehr Laufkundschaft“, betont Hanna Hafer. 150 Quadratmeter groß ist der Siegener Laden, 20 Sitzplätze sollen dort zur Verfügung stehen. Natürlich wird es auch dort ein großes Brotregal geben. „Wir sind stolz auf unser Brotsortiment“, sagt Hanna Hafer. „Jedes Brot ist per Hand gewirkt.“

So ähnlich wie in der Hafer-Back Stube in Wilnsdorf soll bald auch der Innenraum der neuen Filiale in Siegen aussehen. 
So ähnlich wie in der Hafer-Back Stube in Wilnsdorf soll bald auch der Innenraum der neuen Filiale in Siegen aussehen.  © WP | Ina Carolin Pfau

Auch ein breites Snack-Sortiment, Feinbackwaren, Kuchen und Fair-Trade-Kaffe soll es in Siegen geben, zählt Hanna Hafer auf. Es werden gemütliche Sitzecken wie in Wilnsdorf geschaffen. „Wir bewegen uns auch von der Selbstbedienung zurück an die Verkaufstheke“, betont Hanna Hafer. Mit Bedienungen wird das Einkaufen persönlicher. Das Feedback zur neuen Filiale in Wilnsdorf sei „gigantisch“, so Hanna Hafer. Sie hofft, dass die neue Siegener Filiale ebenfalls für so viel Begeisterung sorgt.

Hafer-Back aus Netphen: Darum stellt sich das Unternehmen neu auf

Im Oktober wird Hafer-Back auch die Bäckerei Koch mit ihren noch drei bestehenden Standorten im Siegerland übernehmen. 17 Filialen zählt dann das Unternehmen. „Wir wollen auch in der Spanne von 15 bis 20 Filialen bleiben“, so Hanna Hafer.

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Eine tiefgreifende Änderung für das Unternehmen steht im nächsten Monat an: „Ab 1. Oktober wollen wir aus der Nachtarbeit raus“, sagt die Jungunternehmerin. Das soll den Betrieb auch bei der Nachwuchs- und Fachkräftegewinnung nach vorne bringen. „Wir produzieren dann am Tag.“

Nachhaltiges Denken

Was bei Hafer-Back übrig bleibt, wird zu Futtermittel für Tiere verarbeitet. „Manches wird auch Paniermehl“, sagt Hanna Hafer.

Zukünftig möchte Hafer-Back auch eine eigene Photovoltaik-Anlage auf dem Dach ihrer Backstube in Netphen errichten. „Die Tagesproduktion ist dahingehend super“, betont Hanna Hafer. Generell wolle der Betrieb ganz im Sinne der Nachhaltigkeit darauf achten, „der Umwelt etwas zurückzugeben.“

Das funktioniere, weil man den Teig eh 16 Stunden ruhen lassen müsse, erläutert Hanna Hafer. „Die Brötchen können über Nacht liegen.“ Gegen drei oder vier Uhr könne man mit dem Backen beginnen. „Dann fangen mache zwischen zwei und drei Uhr an, der Großteil aber erst um fünf.“

Hafer-Back in Siegen und Umgebung: Das sind die neuen Probleme

Die Neuaufstellung bei den Arbeitszeiten könnte den Betrieb für Fachkräfte nun deutlich attraktiver machen – doch es bleiben Energie- und Gaskrise sowie steigende Lebensmittelpreise. „Bäckereien sind super wichtig für die deutsche Wirtschaft“, unterstreicht Hanna Hafer. Kostensteigerungen könne man aber nur bedingt an den Kunden weitergeben. „Das ist ein ganz, ganz schmaler Grad.“

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Bei Hafer-Back wird mit Gas gebacken, erzählt die zukünftige Hafer-Back-Chefin. Die Gaskrise wird selbstverständlich auch an dem Netphener Unternehmen nicht vorbeigehen. „Man muss es beobachten“, so die gelernte Bäckereifachverkäuferin. Doch ausbremsen lassen sie und ihr Team sich davon längst nicht. Hanna Hafer betont: „Hier kann ich in meiner Familie etwas zusammen kreieren. Handwerk ist einfach toll.“

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