Achenbach. Enorme Leistung der Ehrenamtlichen: Nach Unterbringung kommt Integration der Ukrainer in ihr neues Zuhause auf Zeit. Sparkasse Siegen unterstützt
Nach dem Willkommen steht die Integration, auch wenn es Heimat auf Zeit ist. Die Zahl der Flüchtenden aus der Ukraine hat deutlich nachgelassen, was keineswegs bedeutet, dass der Heimatverein Achenbach weniger zu tun hat. Im Gegenteil: Mehr als 1400 Menschen, die vor dem Krieg aus der Ukraine geflohen sind, haben die Ehrenamtlichen aus Achenbach mit Wohnraum versorgt, „wir sind langsam am Limit“, sagt Vorsitzender Günther Langer. „Aber wir schaffen es immer noch“, betont er: Deutschkurse, Frauentreff, Kinderbetreuung.
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„Hier zeigt sich, was das Ehrenamt in unserer Gesellschaft leisten kann“, lobt Günter Zimmermann, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Siegen. Das wolle man unterstützen: 10.000 Euro bewilligt die Sparkasse dem Heimatverein aus einem Sondertopf für Flüchtlingsarbeit in der Region.
Die freien Wohnungen für Ukrainer in Siegen und dem Siegerland werden knapp
Längst nicht mehr muss der Strom der Ankommenden auf Feldbetten im Heimathaus erstuntergebracht werden, erzählt Günther Langer. Die Geflüchteten beziehen direkt den Wohnraum, den der Heimatverein organisiert, „sonst schaffen wir das gar nicht mehr.“ Der freie Wohnraum im Siegerland, zu Kriegsbeginn noch überraschend reichlich vorhanden, gehe inzwischen zur Neige, die Ehrenamtlichen fahren bis Gummersbach und Gießen, schildert der Vorsitzende. Inklusive Möbel, Küchen, Geschirr, Kleidung, das läuft nach wie vor.
Vor Ort stattdessen mehr Integrationsarbeit. „Vor allem viele Kinder sind traumatisiert“, sagt Langer, dazu die Doppelbelastung der zwei Schulen – hier und online in der Ukraine –, Ungewissheit, Angst, Trauer rund um die Situation ihrer Angehörigen, die daheim geblieben sind. Immer mehr halten es nicht mehr aus, haben Heimweh, auch wenn das Risiko zu Hause immer noch da ist. „Es sollte niemand hoffen, dass die Ukrainer länger bleiben und dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen“, so Langers Erfahrung, sie wollen ihr eigenes Land wieder aufbauen. Gleichwohl: Der Heimatverein konnte bislang 200 Personen in Arbeit vermitteln.
Wenn Siegen-Achenbach Dorffest feiert, feiern die Ukrainer natürlich mit
Andere sind seit Monaten unterwegs, kommen jetzt erst an. Gerade erst eine Gruppe, die von Russen verschleppt worden und zu Fuß gen Westen aufgebrochen war. Günther Langer erzählt von einem Jungen, der in Achenbach jeden Rasen mäht, den er finden kann, um dem Papa an der Front etwas Geld schicken zu können.
Die Achenbacher tun, was sie können, um die Fremden, die sehr oft zu Freunden geworden sind, zu unterstützen. Der Jugendraum im Untergeschoss des Sozialkaufhauses auf dem Heidenberg wurde umgestaltet, damit Frauen dort einen geschützten Rückzugsort haben; ein pensionierter Gymnasialdirektor mit Russischkenntnissen bietet Deutschkurse an, ein Ehrenamtlicher hilft tagein tagaus bei Jobcenter-Anträgen, Dieter Solms organisiert Wanderungen durch die neue Heimat auf Zeit. Die Geflüchteten helfen und feiern mit, wenn Achenbach auf einen Rutsch 40 Jahre Heimatverein, 60 Jahre Schützenverein und 100 Jahre Hilfe am Grab feiert. Langer: „In der Zeit, in der sie hier sind, wollen wir ihnen eine gute Heimat im Siegerland bieten.“
Hilfe für die Ukraine kostet die Siegener Ehrenamtlichen Kraft – und schweißt zusammen
Das kostet auch die Ehrenamtlichen Kraft, ohne die Unterstützung von Firmen oder wie jetzt der Sparkasse wäre es noch schwerer. „Der Krieg wird noch dauern“, prognostiziert der Vereinsvorsitzende, „auch die Helfer müssen durchhalten, die Strukturen müssen bleiben.“ Aber es schweißt sie auch zusammen. Nicht nur in Achenbach. Mancher Heimatverein, der kurz vor der Auflösung stand, habe sich an die Achenbacher gewandt, um Anschubhilfe gebeten, habe sich durch die Ukraine-Hilfe quasi selbst wieder zum Leben erweckt, erzählt Günther Langer: „Die Menschen melden sich wieder und wollen gerne helfen.“ Die unschätzbar wichtige Arbeit der Heimatvereine erhalte neuen Schub.
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Die Sparkasse habe diese Entwicklung im Siegerland seit Kriegsausbruch intensiv verfolgt und begleitet, sagt Günter Zimmermann: Das Ehrenamt bei seiner Arbeit zu begleiten, sei wichtige Aufgabe des Instituts, betont der stellvertretende Vorstandsvorsitzende. „Ohne dieses bewundernswerte Engagement hätte das alles nicht funktioniert. Da zeigt sich, was unsere Gesellschaft leisten kann.“ Daher habe man sich – neben pragmatischer Hilfe für die Geflüchteten, etwa bei Kontoeröffnungen ohne Ausweispapiere – entschieden, einen Sondertopf mit 100.000 Euro für Flüchtlingsarbeit zusätzlich zu den regulären Sparkassen-Spenden für Vereine aufzulegen. Ausdrücklich nicht nur für die Ukraine-Hilfe: „Wer aus Kriegsgebieten kommt, dem muss man auch helfen.“