Wilnsdorf. Shoppen ist in Wilnsdorf nicht attraktiv genug, so das Ergebnis von Gutachtern. Sie haben aber einige Ideen, wie sich das ändern lassen würde.

Die Wilnsdorfer verdienen gut, besser als die Einwohner in Nachbarkommunen und im Bundesdurchschnitt. Die 144,9 Millionen Euro Einzelhandelskaufkraft bleiben jedoch noch zur Hälfte in der Gemeinde – am ehesten noch bei Lebensmitteln und anderem kurzfristigen Bedarf (65 Prozent), weniger bei mittelfristigem Bedarf (60 Prozent), wobei Bekleidung mit 69 Prozent, Schuhe mit 74 Prozent, Pflanzen und Gartenbedarf mit 91 Prozent und Baumarkt mit 86 Prozent die Wilnsdorfer Einkaufsbudgets am besten binden. Beim langfristigen Bedarf gelingt das nur noch mit sechs Prozent - Möbel und Elektrogeräte, Teppiche und Bettwäsche werden woanders gekauft.

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Die Bestandsaufnahme

Und daran wird sich auch nichts ändern, stellen die Gutachter für das neue Einzelhandelskonzept fest. Siegen, Haiger und Neunkirchen konkurrieren mit ihrem Angebot, und natürlich der Online-Handel. Hinzukommt, dass mehr Wilnsdorfer zu auswärtigen Arbeitsplätzen auspendeln, als Einwohner anderer Kommunen zum Arbeiten nach Wilnsdorf kommen. Dennoch: Auch im Bereich des kurzfristigen Bedarfs fließe zu viel Kaufkraft ab, heißt es in dem Konzept. Bei Lebensmittteln und Drogeriewaren erfülle Wilnsdorf seinen Versorgungsauftrag „nicht vollumfänglich“. Der Spitzenwert von 92 Prozent Kaufkraftbindung wird nur bei Blumen erreicht.

Die Wilnsdorfer Ortsmitte könnte noch eine Drogerie und ein Schreibwaren- und Buchgeschäft vertragen, meinen die Gutachter des Einzelhandelskonzepts.
Die Wilnsdorfer Ortsmitte könnte noch eine Drogerie und ein Schreibwaren- und Buchgeschäft vertragen, meinen die Gutachter des Einzelhandelskonzepts. © www.blossey.eu | Hans Blossey

„Begründbare Entwicklungsperspektiven“ sehen die Gutachter „insbesondere in den Warengruppen Nahrungs- und Genussmittel, Zeitungen/Zeitschriften/Bücher, Spielwaren/Basteln/Hobby/Musikinstrumente und Sportartikel/Fahrräder/Camping. Konkret genannt werden die Vergrößerung der Lebensmittelmärkte, ein neues Drogeriefachgeschäft und ein „kleiner Fachmarkt“ für Papier, Büro, Schreibwaren, Bücher, Zeitungen und Zeitschriften.

Für jeden der rund 20.000 Einwohner stehen – rein statistisch – 0,37 Quadratmeter Lebensmittel-Verkaufsfläche zur Verfügung, im Bundesdurchschnitt sind es 0,41 Quadratmeter. Die Flächen verteilen sich auf fünf Supermärkte, zwei Discounter, vier Getränkemärkte und 28 weitere Verkaufsstellen einschließlich Hofläden und Tankstellen. Damit bestehe eine „gute räumliche Nahversorgung“, allerdings bei Defiziten in Anzhausen, Flammersbach, Gernsdorf, Oberdielfen, Rinsdorf und Wilden.

Die Verkaufsflächen der Lebensmittelmärkte seien kleiner als im Bundesdurchschnitt. „Hinsichtlich der Marktauftritte der Lebensmittelvollsortimenter und Lebensmitteldiscounter werden deutliche Optimierungsbedarfe ersichtlich.“ Insgesamt gibt es in Wilnsdorf 66 Einzelhandelsgeschäfte mit zusammen 23.600 Quadratmetern Verkaufsfläche.

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Die Standorte

Für die Zukunft sieht das Einzelhandelskonzept, das noch bis Freitag, 29. Juli, öffentlich ausliegt, die Ortsmitte Wilnsdorf als zentralen Versorgungsbereich und in Rudersdorf ein Nahversorgungszentrum“.

Wilnsdorf: Der zentrale Versorgungsbereich umfasst neben dem Einkaufszentrum mit Rathaus auch die Hagener Straße bis zum Bekleidungshaus Bruno Kleine und dem Schuhhaus Schreiber. Das Konzept betont die Bedeutung „zentrenergänzender Funktionen“ wie Praxen und Dienstleistungen. „Insbesondere im Hinblick auf Gastronomiebetriebe besteht aktuell ein vergleichsweise geringes Angebot. Dieses ist weiter ausbaufähig.“ Angestrebt werden sollte „eine Weiterentwicklung der Funktionsmischung aus Einzelhandel,Gastronomie und Dienstleistung ergänzt durch Wohnen“. Dazu könnten vorhandene Flächen umgenutzt oder erweitert werden. Attraktiver Rahmen dafür sei ein „ausgewogener Mix aus Freizeit-, Kultur- und Erholungsangeboten mit hohen Aufenthaltsqualitäten“.

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Rudersdorf: Fünf Geschäfte an der Dillenburger Straße, vorneweg Rewe und Penny, sind Nahversorgungszentrum für Anzhausen, Gernsdorf und Rudersdorf. Befragte Passanten vermissen Gastronomie und eine gute Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr. Die Gutachter empfehlen eine Modernisierung der Lebensmittelmärkte und „eine Verbesserung der Aufenthaltsqualität in dem eher funktional geprägten Zentrum“.

Ortsmitte Niederdielfen: Der Rewe-Markt am Lindenplatz (rechts) kann sich nicht erweitern.
Ortsmitte Niederdielfen: Der Rewe-Markt am Lindenplatz (rechts) kann sich nicht erweitern. © Gemeinde Wilnsdorf | Gemeinde Wilnsdorf

Niederdielfen: Das Gutachten empfiehlt, die Verlagerung und Erweiterung des Rewe-Markts zu prüfen – vom Lindenplatz zu dem jetzigen Getränkemarkt an der Siegener Straße, wo sich in der Nachbarschaft bereits eine Metzgerei, eine Tankstelle und ein Fachgeschäft für zoologischen Bedarf befinden. Der Nahversorgungsstandort Niederdielfen-West würde dann Niederdielfen-Ost ablösen. Eine Erweiterungsmöglichkeit am jetzigen Standort hat der Rewe-Markt nicht. In Niederdielfen gehen auch Kunden aus Oberdielfen und Flammersbach einkaufen.

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Obersdorf: Dem Rewe-Markt empfiehlt das Einzelhandelskonzept eine eine „marktadäquate Aufstellung“. Die Verkaufsfläche sei unterdurchschnittlich klein, das Erscheinungsbild nicht modern.

Wilgersdorf: Auch hier raten die Gutachter zur „marktadäquaten Aufstellung“ des Rewe-Marktes.

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