Siegen. Viele Menschen haben sich in der Pandemie Haustiere angeschafft – und wollen sie nun wieder loswerden. Das verschärft die Lage im Tierheim Siegen.

Viele Menschen haben sich während der Pandemie ein Haustier angeschafft. Mit dem Wegfall der meisten Coronabeschränkungen verabschieden sich zahlreiche Besitzerinnen und Besitzer aber wieder von ihnen. Folglich ist auch die Nachfrage nach Tierheimplätzen gestiegen, die Kapazitäten reichen dafür aber oft nicht aus – betroffen ist auch das Tierheim Siegen.

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Besondere Auslastung gibt es laut Tobias Neumann, Leiter des Tierheims in Siegen, in den Hunde- und Kaninchenbereichen. Momentan leben etwa 35 bis 40 Hunde in der Einrichtung auf dem Heidenberg, was im Vergleich zu anderen Tierheimen „relativ wenig“ sei. Weitere 20 Hunde sind auf der sogenannten Abgabenliste: Das ist die Warteliste von Menschen, die ihre Hunde noch ins Tierheim bringen wollen. Die Bedingungen bei der Aufnahme von Hunden machen es schwierig, diese Nachfrage nach Plätze zu kompensieren. „Die Hunde müssen sich verstehen, um zusammen in einem Zimmer zu verweilen. Schwierige müssen sogar in ein leeres Zimmer“, erklärt Tobias Neumann.

Auch Mischlingshündin Pipax wurde vom Tierheim Siegen aufgenommen.
Auch Mischlingshündin Pipax wurde vom Tierheim Siegen aufgenommen. © Tierheim Siegen | Tierheim Siegen

Tierheim Siegen: Nachfrage nach Plätzen steigt – auch wegen voller Haustierpensionen

Der geplante Ausbau der Unterkünfte sei wegen Corona ins Stocken geraten. Probleme mit fehlenden Kapazitäten hätten aber auch andere Tierheime, sagt Tobias Neumann. Zudem müsse man Platz für Fundtiere freihalten. Bei Kaninchen wird die Suche nach einem neuen Zuhause zudem oft durch züchtungsbedingte Zahnfehlstellungen schwieriger.

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Auch die Nachfrage nach kurzfristigem Aufenthalt von Tieren sei gestiegen. Wegen voller Haustierpensionen weichen die Menschen auf das Tierheim aus. „Es gibt mehr Tiere, die eine Unterkunft suchen, egal ob kurz- oder langfristig“, beschreibt Tobias Neumann.

Tobias Neumann, Leiter des Tierheims Siegen, berichtet derzeit vor allem von vollen Hunde- und Kaninchenbereichen. In der Pandemie haben sich viele Leute Haustiere angeschafft, die sie nun wieder loswerden möchten.
Tobias Neumann, Leiter des Tierheims Siegen, berichtet derzeit vor allem von vollen Hunde- und Kaninchenbereichen. In der Pandemie haben sich viele Leute Haustiere angeschafft, die sie nun wieder loswerden möchten. © Verena Schlüter

Tierheim Siegen: Nachfrage nach jungen Hunden enorm – nach älteren dafür weniger

Auch während der vergangenen zwei Jahre war das Tierheim in Siegen natürlich nicht unbewohnt. Dabei sei aber nur die Nachfrage nach jungen, gesunden Tieren gestiegen. So hat das Tierheim auf sechs Welpen bis zu 1000 Anfragen erhalten. Aber „den achtjährigen Labrador möchten die Leute vielleicht nicht.“

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Viele Menschen hätten sich während der Pandemie Tiere über Onlineshops, eBay oder bei Züchtern besorgt – auch bei solchen, deren Methoden nicht einwandfrei sind. Diese Geschäfte seien sehr unsicher und der gehandelte Preis sei oft zu hoch. „Die Tiere waren danach zügig im Tierheim“, sagt Tobias Neumann.

Natürlich landen auch Katzen im Tierheim Siegen – Kater Mavis zum Beispiel.
Natürlich landen auch Katzen im Tierheim Siegen – Kater Mavis zum Beispiel. © Tierheim Siegen

Siegen: Hundebesitzer waren wegen Coronabeschränkungen mit Problemen oft allein

Die Gründe für die Abgabe seien „immer andere: Trennung, Wohnungswechsel oder wechselnde Arbeitsbedingungen“. Auffällig sei aber, dass die Haustiere zwischen zwei und drei Jahre alt sind, was ein Indiz für die Anschaffung während der Corona-Maßnahmen sein könnte. Die Schließung der Hundeschulen während dieser Zeit hat die Situation für Hundeerstbesitzer umso schwieriger gemacht. Wegen strenger Kontaktbeschränkungen waren die Menschen mit Problemen oft allein. „Das Treffen mit Leuten auf Hundewiesen fand nicht statt“, sagt der Experte. Solche Schwierigkeiten schützen die Leute aber nicht vor der Verantwortung, die sie für das Tier übernehmen: „Man darf nicht denken, es sei ein Auto, Sofa oder Fernseher. Es ist ein Lebewesen und man ist voll verantwortlich dafür.“

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„Situationen verändern sich natürlich.“ Die Besitzer können nicht immer ihre Tiere behalten. „Es gibt auch viele, die ihre Fehler zugeben“, dennoch sollten auch Leute, „die es sich wirklich gut überlegt haben“, einen Plan B bereithalten. „Irgendwann möchte der Nachbar auch nicht mehr auf den Hund aufpassen, während man in den Urlaub fährt“, betont der Leiter des Tierheims.

Mehr Infos zum Tierheim Siegen gibt es auf tierheim-siegen.de

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