Siegen/Kreuztal. Die Initiative Ruhr-Sieg-Strecke ist mehr als 35 Jahre alt. Die rechtzeitige Aufweitung der Tunnel hätte Transportprobleme verringert.

Die Bemühungen, die Bahnstrecken von und nach Siegen fit für den Güterverkehr zu machen, vergleicht IHK-Hauptgeschäftsführer Klaus Gräbener mit einer „unendlichen Geschichte, die mit der schon 1986 ausgerufenen „Initiative Ruhr-Sieg-Strecke“ beginnt.

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Stünde die Schienenverbindung Siegen-Hagen jetzt für jeden Schwerverkehr zur Verfügung, wäre die Belastung durch due Sperrung der der A 45 zumindest ein Stück zu mindern. „Man muss jetzt die richtigen Schlüsse ziehen“, fordert Klaus Gräbener im Gespräch mit dieser Zeitung. Denn Brückenbaustellen gehören schon vor der Sperrung der Rahmedetalbrücke zum Alltag auf der A 45. „Und das ist erst der Anfang.“ Bis die Siegtalbrücke als letzte große Baustelle abgewickelt ist, wird noch mehr als ein Jahrzehnt vergehen.

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Das ist der Stand der Planung

241 Kilometer lang ist die Bahnstrecke Hagen-Siegen-Hanau, die in den vordringlichen Bedarf des Bundesverkehrswegeplans eingestuft ist. Die Profile von zehn Tunneln müssen erweitert werden, die Strecke muss für Züge bis zu 1800 Tonnen stark gemacht werden, Ausweichgleise sind anzulegen. „Das Projekt befindet sich gerade in der Phase der Vorplanung“, antwortete die DB Netz AG auf den letzten Erinnerungsbrief der Siegener IHK im Oktober 2021, knapp zwei Monate vor der Rahmede-Sperrung.

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Vordringlich eingestuft war auch die Siegstrecke. Die könne auch ohne Ausbau als „attraktive Ausweichstrecke“ genutzt werden, heißt es in dem Bahn-Schreiben. Die Strecke könne mit Containern befahren werden, wie sie im kombinierten Lkw-Bahn-Verkehr eingesetzt werden. Eine Notwendigkeit für den zweigleisigen Ausbau zwischen Blankenberg und Merten sowie zwischen Schladern und Rosbach gebe es aber nicht, „da die Strecke bereits ausreichend dimensioniert ist“. Ähnlich formulierte das Bundesverkehrsministerium, dass auf der Siegstrecke „kein unmittelbarer Handlungsbedarf“ bestehe. Nur die NRW-Landesregierung schloss sich dem Wunsch aus Siegen an: „Leider“,so der damalige Verkehrsminister und heutige Ministerpräsident Hendrik Wüst, sei die Siegstrecke nicht in die Infrastrukturliste aufgenommen worden. Das Land teile „die von Ihnen dargestellte verkehrliche Bedeutung zur Beseitigung der Eingleisigkeit auf der Siegstrecke“. Brisanz bekommt das Anliegen wiederum durch die Rahmedealbrücke: „Wer den Umleitungsverkehr auf der A 4 Richtung Köln entlasten will, darf die Siegstrecke als Teil der Problemlösung nicht ausblenden“, heißt es in einem Brief der IHK an den Bundesverkehrsminister.

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Das würde auch jetzt gehen: Güter auf die Bahn

Das alles, so IHK-Hauptgeschäftsführer Klaus Gräbener, sei „nichts, was befriedigend ist“. Womit nicht gesagt ist, dass nicht auch jetzt die Verlagerung von Verkehr auf die Schiene möglich ist – vor allem über das Kreuztaler Kreisbahn-Terminal, von dem aus nicht nurganze Züge in den Süden, sondern auch Einzelwaggons mit Containern auf die Reise geschickt werden, nur eben keine Seecontainer, weil die Richtung Norden nicht durch die Tunnel passen. Klaus Gräbener schätzt, dass gut zwei Dutzend Firmen aus dem Bezirk der Industrie- und Handelskammer den Schienenweg nutzen oder nutzen wollen. Hans-Peter Langer, IHK-Geschäftsführer Standort und Infrastruktur, hat mitbekommen, dass DB Cargo neue Güterverkehrskunden akquiriert: „Da laufen viele Gespräche.“ Bekannt sind auch Bemühungen einer Spedition um einen neuen Gleisanschluss.

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Um Ausgleich für die Mehrkosten, die den Unternehmen entstehen, hat die IHK beim Bund und Land gebeten. „Ich bin mal gespannt, was daraus wird“, sagt Klaus Gräbener. Was einen Maut-Rabatt angeht, hat das Bundesverkehrsministerium gerade den Daumen nach unten gesenkt.

Gewerkschaften: Mehr Investitionen in die Schiene

Der Ortsverband der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) Südwestfalen fordert, den Containerbahnhof Kreuztal qualifiziert an den Intermodalverkehr (Straße/Schiene) anzubinden und den Rangierbahnhof Kreuztal auszulasten. Dazu müssten die eingleisigen Abschnitte auf der Siegstrecke beseitigt, ein einheitliches europäisches Zugsicherungssystem eingeführt und der Transport von „High Cube Containern“ auf den Hauptstrecken ermöglicht werden. „Das, was wir aktuell erleben. sind die Auswirkungen verfehlter und vernachlässigter Verkehrsinfrastrukturpolitik – auf der Schiene sowie auf der Straße“, so der Vorsitzende des EVG-Ortsverbandes Klaus-Hermann Müller und DGB-Geschäftsführer Ingo Degenhardt in einer Pressemitteilung. Dass von den zwei Milliarden Euro, die die Deutsche Bahn in NRW investiere, kaum etwas in der Region ankomme, sei „ärgerlich und unverständlich“, heißt es weiter. Wichtig sei es, dass die Menschen und die Wirtschaft auch im südlichen Südwestfalen von den Investitionen profitieren. Um die Klimaziele zu erreichen, sei eine Verkehrswende dringend erforderlich. „Hierfür brauchen wir eine sinnvolle Vernetzung der Verkehrsträger untereinander.“

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SPD: Mehr Geld für Unternehmen und Kommunen

Die SPD hat im Landtag „sofortige finanzielle Unterstützung“ für Region und Unternehmen beantragt. Steuerausfälle der Kommunen müssten kompensiert werden, das Land müsse einen Sonderfonds einrichtet, um für die infrastrukturellen Schäden aufzukommen. „Es ist schade für die ganze Region Südwestfalen, dass die schwarz-gelbe Regierungsfraktionen unseren Antrag blockiert haben. Das bringt die Region nicht weiter“, kommentiert SPD-Landtagsabgeordneter Falk Heinrichs das Ergebnis im Landtag. „Wenn es sich bewahrheiten sollte, dass der Neubau viele Jahre dauern wird, werden wir die Folgen noch lange spüren, vor allem die Industrieregion wird zu leiden haben.“ Daher müsse das Land schnell handeln.

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