Drolshagen. Corona trifft die Hochzeitsbranche hart, spürt auch Hanna Clemens mit Brautmoden-Geschäft in Drolshagen. Wie sie sich ihren Optimismus bewahrt.
Hannah Clemens wollte expandieren, eine neue Mitarbeiterin einstellen und eine größere Auswahl in ihrem Laden „Lorelei – feine Kleider“ in Drolshagen anbieten. Alles lief super – doch dann kam Corona. „Die Pandemie hat der ganzen Hochzeitsbranche einen Schlag versetzt“, sagt die 33-Jährige. Und auch an ihr geht die Krise nicht spurlos vorbei. Doch deswegen gibt sie noch lange nicht auf: „Für mich kommt nichts anderes als mein Laden in Frage.“
Bereits im Jahr 2017 wagte Hannah Clemens den Schritt in die Selbstständigkeit. Sie veröffentlichte ihre erste Brautkleid-Kollektion und eröffnete den Showroom in Drolshagen. Auf den Namen „Lorelei – feine Kleider“ kam sie durch die berühmte Loreley-Sage. Mittlerweile stellt sie mit ihrer Mitarbeiterin Celine Hassel mehrere unterschiedliche Brautkleidermodelle her. Auf Wunsch werden sie auch individuell gefertigt.
„Mix and Match“ liegt im Trend
„Zurzeit verkaufen wir mehr Standesamt-Outfits als Brautkleider“, erzählt Hannah Clemens. Denn durch Corona hat sich das Einkaufsverhalten verändert: Nur noch wenige Frauen wollen große Roben mit Schleppe. Sie möchten in unsicheren Zeiten möglichst flexibel bleiben, ihr Kleid nicht nur auf der Hochzeit tragen.
Das ist für Hannah Clemens kein Problem: Sie verkauft in ihren Laden neben den klassischen Brautkleidern schon lange „Mix and Match“-Modelle: „Dabei handelt es sich um verschiedene Oberteile und Röcke, die miteinander kombiniert werden können. So kann man immer wieder neue Outfits entstehen lassen.“ In Corona-Zeiten ist die Nachfrage danach noch gestiegen. Oft kommt hier auch ein „Body“ zum Einsatz, der eng anliegt. Mit dem passenden Rock sieht er dann aus wie ein Kleid aus einem Guss.
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Ein „Mix and Match“-Modell kostet bei Hannah Clemens 300 Euro aufwärts, ein Brautkleid bewegt sich höchstens um die 1600 Euro. Die Kleidergröße reicht von einer 36 bis 50. Clemens achtet darauf, dass jeder ihre Kleider tragen und sich leisten kann. Wer ein Brautkleid erwerben möchte, sollte im Optimalfall ein halbes Jahr vorher nach Drolshagen kommen. „Wir sind aber auch im Notfall dazu imstande, ein Kleid innerhalb von vier Wochen zu nähen.“
Öffnen zwischen den Lockdowns
Gerne würde die Bekleidungstechnikerin wieder mehr große Roben verkaufen. Doch das ist in Corona-Zeiten schwierig. „Wir dürfen immer mal wieder zwischen den Lockdowns öffnen. Jetzt haben wir gerade wieder zu“, sagt Clemens resigniert. Dafür seien, als der Showroom geöffnet sein durfte, Kunden am laufenden Band da gewesen. „Jetzt sind gerade die Kommunionkinder traurig, weil wir eigentlich jetzt ihre Maße genommen hätten.“ Denn neben Brautmoden stellt Hannah Clemens auch Festtagskleider für diesen Anlass her.
Auch nach über einem Jahr Pandemie muss die Hochzeitsbranche weiterhin großes Durchhaltevermögen beweisen. „Im ersten Lockdown habe ich noch gedacht: Das gibt es gar nicht, dass mir verboten wird, zu arbeiten“, so Clemens. Mittlerweile hat sich eine gewisse Routine eingestellt. Gerne würde die Unternehmerin die Zeit für neue Kollektionen nutzen, aber auch sie muss mit ihrem Budget haushalten. Einige Kleider sind noch nicht abgeholt worden, weil die Hochzeiten in Corona-Zeiten häufig immer wieder verschoben werden müssen.
„Die Situation ist beklemmend“, sagt Hannah Clemens. Früher seien die Kundinnen sehr viel ausgelassener für die Brautkleidsuche in ihren Laden gekommen. „Jetzt sind sie oft nachdenklich gestimmt.“ Die Unsicherheit, ob die eigene Hochzeit überhaupt stattfinden kann, bewegt in Corona-Zeiten viele Bräute. Hannah Clemens fehlen die überschwänglichen Glücksgefühle im Laden. Alles läuft nur noch mit angezogener Handbremse. Auch Clemens Unternehmen „Lorelei – feine Kleider“ ist durch die Pandemie der Wind aus den Segeln genommen worden. „Alles stagniert und man weiß nicht, wohin das Ganze noch führt.“
Gerade Soloselbstständige sind von der Corona-Krise stark betroffen, Frauen noch einmal deutlich mehr als Männer. „Ich würde zu Corona-Zeiten nicht gründen wollen“, sagt Hannah Clemens. Dass sie damals „Lorelei – feine Kleider“ gegründet hat, bereut sie aber bis heute nicht. „Ich wollte meine eigene Chefin sein. Das ist mein Ding, so bin ich groß geworden.“ Auch viele ihrer Familienmitglieder seien selbstständig.
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Auch in der Krise bleibt sie zuversichtlich. Trotzdem ärgert sie sich, dass sie vom Staat nur die Soforthilfe im März 2020 bekommen hat. Danach nichts mehr. „Die Umsatzgrenzen sind für ein wachsendes Unternehmen Schwachsinn“, sagt sie. Außerdem fehlt ihr eine öffentliche Stelle, die genau sagt, was jetzt für sie als Brautausstatterin gilt. „Meistens habe ich mich einfach an Instagram orientiert und geguckt, was die anderen machen.“
Kleid aus Drolshagen im Fernsehen
Doch auch in der Krise gibt es sie: Die kleinen Lichtblicke, die umso stärker strahlen. „Vor kurzem wurde ein Kleid von mir bei der Vox-Sendung „Zwischen Tüll und Tränen“ verkauft“, erzählt Hannah Clemens stolz. Leider würde in der Sendung nicht gesagt, woher ein Kleid stamme. Aber Hannah Clemens weiß es. Sie erkennt ihre Kleider immer wieder, auch wenn sie sie auf Instagram auf anderen Kanälen als dem eigenen sieht.
Die Gründerin aus Drolshagen hat ihren eigenen Stil entwickelt: Jedes Kleid besticht durch Details, sei es durch eine besondere Knopfleiste oder weil die Kanten mit feiner Spitze abschließen. Bei 12 Händlern in ganz Deutschland können Kunden ihre Brautkleider mittlerweile erwerben – hinzu kommt der eigene Laden in Drolshagen.
Zurzeit versucht sie individuelle Lösungen für ihre Kunden zu finden. „Es ist doof, dass ich die Leute momentan nicht in den Laden lassen darf.“ Daher fährt sie auch einmal zu den Bräuten nach Hause. Vielleicht ist bald aber auch wieder Shoppen mit negativen Corona-Test möglich.
>>> Mit Unternehmen aus der Region zusammenarbeiten
Hannah Clemens ist es wichtig, in ihrem Laden auch mit anderen Unternehmen aus der Region zusammenarbeiten. So verkauft sie dort etwa den Schmuck von „Refined Bohemia“ aus Siegen und dekoriert das Geschäft mit den Blumen von „Anna Tews Dekoration und Design“ aus Wenden.
Der Showroom und das Atelier von „Lorelei – feine Kleider“ liegen in der Hagener Straße 74 in Drolshagen. Hannah Clemens ist erreichbar unter Tel. 02761/6972228 oder per E-Mail an hallo@lorelei-feinekleider.de.