Kreuztal. Thomas Knapp und Jacquelina Knapp sind in Kreuztal ein gutes Team: Das Vater-Tochter-Gespann restauriert Oldtimer mit absolutem Seltenheitswert.
389 Stunden hat Thomas Knapp einmal in einen Oldtimer investiert. Die „Giulietta SS Speciale“, ein Klassiker aus dem Jahr 1958, erstrahlte danach wieder in einem satten Rot. „Das Auto stand ein Jahr hier. Die Trockenzeiten mussten genau eingehalten werden“, erzählt Thomas Knapp. Für den italienischen Sportwagen brauchte er bisher die meiste Zeit. Für Oldtimer-Fans ist die „Lackiererei Thomas Knapp“ längst kein Geheimtipp mehr. Thomas Knapp und sein Team kümmern sich in der Werkstatt in Kreuztal um die komplette Restaurierung und Lackierung von Oldtimern.
Oldtimer in Kreuztal: „Ich habe nie damit gerechnet, dass das so einschlägt“
„Meine Kunden kommen aus Luxemburg, der Schweiz, Österreich und Deutschland. Das nimmt mittlerweile Formen an – total verrückt“, freut sich Thomas Knapp. Der Andrang ist riesig, seine Expertise hat sich in der Oldtimer-Szene rumgesprochen.
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Einen Termin für eine Restaurierung oder Lackierung zu finden, erfordert Vorlauf – so voll ist der Terminkalender der Lackiererei. Der nächste freie Platz ist erst wieder im Herbst 2023, es gibt Wartelisten. „Ich bin total ausgebucht“, sagt Thomas Knapp freudig. „Ich habe nie damit gerechnet, dass das so einschlägt.“
Oldtimer restaurieren in Kreuztal: Warum es hier Gänsehaut-Momente gibt
Bevor Thomas Knapp einen Oldtimer annimmt – dem Kunden also zusagt, dass er die Oldtimerlackierung und gegebenenfalls auch die Restaurierung durchführt – schaut er sich jedes Auto persönlich an. Manche Kunden hätten die Vorstellung, dass ihr Oldtimer nach einer Woche lackiert und fertig wäre. „Das kann ein halbes Jahr dauern, wenn von Grund auf neu aufgebaut wird“, sagt Thomas Knapp. Auch schaut er, ob ein Oldtimer überhaupt noch zu retten ist. Aus fast allen könne man aber etwas machen. „Dann hast du aus einem Stück irgendwas einen Traum wiederhergestellt“, so der 57-Jährige.
Seine Kunden hält er während des Restaurierungs- und/oder Lackierungsarbeiten mit Bildern stets auf dem Laufenden. Pro Oldtimer können das auch schon einmal 800 bis 1200 Bilder sein. Gewissermaßen sind die Kunden dann mehr oder weniger live dabei. Nur kurz vor Ende gibt es keine Bilder mehr: Der Gänsehaut- und Überraschungsmoment bleibt so gewahrt. Bei jedem Oldtimer gebe es eine Art Moment wie bei einem Neugeborenen, so Thomas Knapp. „Das erste Mal wieder das Auto sehen – das ist unglaublich.“
Oldtimer ab 30 Jahren
Ein Auto wird erst zum Oldtimer, wenn es vor mindestens 30 Jahren erstmals zugelassen wurde. Dann kann man auch das beliebte H-Kennzeichen am Gefährt befestigen. So original wie möglich sollte der Oldtimer dann sein, so Thomas Knapp.
Selten sind Oldtimer besonders umweltfreundlich. „Aber es ist ein deutsches Kulturgut. Wir sind das Land der Automobilbauer“, sagt Thomas Knapp. Am „liebsten Stück der Deutschen“ würden auch Umweltrichtlinien nicht viel ändern.
Mehr Infos gibt es unter www.lackiererei-knapp.de. Partnerbetrieb der Lackiererei Thomas Knapp ist „Oldtimer Morgen“ aus Siegen.
Thomas Knapps Kunden sind vor allem Männer. „Eventuell gibt es auch Damen, die verrückt nach Autos sind. Ich habe sie hier noch nicht gefunden“, sagt Thomas Knapp. Manchmal seien seine Auftraggeber aber auch Ehepaare – dann ist auch mal eine Frau dabei.
Oldtimer-Werkstatt in Kreuztal: So viel kostet das Lackieren und mehr
Gerade steht ein „Mercedes 170 DB“ aus dem Jahr 1953 in der Kreuztaler Werkstatt. „Bald kommt er zum Sandstrahlen“, sagt Thomas Knapp. Es stehen zeitgleich immer mehrere Oldtimer in der Werkstatt – wenn bei dem einen der Lack trocknet, kann bei dem anderen weitergemacht werden. Außerdem ist für jeden Oldtimer immer derselbe Mitarbeiter zuständig, da gibt es keine Wechsel. Außer Chef Thomas Knapp arbeitet in der Werkstatt noch seine Tochter und Auszubildende Jacquelina Knapp sowie Mitarbeiter Benjamin Scheel.
Für die perfekte Lackierung wird der Lack beim Oldtimer bis aufs Blech heruntergeschliffen, danach wird grundiert, gespachtelt, grundiert und es kommt ein „Füller drauf“, erläutert Thomas Knapp. Das sei das Trägermaterial für den Lack. Dann kommt irgendwann Farbe (Basis- und Klarlack). Zum Teil werden manche Schritte sogar nochmal wiederholt. Das Ganze kostet dann 7000 Euro aufwärts. Bei der Restaurierung kann es sein, dass ein Oldtimer im Innenraum beispielsweise komplett aus Holz gebaut wurde. Dann sind zahlreiche Karosserieinstandsetzungsarbeiten nötig.
„Man muss Gänsehaut kriegen beim Abholen“, sagt Thomas Knapp. Er bekommt sie auch so, immer wenn er von einem besonders tollem Auto spricht, stellen sich seine Armhaare auf. Das „Leuchten in den Augen“, wie er es bei seinen Kunden nennt, hat er dann auch selbst. Wenn sie am Ende begeistert seien, sei egal, wie viele Probleme der Oldtimer gemacht habe oder wie oft man wieder neu anfangen musste – „das entschädigt für alles“.
Oldtimer lackieren und restaurieren in Kreuztal: „Ich liebe meinen Job“
„Ich liebe meinen Job“, sagt Thomas Knapp. Und das ist nicht einfach nur daher gesagt, es ist deutlich zu spüren. 1984 machte er seine Lehre zum Fahrzeuglackierer, 1994 die Meisterprüfung zum Anwendungstechniker im Lackbereich. Danach war er jahrelang deutschlandweit als Lackexperte unterwegs, 2017 erwarb er dann die ehemalige Autowerkstatt „Gaetano Vaccalluzzo“ in Kreuztal, machte sich mit 53 Jahren selbstständig. Auf ihn habe niemand im Siegerland gewartet, so Thomas Knapp. Deswegen habe er sich überlegt, was er anders machen könne. So kam es zu den Oldtimern.
Ein Auto aus der Werkstatt von Thomas Knapp wurde sogar schon in Monaco versteigert. „Ich kann ein bisschen stolz sein, was ich auf die Beine gestellt habe“, sagt Thomas Knapp. „Ich bin mit Herz und Seele dabei.“
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Er konnte sogar seine Tochter von seiner Leidenschaft überzeugen. Sie möchte eigentlich eine Flugbegleiter-Ausbildung machen, ist dafür aber noch nicht alt genug. „Mal gucken, ob sie da wirklich hingeht“, sagt der stolze Vater und in seinen Worten ist auch ein Stück Hoffnung zu hören. Es ist eben schon schön, mit der eigenen Tochter zusammenzuarbeiten. „Wir verstehen uns gut“, sagt Jacquelina Knapp. Aber da ist eben dieser Traum vom Fliegen. Thomas Knapp hat sich mit seiner Werkstatt schon seinen (Lebens-)Traum erfüllt.
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