Kreuztal. Carolin Flender designt und verkauft moderne Stillkleidung unter dem Namen „Charlotte hat Durst“. Sie möchte Müttern ein gutes Gefühl geben.

Carolin Flender geht nach der Geburt ihres dritten Kindes das erste Mal wieder auf eine Feier. „Da wollte ich gut aussehen und natürlich mein Baby mitnehmen“, sagt die 36-Jährige. Sie möchte nicht „in einem gepunkteten Wickeloberteil oder Slim-Fit-Alptraum rumlaufen“. Die Kreuztalerin will sich so zeigen, wie sie immer war. Sportlich und lässig gekleidet, modisch, aber ohne viel Chichi. „Wenn man ein Kind kriegt, dreht sich alles um das Kind und alles ändert sich“, sagt sie. Trotzdem sollen ihre Mitmenschen bei der Feier nur sie sehen. Gleichzeitig muss ihre Kleidung so flexibel sein, dass sie ihre Tochter Stillen kann. Weil sie auch nach der dritten Schwangerschaft keine moderne Stillkleidung findet, designt sie sie kurzerhand selbst: „Charlotte hat Durst“ entsteht. „Mit der Kollektion habe ich mir meinen Traum erfüllt“, sagt Carolin Flender.

Kreuztal: „Anna und Oskar“ und „Charlotte hat Durst“ setzen auf Nachhaltigkeit

Bei der Produktion konnte sie bereits auf ein Netzwerk in der Textilbranche zurückgreifen: Seit 2017 verkauft sie Wickelrucksäcke für Eltern unter ihrer Marke „Anna und Oskar“. Nach und nach kam immer mehr dazu: Windeltaschen, Kinderrucksäcke und vieles mehr. Jetzt hat Carolin Flender mit der Stillkleidung„Charlotte hat Durst“ den nächsten Schritt gewagt und gleichzeitig etwas völlig Neues abseits der Rucksäcke.

Mit der Herstellung von Wickelrucksäcken für Erwachsene hat bei „Anna und Oskar“ in Kreuztal alles angefangen. Mittlerweile ist das Sortiment größer.
Mit der Herstellung von Wickelrucksäcken für Erwachsene hat bei „Anna und Oskar“ in Kreuztal alles angefangen. Mittlerweile ist das Sortiment größer. © WP | Ina Carolin Lisiewicz

„Ich habe das Rad nicht neu erfunden“, betont sie. Stillkleidung mit Reißverschlüssen an den Seiten für die Stillöffnung gäbe es auch von anderen Anbietern. Nur nachhaltige Stillkleidung ist nicht so weit verbreitet, wie man in der heutigen Zeit vielleicht denken könnte. Für Carolin Flender war klar, dass sie keine „Fast Fashion“ (schnelle Mode) produzieren möchte. „Unsere Stillkleidung ist fair und nachhaltig“, betont sie. Sie lässt sie in einer kleinen Näherei in Portugal aus Bio-Stoffen produzieren.

Kreuztal: „Charlotte hat Durst“-Kollektion besteht hauptsächlich aus Bio-Baumwolle

Carolin Flenders Stillkleidung kommt ohne doppelte Lagen aus und besteht hauptsächlich aus Bio-Baumwolle, wodurch die Trägerinnen nicht so schnell schwitzen. Sie sollen das Kleidungsstück am besten direkt von der Wäscheleine abhängen und dann anziehen können. Praktisch, bequem und zugleich modisch ist die Kollektion von Carolin Flender. Neben Stillshirts in unterschiedlichen Farben bietet sie bislang einen Sweater mit Stillöffnung und ein Stillkleid an. Das Design der Kleidung bestimmt sie selbst. Dabei orientiert sie sich an den Kleidungsstücken, die ihr selbst gefallen. „Dann nehme ich mir das IPad und den Stift und male rum.“

Die ersten 100 Rucksäcke selbst genäht

Carolin Flender begann mit „Anna und Oskar“ und der Produktion von Wickelrucksäcken, weil sie mit der damaligen Auswahl am Markt nicht zufrieden war. „Dann habe ich die Rucksäcke einfach selbst genäht und entworfen“, sagt sie. Das Nähen brachte sie sich durch das Anschauen von Youtube-Videos bei.

„Die ersten 100 Rucksäcke habe ich selbst genäht“, sagt Carolin Flender. Da „Anna und Oskar“ dann immer erfolgreicher wurde, suchte sie sich schließlich eine Näherei in Deutschland, die nun die „Anna und Oskar“-Stücke fertigt.

Carolin Flender entwirft nur Kleidung, die sie auch selbst trägt oder tragen würde. Oft sei Stillkleidung „sehr verspielt“, Blumen- und Pünktchenmuster sowie Rüschen sind nicht selten. All das gibt es bei „Charlotte hat Durst“ nicht. Keine Frau soll sich verbiegen müssen, weil sie nicht der Typ für Rüschen und Co. ist. Bei „Charlotte hat Durst“ soll das Kleidungsstück auch lange nach dem Stillen noch alltagstauglich sein.

Stillkleidung: „Ich möchte Müttern nach der Geburt das Gefühl geben: Du bist wichtig!“

„Ich möchte Müttern nach der Geburt das Gefühl geben: Du bist wichtig!“, sagt Carolin Flender. Ihr geht es um das „Empowerment“ (Selbstbestimmung) der Frauen. Auch als Mutter müsse man nicht alles unterordnen. „Wir wollen Müttern etwas geben, was es ganz wenig gibt“, sagt Carolin Flender. Moderne Mode, die das Stillen im Alltag unkompliziert macht. „Wenn ich irgendwohin komme, denkt niemand, dass ich drei Kinder habe“, sagt Carolin Flender, die selbst ein Stillshirt trägt. Die Reißverschlüsse an den Seiten fallen nicht unbedingt auf den ersten Blick auf, da sie mit Stoff verdeckt sind.

Der seitliche Reißverschluss der „Charlotte hat Durst“-Kleidungsstücke ermöglicht ein unkompliziertes Stillen im Alltag.
Der seitliche Reißverschluss der „Charlotte hat Durst“-Kleidungsstücke ermöglicht ein unkompliziertes Stillen im Alltag. © Anna und Oskar GmbH | Anna und Oskar GmbH

„Wenn ich stille, möchte ich nicht mein T-Shirt lüften“, betont Carolin Flender. „Früher habe ich Einladungen nicht angenommen, weil das mit dem Stillen schwierig geworden wäre.“ Oft sei das Stillen mit einem Akt des Ausziehens verbunden, zum Teil wird es von der Gesellschaft sogar tabuisiert. Vielen Frauen ist das Stillen daher unangenehm.

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Hinzu kommt, dass viele Stillende einen großen Busen und ein paar Kilos mehr auf den Hüften haben, als vor der Schwangerschaft. Schöne Kleidung kann ihnen ein Stück Sicherheit geben. Sie sollen sich wohlfühlen in ihrer Haut: „Ich möchte, dass meine Kleidung vorteilhaft ist“, betont Carolin Flender. Darum bietet sie ihre Stillkleidung von Größe 34 bis 50 an. „Gerade für Menschen, die größere Größen tragen, gibt es keine Stillkleidung“, sagt die Geschäftsführerin. Auch sie sollen sich hübsch fühlen können.

„Charlotte hat Durst“: So viel kostet die Stillkleidung von „Anna und Oskar“

Natürlich sorgt die nachhaltige Produktion für einen höheren Preis als in der „Fast Fashion“-Industrie. Das Stillkleid kostet 99 Euro, das günstigste Stillshirt 45 Euro. „Ich habe die Sachen so günstig angesetzt, dass ich sie nicht im Einzelhandel verkaufen kann“, sagt Carolin Flender. Daher verkauft sie die Stillkleidung ausschließlich in ihrem Online-Shop oder in ihrem Geschäft auf dem Roten Platz in Kreuztal.

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Ihr ist wichtig, dass sich jede Mutter ihre Kollektion leisten kann. Die meisten der „Charlotte hat Durst“- und „Anna und Oskar“-Kundinnen und Kunden kommen aus Großstädten wie Hamburg, München, Berlin und Wien. Viele werden auf Instagram oder im Netz auf das Sortiment aufmerksam.

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Als rauskam, dass Carolin Flender ein drittes Kind erwartet, war es auch die Instagram-Community, die rief: „Das Kind braucht ein eigenes Label!“ Ihre ersten zwei Kinder hat Carolin Flender bereits mit „Anna und Oskar“ verewigt. Und so war schnell der Name für die Stillkleidung gefunden. Charlotte heißt Carolin Flenders drittes Kind. Was wäre dann nicht passender als „Charlotte hat Durst“, dachte sich die junge Gründerin.

Mehr Informationen und einen Online-Shop gibt es unter www.anna-und-oskar.de. Aktuelle Neuigkeiten verkündet Carolin Flender auch auf dem Instagramkanal „annaundoskar“. Ihr Geschäft befindet sich in der Marburger Straße 9 in Kreuztal.

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