Siegen/Köln. Fahrgäste brauchen Geduld: Selbst für das notorische Sorgenkind der Bahn häufen sich aktuell Verspätungen und Zugausfälle des Rhein-Sieg-Express.

  • Der RE 9 auf der Siegstrecke ist häufig unpünktlich
  • Aktuell ist die Unzuverlässigkeit noch größer als sonst
  • Hauptgrund sind viele Baustellen im Großraum Köln

Die aktuellen Verspätungen und Ausfälle sind selbst für das „Sorgenkind“ der Deutschen Bahn in NRW außergewöhnlich: Der ohnehin schon notorisch unpünktliche Rhein-Sieg-Express (RE 9) fällt derzeit noch häufiger aus, kommt noch öfter zu spät am Siegener Hauptbahnhof an als ohnehin schon. Fahrgäste berichten von nahezu täglichen Beeinträchtigungen auf der Linie. „Wir bitten um Entschuldigung“, so ein Bahn-Sprecher auf Anfrage dieser Zeitung, „das hat zugenommen. Da sind wir derzeit nicht gut unterwegs.“

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Im Verhältnis zu den vergangenen Monaten und auch im Vergleich zum Vorjahreszeitraum sei man mit Pünktlichkeit und Ausfällen nicht zufrieden, die Verspätungen und Ausfälle hätten in der Tat zugenommen. Dies betreffe auch nicht bestimmte Zeiten, sondern verteile sich über den ganzen Tag.

Beeinträchtigungen im Großraum Köln wirken sich bis nach Siegen aus

Die Ursachen sind vielfältig: Das Frühjahr ist Bau-Zeit, auch bei der Bahn, Arbeiten gebe es aktuell sehr viele, „es ist viel los im Netz“, so die Bahn. Gerade im Großraum Köln sei das der Fall, an der Deutzer Brücke, über die auch der RE 9 den Kölner Hauptbahnhof erreicht und verlässt, dazu die Arbeiten an den elektronischen Stellwerken. Gerade im stark befahrenen Schienennetz des Rheinlandes wirken sich Beeinträchtigungen über Zeit und Distanz bis nach Siegen aus.

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Ohnehin ist das Liniensystem zwischen Rhein- und Siegerland auf Kante genäht: Verspätet sich der schnellere RE 9 bereits im Großraum Köln um wenige Minuten, schaukelt sich das im Fahrverlauf weiter hoch, weil er hinter den langsameren Zügen der Westerwald-Sieg- und Rothaarbahn herfahren muss und weiter Zeit verliert. Eine Möglichkeit zu überholen, gibt es auf dem fraglichen Streckenabschnitt nicht. Die Ankunft in Siegen erfolgt dann regelmäßig 20 Minuten – und mehr – später.

Jetzt rächt sich der jahrzehntelange Investitionsstau beim Verkehrssystem

Dazu kommen Vorfälle, die das ohnehin schon gestörte Gleichgewicht auf der Schiene weiter ins Wanken bringt: Kurzfristige Krankmeldungen des Bahn-Personals – zeitweise war der Verkehrskonzern auch von einer Omikron-Welle betroffen – oder immer wieder Personen im Gleis, was zu weiteren Verspätungen führt. Etwa zu je einem Drittel, so die Bahn, setzen sich zu normalen Zeiten Störungen aus externen Faktoren wie Stürme oder Personen im Gleis, Signal- und Weichenstörungen sowie Türstörungen zusammen, aktuell komme eben die verstärkte Bautätigkeit noch dazu. Ohnehin habe die gesamte Verkehrsleistung wieder stark zugenommen, nicht nur auf der Schiene, sondern auch auf den Straßen.

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Hier wird ein Grundproblem des Verkehrsnetzes im dicht besiedelten NRW deutlich: Der Infrastruktur-Ausbau sei in den vergangenen Jahren deutlich zu kurz gekommen, so die Bahn – Schiene und auch Straße. Während an der Schiene in der Vergangenheit vielfach doppelt vorhandene Gleisstränge sogar zurückgebaut wurden in der Annahme, diese würden wegen der Verlagerung auf die Straße nicht mehr benötigt, wurde auch am Fernstraßennetz gespart – das Ergebnis wird aktuell unter anderem an der Rahmede-Talbrücke deutlich, deren Sperrung zu erheblichen Umwegen für Privat- und Güterverkehr führt.

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Diesen Rückstau aufzuholen, das ist auch den Verantwortlichen bei der Deutschen Bahn klar, wird Jahrzehnte dauern. Einstweilen beobachte man die Lage auch auf der Rhein-Sieg-Strecke genau und prüfe intensiv, welche Maßnahmen die Verkehrssituation womöglich kurzfristig entlasten könnten.