Siegen. Das Kabarett hat Christa Weigand an den Nagel gehängt. Nun hat sie in Siegen einen Laden eröffnet und verkauft dort selbst kreierte Taschen.
Ihr Laden in der Siegener Oberstadt ist liebevoll eingerichtet. Ein besonderer Blickfang ist eine massive Tischler-Werkbank. „Die habe ich schon immer als Prachtstück und Verkaufstheke in meinem Laden haben wollen“, sagt Christa Weigand. Sie hat sie dank Ebay-Kleinanzeigen in einem Bergdorf in der Nähe von Salzburg entdeckt und mit Freunden über 850 Kilometer in ihren neuen Taschenladen in die Löhrstraße in Siegen transportiert. Ebenso wie eine andere Bank, die ein Frankfurter Freund in Mannheim aufgetan und ins Siegerland gebracht hat. Auch der Siegerländer Bauernschrank hinter der Verkaufstheke ist ein absoluter Hingucker. „Ich habe viele liebe Helfer, die mich unterstützt haben. Sonst hätte ich das alles nicht geschafft“, sagt Christa Weigand über ihren Neustart.
Der Beginn
Denn in Christa Weigand, die jahrzehntelang als Kabarettistin in ihre Bühnenrollen der geschwätzigen Ursel und des knurzigen Artur schlüpfte und gemeinsam mit ihrem Partner Bernd Michael Genähr in unzähligen Vorstellungen Tausende von Menschen zum Lachen brachte, wuchs und reifte vor zwei Jahren die Idee, nach ihrem Abschied von der Bühne ins kreative Handwerk zu wechseln. Mit Handytaschen aus Bastelfilz fing sie an, später kamen Taschen und Rucksäcke hinzu. Alles Unikate, selbst entworfen und hergestellt auf robusten Nähmaschinen auf dem großen Tisch im Esszimmer ihrer Wohnung in Altenwenden. Später verlegte sie ihre Werkstatt in ein Nebenzimmer.
Es war ein langer Prozess, bis ihre Produkte reif für den Verkauf waren. Der lief über ihren Online-Shop und zeitweise auch in der Alpha Buchhandlung am Kölner Tor. Christa Weigand weiß aber auch: „Kunden wollen eine Tasche oder Rucksack riechen, fühlen, ausprobieren, damit in Verbindung treten. Das kann ein Online-Shop nicht leisten.“ Folglich gingen die Umsätze mit der Zeit zurück.
Eine Fortsetzungsgeschichte
Freunde brachten Christa Weigand auf die Idee, Produktion und Verkauf ihrer Kreationen zusammenzulegen und konnten ihr auch ein Ladenlokal vorschlagen. Zentral im oberen Teil der Löhrstraße, direkt gegenüber der Alten Poststraße. Ursprünglich war hier einmal die katholische Buchhandlung „Die Insel“ zu Hause. Christa Weigand ging hin und wusste sofort: „Das isser!“ Sie besuchte Seminare, stellte Business-Pläne auf und fragte sich: Lohnt sich das, schaffst du das, kannst du das finanzieren?
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Da kam die KfW-Bank ins Spiel, die Neugründungen angeblich so gerne unterstützt. Aber die Bank setzt bei den Gründern eine Altersgrenze von 55 Jahren. Und die hat Christa Weigand nun mal überschritten. Doch sie hat gute Freundinnen, die ihr finanziell unter die Arme griffen, und kompetente Berater: Etwa die IHK, die ihre Pläne prüften und ihr rieten: „Machen Sie es!“ Offiziell ist sie nun Kammermitglied als Täschner- und Sattlerin. Auch das Gründerwerk der Sparkasse stand ihr mit Rat und Tat zur Seite, dazu ihr Freundeskreis und auch ihre betagten Eltern.
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„Alles, was ich mit Energie und Leidenschaft angepackt habe, ist mir immer gelungen“, sagt Christa Weigand, „ich freue mich auf die Momente, in denen ich in die Welt des Nähens eintauchen kann.“ Die Rohprodukte ihrer Handwerkskunst wählt Christa Weigand sorgfältig aus: Sie verwendet ausschließlich Premium-Stoffe, kauft Leder bei einem Spezialisten in Duisburg und bezieht Merino-Wollfilz von einer Manufaktur in Bayern.
Die Pläne
Christa Weigand möchte ihren geräumigen Laden vielseitig nutzen: Für Gastausstellungen von Fotokünstlern und Malern, für Lesungen und Musik. Und nach wie vor wird sie auch als Theatertherapeutin und Coach arbeiten. „Ich erlebe hier eine besondere Form von Glück, habe durch diese Arbeit zu mir selbst gefunden.“ Besser kann man eine späte Veränderung in seinem Leben nicht beschreiben.
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Christa Weigand eröffnet ihren Laden in der Löhrstraße am Freitag, 5. August, um 15 Uhr. Geschäftszeiten: dienstags bis freitags 10 bis 13 Uhr und 14 bis 18 Uhr, samstags 10 bis 14 Uhr.