Siegen. Die hohen Preise für Speiseöl treffen die Gastronomie hart, im Großhandel wird es rationiert. Besonders Imbissbuden sind auf das Öl angewiesen.
Die Falafeln schmatzen in der Fritteuse – so werden sie traditionell zubereitet, damit sie knusprig werden. Said Hassoun, Mitarbeiter im „Troja Döner Deluxe“ in Siegen, hebt den Frittierkorb aus der Fritteuse, um zu überprüfen, wie weit die Falafeln schon sind. Noch ist für ihn das Frittieren kein Problem – doch auch er spürt bereits die Auswirkungen des Mangels an Speiseöl. „Gestern war ich in der Metro. Da durfte ich nur einen Karton Frittieröl mitnehmen“, so Said Hassoun. Haben 10 Kilogramm Frittenöl früher noch 13 Euro gekostet, seien es mittlerweile 26 Euro. Ein Problem für viele Siegener Gastronomen.
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„Die Preisanstiege waren schon vor dem Krieg da“, bestätigt Jonas Bellebaum, Geschäftsführer des „Frittenglück“ in Koblenz. Das Problem sei nun die Knappheit an Frittieröl. Und es ist eben so, dass die Gastronomen mit der Situation nicht so flexibel umgehen können, wie Privatpersonen, die vor leeren Supermarktregalen stehen.
Knappheit durch Hamsterkäufe
Hauke Hebel, „Frittenglück“-Geschäftsführer in Siegen, sieht auch genau da die Ursache für das Gastronomie-Problem. Die Hamsterkäufe in den Supermärkten erschweren es allen Beteiligten (wir berichteten). Jonas Hellebaum stimmt zu: „Wenn die Leute das Doppelte und Dreifache kaufen, ist halt irgendwann das Regal leer.“ Würden die Leute 50 Flaschen Öl horten, sei das nur eine Frage der Zeit.
Auch der Siegener Lars Martin, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der Dehoga Westfalen, beobachtet: „Es ist nicht zu wenig Öl da, wir haben einfach alle gleichzeitig gekauft.“ Und der Großhandel komme mit der Lieferung nicht mehr nach. Deshalb herrsche vorübergehend die Knappheit in den Regalen.
Lösung für das Lieferproblem: Rückkehr zum normalen Kaufverhalten
Dieser Mangel habe „sich jetzt auf die Preise niedergeschlagen.“ Lars Martin rechnet aber damit, dass der Handel mit der Lieferung von Speiseöl wieder nachkommen und sich die Situation wieder entspannen werde. Er spricht von einer „selbsterfüllenden Prophezeiung“, an der die Medien, seiner Ansicht nach, einen entscheidenden Anteil haben: Die Menschen kaufen genau das in großen Mengen, von denen berichtet werde, sie seien knapp. Die Lösung müsse von den Kunden im Supermarkt kommen. Würden sie nicht zum normalen Kaufverhalten zurückkehren, werde es langfristig für die Gastronomie zum Problem: „Im professionellen Bereich wird es schwer, umzustellen.“
Anbau und Export
Die Ukraine ist laut Verband der Ölsaatenverarbeitenden Industrie in Deutschland (OVID) mit 51 Prozent des weltweit produzierten Sonnenblumenöls der größte Exporteur von Sonnenblumenöl.Deutschland deckt seinen Bedarf an Sonnenblumenöl zu 94 Prozent aus Importen. Nur sechs Prozent stammt aus heimischem Anbau.
Wie die Restaurants und Imbisse mit dieser Situation zurecht kommen, hänge von einigen Faktoren ab: „Es gibt Betriebe, die haben langfristige Lieferverträge und es gibt die, die stehen regelmäßig im Großhandel“, erklärt Lars Martin. Wer einen laufenden Liefervertrag habe, sei in der aktuellen Situation zwar im Vorteil, doch diese „machen unflexibel“, sagt der Siegener. Der größte Teil der Imbisse habe solche Verträge aber nicht, sie „decken sich meist über den Großhandel ein“.
Bratkartoffeln statt Pommes
Auch sei es ihnen nicht so einfach möglich, mit dieser Situation umzugehen, wie es Restaurants können. Sie hätten die Option, sagt Lars Martin, die Speisekarte umzustellen, zum Beispiel auf Steak mit Bratkartoffeln statt mit Pommes auszuweichen. Dass ein namhafter Gastronomiebetrieb wie das „Gaffel“ am Kölner Dom die Pommes von der Speisekarte nehme und durch Bratkartoffeln ersetze, hänge mit der Größe des Brauhauses zusammen, erläutert Jonas Bellebaum. Viel Öl bedeute einen hohen Kostenaufwand.
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„Noch ist es nicht kritisch“, sagt Jonas Bellebaum. Er zieht die Möglichkeit in Betracht, auf alternatives Öl umzusteigen: Erdnussöl sei zwar etwas teurer als das Sonnenblumenöl, lasse sich zum Frittieren aber ebenfalls verwenden. Diese Perspektive sieht Said Hassoun für das Troja Döner Deluxe nicht. Auch der generelle Preisanstieg der Lebensmittel mache dem Imbiss zu schaffen: „Das ist schlecht für uns, wir können mit den Preisen nicht so hoch gehen.“
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