Siegen-Wittgenstein. Siegen-Wittgenstein: Immer häufiger werden auch Kleintiere abgegeben. Experten geben Tipps, was man vor der Anschaffung beachten sollte.
Hasen, Hamster, Meerschweinchen – die knuffigen Nager gehören zur Kategorie Kleintiere und sind bei vielen Menschen als Haustiere sehr beliebt. Doch aus unterschiedlichen Gründen werden auch Kleintiere in den vergangenen Jahren immer häufiger abgegeben. Zeitmangel, Kosten, Aufwand – vor der Anschaffung sollte einiges beachtet werden, damit dies in Zukunft vermieden werden kann. Daher haben wir mit unterschiedlichen Menschen gesprochen, wie sie die Situation beobachten und was man vorher bedenken sollte.
Jessica Pietschmann arbeitet in der Kleintierabteilung im Tierheim in Siegen und kennt das Problem. „Ich arbeite jetzt seit acht Jahren in der Kleintierabteilung und kann sagen, dass es in den vergangenen Jahren mehr Kleintiere wie Kaninchen, Meerschweinchen, Ratten, etc. bei uns gibt. Was auch immer häufiger vorkommt, ist, dass die Anzahl der Tiere, die jemand bei uns abgibt, immer größer wird.“ Früher wurden aus einem Haushalt im Schnitt ein bis zwei Tiere ins Tierheim abgegeben, heute gebe es immer öfter Anfragen, bei denen es sich um mehrere Tiere handelt. „Hinzu kommen noch die Tiere, die als Fundtier zu uns kommen und in der Regel nicht von ihren Besitzern abgeholt werden“, so Pietschmann.
Und auch die Tierärztin Julia Henk-Schulte aus Weidenhausen befürchtet, dass dies durch die Pandemie mehr werden könnte. „In der Coronazeit nahm die Zahl der Anschaffungen zu – egal bei welcher Tierart. Wobei ich noch denke, dass es sich bei den Kleintieren noch im Rahmen halten wird.“ Und nicht nur das: „Durch die hohe Nachfrage an Haustieren wurden viele auch aus dem Ausland geholt – eventuell auch mit Krankheiten.“
Häufige Gründe
„Die Abgabegründe sind ganz unterschiedlich. Ein häufiger Grund ist, dass das Partnertier verstorben ist und das übrig gebliebene Tier nicht alleine bleiben soll. Da man aber die Haltung der Kleintiere aufgeben möchte, sucht man für das Tier einen neuen Platz. Viele Leute bedenken bei der Anschaffung leider nicht, dass eine Kleintierhaltung meistens eine Dauerschleife ist. Es bleibt immer ein Tier übrig, was dann einen neuen Partner braucht.“ Weitere Gründe seien neben einer Allergie auch die Kosten, gerade wenn das Tier einmal krank wird. „Ein Kleintier ist in der Anschaffung oft nicht so teuer, so vermutet man nicht, was für Kosten auf einen zukommen, wenn man sein Tier beim Tierarzt behandeln lässt.“ Immer wieder werde auch ungewollter Nachwuchs im Tierheim abgegeben. „Andere Gründe sind noch, dass sich die Haltung als doch aufwändiger erweist, als man gedacht hat, das Tier erfüllt nicht die Ansprüche, die man an es hatte ( nicht zahm genug, beißt...) oder es ist zu laut, riecht doch zu streng oder macht alles kaputt“, so Pietschmann.
Tipps für vor der Anschaffung
Wir haben mit Jessica Pietschmann, Tierärztin Julia Henk-Schulte und zwei Meerschweinchenhaltern aus Bad Berleburg darüber gesprochen, was Interessierte vor der Anschaffung von Kleintieren (in diesem Fall am Beispiel eines Meerschweinchens) beachten sollte:
Genügend Platz: Vor jeder Anschaffung sollte man sich überlegen, ob man dem Tier ein artgerechtes Leben mit ausreichend Platz ermöglichen kann, so Pietschmann. „Sie brauchen genügend Auslauf“, so ein Meerschweinchenhalter aus Bad Berleburg. Zudem, so Victoria Heß aus Bad Berleburg, braucht man genügend Platz für mindestens zwei Tiere. „Man sollte sie auf keinen Fall alleine halten.“
Die Kosten: Man sollte sich sicher sein, das man die finanziellen Mittel hat, auch größere Tierarztrechnungen zu bezahlen.
Futter: Wichtig ist auch die Ernährung. „Man sollte immer genug Heu haben. Generell fressen Meerschweinchen sehr viel“, so Wenzel aus Bad Berleburg.
Urlaub: „Ich sollte mir Gedanken darüber machen, wer sich um das Tier kümmert, wenn ich es selbst gerade nicht kann (Urlaub, Aufenthalt Krankenhaus)“, so Pietschmann.
Verantwortung: „Wenn die Tiere für Kinder angeschafft werden, sollten sich die Eltern immer im Klaren darüber sein, dass Kinder das Interesse an ihrem Haustier oft schnell verlieren und dass die Verantwortung immer bei den Eltern liegt. Wenn die Kinder älter werden und irgendwann ausziehen, sollte von Anfang an klar sein, was mit den Tieren in diesem Fall passiert und wer sich darum kümmert“, so Pietschmann.
Keine Kuscheltiere: „Es sollte einem bewusst sein, dass Meerschweinchen keine Schmusetiere sind. Wenn man die Tiere nicht von Beginn an daran gewöhnt, bedeutet es eher Stress für sie“, so Heß. „Natürlich kann immer etwas unerwartetes passieren und eine Haltung der Tiere ist nicht mehr möglich“, so Pietschmann. „Aber wenn man sich vor jeder Anschaffung ein paar Gedanken macht, kann man ganz viele Probleme vermeiden.“